Der Renault Zoe führt bei der Kaufprämie die Rangliste der Modelle an. Foto: dpa-Zentralbild

Der große Ansturm auf die Kaufprämie für Stromer bleibt aus. Dennoch können E-Autos zum Renner werden, aber später als erwartet, meint Harry Pretzlaff

Stuttgart - Die Bundesregierung hat mit der Einführung einer Kaufprämie für Elektroautos gewaltige Erwartungen geweckt. Mit dem üppig gefüllten Fördertopf könnten bis zu 400 000 zusätzliche Stromer auf die deutschen Straßen kommen. Doch der große Ansturm bleibt aus. Nach zehn Monaten haben erst knapp 18 000 Autokäufer eine Prämie beantragt. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, kommen bis Mitte 2019, wenn die Förderung ausläuft, insgesamt nicht einmal 70 000 Anträge zusammen.

In Europa drohen noch schärfere Abgas-Grenzwerte

Die wirkliche Bilanz sieht noch schlechter aus, weil es auch Mitnahmeeffekte geben dürfte. Das heißt, Autokäufer, die sich ohnehin einen Stromer anschaffen wollten, kassieren dankend die vom Staat und der Autoindustrie gemeinsam finanzierte Prämie. Sie ist in diesen Fällen jedoch nicht entscheidend für den Kauf.

Obwohl die Prämie wenig Impulse bringt, wird die Elektromobilität in Fahrt kommen, jedoch später als von der Bundesregierung erwartet. Der Markt kommt indes nicht durch Prämien in Schwung, sondern in erster Linie durch staatlichen Druck. Die Autobauer wissen, dass sie in Europa noch mit viel schärferen Grenzwerten für den Klimakiller Kohlendioxid rechnen müssen. Diese können sie ohne E-Mobile niemals erreichen. Verschärft wird dies dadurch, dass der im Vergleich zum Benziner klimafreundlichere Diesel wegen des Lungengifts Stickoxid und dem Abgasskandal von VW in Misskredit geraten ist. Zudem drohen Fahrverbote für Verbrennungsmotoren in immer mehr Städten.

China zieht die Daumenschrauben an

Hinzu kommt, dass die chinesische Regierung die Daumenschrauben anziehen und verlangen wird, dass ein wachsender Anteil der verkauften Autos E-Mobile sind. Wer in China, dem größten Automarkt der Welt, mithalten wird, muss sich darauf einstellen. Deshalb investieren Autobauer weltweit massiv in die Verbesserung der Batterietechnik und in die Entwicklung einer ganzen Flotte von Elektroautos.

Bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts dürften die meisten Stromer beim Preis mit Verbrennern mithalten können – auch weil immer schärfere Umweltvorgaben Benzin- und Dieselmotoren verteuern. Zugleich wird die Reichweite von E-Autos deutlich zunehmen und das Ladenetz immer enger geknüpft. Damit kann das Elektroauto auch ganz ohne Kaufprämien zum Renner werden.