Die SSB argumentiert mit dem eingerichteten Ruftaxi zwischen Königsträßle und Ruhbank, wenn jemand die Rückkehr zur alten Buslinie 70 fordert. Foto: Archiv Warth

Die SSB wiegelt ab, doch die Freien Wähler aus Degerloch lassen nicht locker. Sie wollen unbedingt die alte Buslinie 70 zurück. Sie sagen, auch die Schönberger hätten etwas davon, wenn sie in Degerloch einkaufen könnten.

Degerloch - Die Frage steht schon lange im Raum. Doch die Antwort lässt auf sich warten. Im März versammelten sich alle, die gerne die alte Buslinie 70 zurückhaben wollten im Seniorenwohnheim Haus auf der Waldau. Die Heimleitung des Hauses saß auf dem Podium ebenso wie Rolf Reihle als Vertreter des Degerlocher Gewerbe- und Handelsvereins und die Freien Wähler. Alle waren sich einig in dem Ziel, dass der Degerlocher Osten auch tagsüber über die Buslinie 70 an den Nahverkehr angeschlossen werden sollte. Die Freien Wähler hatten versprochen, im Bezirksbeirat einen entsprechenden Antrag zu stellen. Dies geschah im Frühjahr.

Doch eine Antwort der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ließ auf sich warten. Susanne Schupp, Sprecherin der SSB, gibt einen einfachen Grund dafür an. „Uns hat der Antrag aus Degerloch erst am 9. Juli erreicht“, sagt sie. Die Bezirkschefin Brigitte Kunath-Scheffold hat nun von der SSB Auskunft erhalten. Darin wird auf ein Ruftaxi verwiesen, das zwischen Degerloch und der Ruhbank verkehrt und aus Sicht der SSB eine ausreichende Alternative zur Buslinie 70 ist. Die SSB bezuschusse die Preise für die Fahrt, Menschen mit Schwerstbehindertenausweis könnten sogar kostenlos fahren, heißt es von Seiten der SSB. „Ich glaube, es ist wichtig, dass stärker hingewiesen wird auf dieses Angebot“, sagt Brigitte Kunath-Scheffold.

Das Ruftaxi sei ein Tropfen auf den heißen Stein

Die Befürworter der alten Buslinie 70 bleiben aber dabei, dass die alte Route alternativlos ist. Uli Demeter von den Freien Wählern bezeichnet das Ruftaxi als einen Tropfen auf den heißen Stein. „Es ist natürlich schön, wenn es für die Bewohner des Hauses auf der Waldau nun eine Möglichkeit gibt, ins Degerlocher Zentrum zu kommen. Aber ich denke auch an die vielen anderen Betroffenen, etwa die Schönberger die bei uns gern einkaufen würden“, sagt Demeter. Der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) Degerloch argumentiert schon lange, dass ein besserer Anschluss des Degerlocher Ostens und auch darüber hinaus ein großer Vorteil für die Geschäfte in Degerloch wäre.

Eberhard Klink vom GHV weist auf Kundschaft von außerhalb hin, die mit der alten Buslinie 70 wieder für einen Einkauf in Degerloch gewonnen werden könnte. Deshalb liege eine solche Fahrplanänderung stark im Interesse des Degerlocher Gewerbes. „Vor allem wäre es natürlich für die Schönberger selbst gut. Die gehen gern bei uns einkaufen. Das war schon immer so “, sagt er.

Die Freien Wähler wollen weiter für die alte Buslinie werben, macht Uli Demeter klar. Natürlich würden auch Alternativen überlegt, sagt Demeter.

Wäre ein Bürgerbus die Lösung?

Dabei wird immer wieder ein sogenannter Bürgerbus genannt, der tagsüber zwischen der Ruhbank und dem Degerlocher Zentrum verkehrt. Das Problem sieht Uli Demeter bei dieser Option aber in der ungeklärten Finanzierung. Der GHV hatte bereits klargestellt, dass er alleine für die Kosten eines solchen Bürgerbusses nicht aufkommen könne. Uli Demeter will in inoffiziellen Gesprächen von Seiten der SSB erfahren habe, dass diese sich einen geänderten Fahrtplan vorstellen könnte. Eine Bestätigung gibt es dafür nicht.

Stattdessen verweist die SSB auf das vorhandene Angebot eines Ruftaxis zwischen Ruhbank und dem Degerlocher Zentrum darauf, dass sich für sie das Thema Rückkehr zur alten Buslinie 70 überhaupt nicht stellt, da aus ihrer Sicht eine ausreichende Alternative vorhanden ist. Vorerst bleibt es also eine Vision vieler Degerlocher, dass der 70er-Bus auch tagsüber wieder vor dem Haus auf der Waldau hält, so wie es früher der Fall war.