Der Renault Zoe führt bei der Kaufprämie die Rangliste der Modelle an. Foto: Renault

Die staatliche Prämie für den Kauf von Elektroautos erfüllt die hoch gesteckten Erwartungen bislang nicht. Der Zuschuss kann nach Einschätzung von Beratern andere Handicaps wie ein lückenhaftes Ladenetz nicht ausgleichen.

Stuttgart - Vor einem Jahr hat das Bundeskabinett grünes Licht für die Einführung einer Kaufprämie für Elektroautos gegeben. Damit sollte der lahmende Absatz von Stromern in Schwung gebracht werden. Für die Anschaffung eines reinen Batteriefahrzeugs oder eines Autos mit Brennstoffzellenantrieb gibt es 4000 Euro, für Plug-in-Hybride mit einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor, deren Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann, erhalten Käufer einen Zuschuss von 3000 Euro. Die Kosten teilen sich je zur Hälfte der Staat und die Autoindustrie. Bis zu 400 000 Elektroautos sollten dadurch auf die deutschen Straßen kommen.

Die Erwartungen waren hoch. Doch der große Ansturm bleibt aus – ganz anders als bei der vor acht Jahren eingeführten Abwrackprämie. Damals gab es 2500 Euro Zuschuss beim Autokauf. Das für die Abwicklung zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) wurde von einer Antragswelle schier überrollt. Nach dem Start wurden damals binnen weniger Tage 150 000 Anträge gezählt.

Der Renault Zoe ist das gefragteste Modell

Seit Anfang Juli vergangenen Jahres nimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle nun die Anträge für den neuen Umweltbonus beim Kauf von Elektroautos entgegen. Im ersten Monat waren es 1791 Anträge. Bis Ende April dieses Jahres – also nach zehn Monaten – sind es genau zehn Mal so viel, nämlich genau 17 937.

Für das bis Mitte 2019 befristete Prämienprogramm steht ein Fördertopf von insgesamt 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Davon sind bisher jedoch erst rund 64 Millionen Euro verbraucht.

Deutlich vorne liegen mit gut 10 000 Anträgen bis jetzt die batterieelektrischen Autos, wobei der Renault Zoe hier das gefragteste Modell ist. Auf Platz zwei folgt der BMW i3. Insgesamt jedoch führt BMW vor Renault und Audi bei den Anträgen die Rangliste der Hersteller an. Mercedes-Benz liegt auf Platz sechs, Smart auf Platz neun.

Smart hatte anfangs ebenso wie Tesla ein Handicap

Sowohl Smart als auch die US-Marke Tesla hatten anfangs ein Handicap. Die Daimler-Tochter Smart litt darunter, dass der neue Smart beim Start des Programms noch nicht als Elektromobil verfügbar war. Tesla wiederum gehörte anfangs nicht zum Kreis der förderfähigen Autos, weil die Wagen zu teuer waren. Die Elektroprämie gibt es nur für Wagen, die netto weniger als 60 000 Euro kosten. Dieses Limit führt dazu, dass etliche Modelle der deutschen Premiumhersteller nicht gelistet sind und die Marke Porsche gar nicht auftaucht. Tesla senkte im vergangenen Jahr den Preis für ein Basismodell, wodurch auch die Käufer der US-Marke seitdem eine Prämie erhalten. Obwohl der große Ansturm auf die Kaufprämie ausbleibt, verteidigen die Autobauer diesen Zuschuss. Renault stockt den Bonus sogar aus eigener Tasche um 1000 Euro auf. Uwe Hochgeschurtz, der Chef von Renault Deutschland, meint, dass sich dies auszahlt. „Die E-Prämie war, ist und bleibt ein wichtiges Instrument, weil sie den Kunden klar vor Augen hält, dass er mit der Entscheidung für ein Elektrofahrzeug richtig liegt“, meint der Renault-Manager. Der Deutschland-Chef berichtet, dass sich die Aufträge für Stromer seit Einführung der Prämie sehr positiv entwickelt hätten. „Im ersten Quartal dieses Jahres konnten wir die Auftragseingänge verdoppeln“, sagte Hochgeschurtz. Der Automanager rechnet damit, dass sich die Nachfrage nach der Elektroprämie weiterhin positiv entwickelt. „Sie ist nach wie vor dynamisch, auch wenn die absoluten Zahlen noch nicht da sind, wo das alle gern hätten“, urteilt der Automanager. Hochgeschurtz rechnet ebenso wie Bundeskanzlerin Angel Merkel nicht mehr damit, dass bis 2020 insgesamt eine Million Elektrofahrzeuge auf den deutschen Straßen unterwegs sein werden. Es sei aber auch nicht dramatisch, wenn diese Zahl ein oder zwei Jahre später erreicht werde.

Berater vermissen bisher ein breites attraktives Angebot

Ebenso positiv äußert sich ein BMW-Sprecher. „Die Bafa-Anträge spiegeln nicht unmittelbar die Marktentwicklung wider“, gibt der Sprecher zu bedenken und weist darauf hin, dass es eine Verzögerung zwischen dem Auftragseingang und dem Antrag auf Förderung gebe. Die Aufträge für das Elektroauto i3 seien sprunghaft gestiegen, seit die Reichweite erhöht wurde. Dies werde sich erst in den kommenden Monaten in den Anträgen für die Prämie niederschlagen.

Die Stuttgarter Managementberatung Horvath & Partners hält es durchaus für möglich, dass die Millionengrenze bei den Elektroautos zwar nicht 2020, aber 2022 erreicht wird. Dieses Ziel werde erreicht, wenn die durchschnittliche Wachstumsgeschwindigkeit der vergangenen drei Jahre beibehalten werde, heißt es in einer Untersuchung der Berater. Ende vergangenen Jahres waren danach 69 000 Elektrofahrzeuge auf den deutschen Straßen unterwegs, davon rund 37 000 rein elektrisch. Im vergangenen Jahr sei ein Zuwachs von 60 Prozent erreicht worden, allerdings habe die Wachstumsrate damit deutlich unter den Werten der vorangegangenen Jahre gelegen.

„Nur wenige Treiber der Elektromobilität haben sich 2016 positiv entwickelt“, urteilt Oliver Greiner, der Autor der Studie. „Vor allem ist es den Herstellern noch nicht gelungen, eine ausreichend ansprechende und wirtschaftlich attraktive Auswahl an E-Modellen anzubieten“, urteilt Greiner. Neben der zu geringen Modellvielfalt verhindern nach dieser Studie auch zu hohe Preise und ein nur langsamer Ausbau der Ladeinfrastruktur an relevanten Verkehrspunkten bis jetzt einen Durchbruch der Elektromobilität. Dagegen kann nach Einschätzung der Stuttgarter Berater auch die Kaufprämie wenig ausrichten.