Jeder vierte Gründer klagt über Schwierigkeiten, einen Kredit zu bekommen – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Foto: dpa

Die Gründerszene wird bunter – auch deshalb, weil in Baden-Württemberg viele Einwanderer leben, die sich selbstständig machen. Und sie sind immer besser ausgebildet.

Stuttgart - Jeder dritte Existenzgründer in Baden-Württemberg hat ausländische Wurzeln. Doch die Zeit, in der Einwanderer überwiegend Döner- oder Gemüseläden eröffnet haben, ist vorbei. Fast ein Viertel aller Gründer mit ausländischen Wurzeln ist in modernen wissensintensiven Dienstleistungen tätig, stellt das Mannheimer Instituts für Mittelstandsforschung (IFM) fest. Sie sind etwa als Ärzte, Rechtsanwälte oder Ingenieure selbstständig. Im Gastgewerbe und Handel sind zusammengenommen noch 29 Prozent tätig – mit abnehmender Tendenz.

In Baden-Württemberg ist der Anteil der Einwanderer besonders hoch: 26 Prozent der Menschen haben einen Migrationshintergrund. Das ist der größte Anteil unter den deutschen Flächenländern. Von den 2,8 Millionen Menschen mit ausländischen Wurzeln im Land haben 1,5 Millionen einen deutschen Pass. „Das zeigt den festen Willen, sich zu integrieren“, sagt L-Bank-Vize Manfred Schmitz-Kaiser. Doch das Etikett Migrant bleibt lange haften. „In den USA käme niemand auf die Idee, die zweite oder dritte Generation von Einwanderern noch als Migranten zu bezeichnen“, so der Vorstand.

Die L-Bank als baden-württembergische Förderbank unterscheidet in ihrer Statistik nicht zwischen Gründern mit und ohne Migrationshintergrund. „Für uns ist jeder Gründer gleich“, sagt Schmitz-Kaiser. „Als Förderbank interessiert uns die Persönlichkeit des Unternehmers – hat er beispielsweise betriebswirtschaftliche Kenntnisse oder die Fähigkeit, den Markt zu überblicken – und ob die Gründungsidee gut ist.“

Schwierigkeiten, einen Kredit zu bekommen

Migranten neigen viel häufiger als Einheimische zur Gründung eines eigenen Unternehmens. Das zeigt eine Analyse von Gründungsaktivitäten in Deutschland im Rahmen des weltweiten Forschungsprojekts Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Ein Grund hierfür dürfte ihr höheres Risiko sein, arbeitslos zu werden, sagen die Forscher. Die Unternehmen von Migranten seien im Schnitt nicht weniger innovativ als die anderer Gründer. Und sie schaffen, das ergab die Untersuchung, besonders häufig Arbeitsplätze.

Die Dynamik lässt sich auch daran ablesen: In Baden-Württemberg hat die Zahl der Selbstständigen mit Migrationshintergrund zwischen 2005 und 2011 um 44 Prozent zugenommen, während gleichzeitig die Zahl der Selbstständigen ohne ausländische Wurzeln nur um vier Prozent gewachsen ist.

Jeder vierte Gründer klagt über Schwierigkeiten, einen Kredit zu bekommen – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. „Für eine Hausbank ist auch bei einem Gründer die entscheidende Frage, ob sie ihr Geld zurückerhält“, erklärt Schmitz-Kaiser das Risikobewusstsein der Kreditinstitute.

Gründungszahlen im Land gehen zurück

Wie viele den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, hängt auch mit der allgemeinen Wirtschaftslage zusammen. „Im Moment gehen in Baden-Württemberg die Gründungszahlen zurück. Das liegt an der florierenden Wirtschaft und an der Wirtschaftsstruktur im Land, die das begünstigen“, sagt der L-Bank-Vorstand. „Wer einen gut bezahlten Job in der Industrie hat, überlegt es sich gut, ob er diesen Arbeitsplatz aufgibt.“

Die Förderkredite der L-Bank sind gefragt. „Die Gründerförderung der L-Bank wächst gegen den Trend“, sagt Schmitz-Kaiser. Vergleicht man Januar bis September 2013 mit dem anteiligen Vorjahreszeitraum, haben die Anzahl der Förderkredite und auch das Volumen der Förderkredite um je gut 25 Prozent zugenommen. „Das liegt auch daran, dass Hausbanken öfter empfehlen, Förderkredite der L-Bank zu nehmen.“