Der alte Radarturm steht mitten in einem Wohngebiet in Stetten. Foto: Norbert J. Leven

Weil die Flugsicherung über die Verlegung des Radarturms in Stetten nachdenkt, prallen unterschiedliche Bürgerinteressen aufeinander.

Leinfelden-Echterdingen - Die mögliche Verlegung des Radarturms der Deutschen Flugsicherung (DFS) vom bisherigen Standort an der Straße Im Riedenberg in Stetten in das am südwestlichen Ortsrand gelegene Gebiet Solwiesen beschäftigt die Bürger weiterhin, auch wenn sich am Verfahrensstand seit dem Frühjahr laut Auskunft des Rathauses nichts geändert hat. „Es gibt nichts Neues von der DFS“, sagt die Erste Bürgermeisterin der Stadt Leinfelden-Echterdingen, Eva Noller, auf Anfrage unserer Zeitung. Bei der Flugsicherung dauerten die Standortprüfungen noch an.

Die Bürgerinitiative, die sich gegen den neuen Standort formiert hat (wir berichteten), forciert zurzeit trotzdem ihre Aktivitäten. „Wir haben Plakate und Banner drucken lassen“, sagt Walter Weishaupt, einer der Sprecher der Gruppe „Nein zum neuen Radarturm“. Einer ihrer Slogans lautet „Ja zum Naturschutz“. Die Proteststimmung soll an Gartenzäunen sichtbar werden.

Zielmarke: 1000 Unterschriften

Außerdem sammelt die Gruppe Unterschriften gegen das Vorhaben der Flugsicherung, die ihre Überlegungen zuletzt Anfang März in einer Ausschusssitzung des Gemeinderats erläutert hatte. Sammellisten liegen in Geschäften und Arztpraxen vor Ort aus. „1000 Unterschriften wollen wir zusammenbringen“, sagt Weishaupt. Die Initiative wehrt sich prophylaktisch dagegen, dass „zukünftig mehr Menschen als bisher in ihrer Lebens- und Wohnqualität beeinträchtigt werden“, sagt Weishaupt.

Der bisherige Kontrollturm steht mitten in einem Wohngebiet. Ein Radarturm in den Solwiesen wäre mehrere hundert Meter entfernt von der Wohnbebauung.

Die Initiative „Nein zum neuen Radarturm“ macht sich aber nicht nur Freunde, sondern spaltet Stetten in zwei Lager. Dem Rathaus liegt zwischenzeitlich ein von circa 80 Menschen unterzeichneter Brief aus dem Wohngebiet Im Riedenberg vor. Dessen Verfasser wehren sich gegen die Darstellung der Initiative, der Radarturm sei am alten Standort „akzeptiert“ und die Menschen hätten sich mit ihm abgefunden. Das sei „schlicht und ergreifend falsch“.

Verlagerung wurde schon 2005 in Aussicht gestellt

Im Gegenteil: Kaufinteressenten seien bei der Aufsiedlung des Gebiets „Vogelgärten“ 2005 damit geködert worden, dass der technisch veraltete Radarturm in absehbarer Zeit verlegt werde. „In diesem Glauben haben damals viele Familien ihre Immobilie gekauft“, heißt es weiter. „Die Unterzeichner und alle logischen Argumenten gegenüber offen eingestellten Bürger“ unterstützen die von Bürgermeisterin Noller geäußerte Ansicht, dass „ein Neubau – ob im Gewann Solwiesen oder an anderer Stelle – die richtige Entscheidung ist“. Noller selbst rechnet mit einem Antrag der DFS „nicht vor dem Herbst“.

Info
Die Bürgerinitiative „Nein zum neuen Radarturm“ ist auf Facebook aktiv und baut zurzeit eine Internetseite auf.