Jakob Johnson (links) macht sich auf, um sich in der American-Football-Welt einen Namen zu machen. Nun spielt er mit der 44 im Neyland Stadium bei den Volunteers. Foto: z/Andrea Siepmann

Für Jakob Johnson von den Stuttgart Scorpions ging es mit einem angebotenen College-Stipendium nach Knoxville – und damit zu einem der traditionsreichsten Footballteams des amerikanischen Universitätssports überhaupt.

Degerloch - Am Sonntag wird das Neyland Stadium in Knoxville im Süden der USA wieder einmal aus allen Nähten platzen. Die gastgebende Universität von Tennessee erwartet, wie eigentlich bei jedem Heimspiel, ein ausverkauftes Haus mit 102 455 Besuchern, wenn das Football-Team der Volunteers gegen die Gäste von Utah State in die neue Saison der nationalen Meisterschaft in der höchsten Collegeliga (NCAA Division I, FBS) startet. Selbstverständlich wird das Spiel zusätzlich über das neu gegründete SEC-Network live ins ganze Land übertragen, einige Millionen Amerikaner werden das Spiel also auch noch an den Fernsehschirmen verfolgen.

Mit dabei ist einer von den Scorpions

Mittendrin in diesem ganzen Spektakel, als einer der Hauptakteure, wird dann ein 19-jähriger Schwabe sein, der noch vor nicht allzu langer Zeit vor gerade einmal dreistelligen Zuschauerkulissen seinem Sport nachgegangen ist: Jakob Johnson, Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen, und in Stuttgart geboren, ging bis vor gut einem Jahr für die U 19 der Stuttgart Scorpions in der Jugend-Bundesliga (GFL Juniors) aufs Spielfeld.

Sein letztes Spiel nach fünf Jahren für die Degerlocher hat der Defensivspezialist im Viertelfinale zur deutschen Nachwuchsmeisterschaft im Frühjahr 2013 in Saarbrücken bestritten. Über einen kurzen Abstecher an der Jean Ribault Highschool in Jacksonville/Florida, wo seine amerikanischen Verwandten leben, ging es für Johnson nun mit einem angebotenen College-Stipendium nach Knoxville zu einem der traditionsreichsten Footballteams des amerikanischen Universitätssports überhaupt.

Immer von den USA geträumt

„Ich habe meine ganze Karriere davon geträumt, eines Tages in die USA zu kommen und gegen die Besten in meiner Sportart zu spielen. Diesen Traum erfülle ich mir jetzt“, sagt Johnson, der einst mit Fußball begonnen hatte und über Basketball, Ringen und Schwimmen schließlich beim American Football gelandet war. Beim Nachwuchs der Scorpions war der 1,93 Meter große und 110 Kilogramm schwere Athlet schließlich so talentiert, dass er den Sprung in die deutsche Jugend-Nationalmannschaft schaffte.

Der Traum vom Heimatland der Sportart erfüllte sich dann aber erst, nachdem der Filderstädter alle Trainerteams der besten amerikanischen Universitäten mit einem persönlichen Bewerbungsbrief angeschrieben hatte und dann vor einem Jahr in Florida gelandet war, wo er bei den Verwandten seines Vaters leben und sich gleichzeitig für eine sportliche Karriere an einem College empfehlen konnte. Entschieden hat sich Johnson nach dem Besuch mehrerer Campusse für die traditionsreiche University of Tennessee, die sechs amerikanische Meistertitel, den bislang letzten 1998, gesammelt hat.

Empfehlung für eine mögliche Laufbahn in der NFL

Mit seinen neuen Kollegen wird Johnson nun bis Dezember zwölf Saisonspiele und ein Bowlspiel für die Volunteers in der South Eastern Conference (SEC) bestreiten, der wahrscheinlich besten Gruppe im Ligasystem, in der andere klangvolle Namen im Football wie die Universitäten von Alabama, Florida und South Carolina zu finden sind. Sieben der letzten acht Meister im College-Football kamen aus der SEC, eine bessere Empfehlung für eine mögliche Laufbahn in der Profiliga NFL gibt es für ein junges Nachwuchstalent wohl nicht.

Unter anderem trug Peyton Manning (Denver Broncos), Super-Bowl-Gewinner 2007 mit Indianapolis und einer der besten Quarterbacks der vergangenen zwei Jahrzehnte, einst das berühmte orangefarbene Trikot der „Vols“. Auch der ehemalige Degerlocher, der mit den meisten Stuttgarter Freunden noch fast täglich Kontakt über Telefon, Skype und die sozialen Netzwerke pflegt, hofft, nach seiner vierjährigen Universitätszeit mit sportlichen Leistungen genügend Aufmerksamkeit für ein Engagement in der besten Liga der Welt zu erregen.