Eine Tonne Fischkadaver wurden geborgen, fünf weitere werden auf dem Seegrund vermutet – es steht schlimm um den Max-Eyth-See, in dem es wegen der Hitzeperiode an Sauerstoff fehlt.

Stuttgart - Es wirkt fast zynisch, womit der Württembergische Anglerverein am Max-Eyth-See auf einer metergroßen Plane wirbt: „Fischerfest – 4. bis 6. September 2015“, mit Schwarzwaldforellen, Lachs und weiteren Fischspezialitäten. Denn: Mindestens die Hälfte aller Fische im See, schätzen Experten, sind tot. Grund ist der massive Algenbefall des Gewässers, ausgelöst durch die Rekordhitze in diesem Sommer. Die Algen entziehen dem See den Sauerstoff, den die Fische brauchen. Die Folge: Die Ufer sind mit Fischkadavern gesäumt. Eine Tonne toter Fisch wurde bereits geborgen. Aber es könnte noch schlimmer kommen.

Davon haben sich Städtebaubürgermeister Peter Pätzold und Umweltminister Franz Untersteller (beide Grüne) am Freitagnachmittag selbst überzeugt. Sie lobten die Behörden, die im Verbund aus Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW), Tiefbau- und Naturschutzamt seit Donnerstag Wasser umwälzen und Sauerstoff zuführen, um zu retten, was zu retten ist. Allerdings betont der Minister, dass man zukünftig besser für solche Probleme aufgestellt sein müsse: „Die globale Klimaerwärmung wird uns auch im Umgang mit Seen vor neue Herausforderungen stellen.“

Das heiße, selbst wenn die Lage jetzt noch in den Griff zu kriegen sei, müsse man nach Hitzeperioden künftig mit erneuten Schwierigkeiten im Max-Eyth-See rechnen. Wie lange die Maßnahmen zur Sauerstoffzufuhr noch aufrechterhalten werden, ist derzeit unklar. Und auch der Erfolg der Aktion ist noch ungewiss.

Der See ist noch nicht außer Gefahr

Auch wenn sich die Messwerte des Sauerstoffgehalts tagsüber verbessern, brechen sie nachts wieder ein. Denn wenn die Sonne nicht scheint, wird keine Fotosynthese betrieben. „Der See ist noch nicht aus der Gefahrenzone“, erklärt Hans-Hermann Schock vom Anglerverein.

Neben der geborgenen Tonne Fischkadaver vermuten er und ein städtischer Biologe mindestens weitere vier bis fünf Tonnen verendete Fische und damit etwa die Hälfte des Fischbestands auf dem Grund des Sees. In Stückzahl ließe sich das gar nicht mehr ausdrücken. „Dort, wo das Wasser klar ist, ist der ganze Grund mit toten Fischen bedeckt“, sagt Schock.

Auch andere Tiere sind vom drohenden Kollaps betroffen

Besonders betroffen seien Aale, Zander und Barsche. „Zäh sind dagegen die Karpfen und die Welse – bis jetzt haben wir nur einen toten Karpfen und keinen einzigen toten Wels zu beklagen“, sagt Schock. Aber auch andere Tiere sind vom drohenden Kollaps des Ökosystems im Max-Eyth-See betroffen. So könnten Vögel, die Fische fressen, gezwungen sein, sich neue Futterstellen zu suchen. Besonders Zugvögel dürften unter den reduzierten Beständen leiden.Und auch die Angler müssen sich jetzt nach neuen Gelegenheiten umschauen.

Selbst wenn es der Stadt gelingt, den See von weiterem Aussterben zu retten, muss das noch lange so bleiben. Denn Schock schätzt, dass es ohne weitere Zwischenfälle drei bis zehn Jahre dauert, bis der Fischbestand auf dem Niveau von vor der Katastrophe ist.

Die Stadt investiert seit 2007 jährlich 100 000 Euro in die Verbesserung der Wasserqualität des Max-Eyth-Sees. Weder Behörden, noch die anderen Anrainer des Sees, haben das Fischsterben aber kommen sehen.