Der Durchbruch ist in den Verhandlungen der Firma Bosch mit dem Verteidigungsministerium um den Flugplatz in Malmsheim noch nicht gelungen. Der Bundeswehr-Rettungshubschrauber soll jedoch bis 2012 starten und landen können.

Renningen - Der Durchbruch ist in den Verhandlungen der Firma Bosch mit dem Verteidigungsministerium um den Flugplatz in Malmsheim noch nicht gelungen. Der Bundeswehr-Rettungshubschrauber soll jedoch auch während der Bauarbeiten bis 2012 starten und landen können.

SAR steht für Search and Rescue, zu deutsch: Suchen und Retten. Als die Bundesrepublik 1956 der Internationalen zivilen Luftfahrtorganisation der Vereinten Nationen beitrat, verpflichtete sie sich unter anderem, nach allen überfälligen, vermissten und abgestürzten Luftfahrzeugen in ihrem Hoheitsgebiet zu suchen - ob zivil oder militärisch, ob einheimisch oder ausländisch. In Deutschland ist die Bundeswehr mit diesem Auftrag betraut, von zehn Standorten aus erfüllt sie ihn über Land und auf hoher See.

Der SAR-Hubschrauber für Baden-Württemberg sowie Teile von Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und vom Saarland ist seit 1998 in Renningen-Malmsheim (Kreis Böblingen) stationiert. Von hier aus soll die dreiköpfige Besatzung innerhalb von 45 Minuten jeden Punkt ihres Einsatzgebiets erreichen können. Allerdings geht es beim SAR-Dienst schon längst eher selten um abgestürzte Flugzeuge: 90 bis 95 Prozent aller Einsätze resultieren aus ganz normalen Notrufen nach Feuerwehr und Rettungsdiensten, die Unterstützung brauchen und auch die Bundeswehr anfordern. Der vielleicht spektakulärste Einsatz war die Sturmflut 1962 in Hamburg. Später halfen die SAR-Piloten beim ICE-Unglück in Eschede (1998), beim Brand der Gletscherbahn in Kaprun (2000) oder beim Elbehochwasser in Sachsen und Sachsen-Anhalt (2002).

Auch das Malmsheimer Team von SAR 46 besteht aus einem Piloten, einem Bordmechaniker und einem sogenannten Luftrettungsmeister, der wie ein Rettungssanitäter ausgebildet ist. In den vergangenen Jahren gab es einen spektakulären Einsatz etwa bei einem Tauchunfall an einem Baggersee in Karlsruhe 2006: Drei junge Leonberger Sporttaucher hatten den Notaufstieg aus etwa 30 Meter Tiefe gewählt, weil die Atemregler eingefroren waren. Ein schneller Aufstieg kann allerdings auch später noch zu Lähmungen oder sogar zum Erstickungstod führen, weshalb das Trio so schnell wie möglich in eine Druckkammer musste. SAR 46 aus Malmsheim sowie Christoph 41 aus Leonberg und Christoph 43 aus Karlsruhe von der Deutschen Rettungsflugwacht flogen die jungen Männer zum Robert-Bosch-Krankenhaus nach Stuttgart.

So wie es aussieht, dürfen die Männer von SAR 46 drei weitere Jahre in Malmsheim starten. Bei der Bundeswehr wird zwar schon seit 2001 darüber nachgedacht, den letzten Standort in der Region Stuttgart außer dem Landeskommando Baden-Württemberg in Bad Cannstatt und der Wehrbereichsverwaltung Süd am Pragsattel zu schließen. Als Mobilisierungsstützpunkt hat Malmsheim bereits ausgedient. Die aktuellen Verkaufsgespräche mit der Firma Bosch ziehen sich aber hin. Bosch will im März die zehn Hektar umzäunten Geländes und weitere 20 Hektar daneben kaufen, um bis 2012 ein 160 Millionen Euro teures Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung für alle Standorte in Europa zu bauen. 1500 Arbeitsplätze sollen entstehen, wovon 400 Stellen angeblich neu wären.

Die Gespräche sind allerdings schwierig, weil die Bundeswehr den nahen Flugplatz auch für künftige Übungen der Fallschirmspringer reklamiert. Bosch dagegen möchte sich diese 65 Hektar als Erweiterungsmöglichkeit für die Zukunft sichern. Ein weiteres Thema ist der Hubschrauber. Eine Bundeswehr-interne Prüfung des SAR-Konzepts ist seit kurzem abgeschlossen. Ergebnis laut einem Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums: "Ein SAR-Kommando im Raum Renningen-Malmsheim ist notwendig, um eine lückenlose Abdeckung des Bundesgebiets durch den SAR-Dienst sicherzustellen."

Die Stationierung ist nach Angaben aus der Leitstelle auch davon abhängig, wann die neuen NH-90-Hubschrauber kommen. Sie sollen die Bell UH-1D ersetzen, die seit rund 30 Jahren SAR-Dienst tun. Schwierigkeiten in Entwicklung und Produktion sorgen beim NH-90 allerdings seit Jahren für Verzögerungen. Ansonsten müsste ein Alternativstandort "in räumlicher Nähe zu Renningen-Malmsheim" liegen, sagt eine andere Sprecherin des Ministeriums unserer Zeitung, ohne das in Kilometern anzugeben.

Für die Übergangszeit scheint sich allerdings eine Lösung abzuzeichnen: "Nach den bisherigen Äußerungen der Robert-Bosch-Gruppe soll der SAR-Standort am Flugplatz Renningen-Malmsheim auch während der geplanten Baumaßnahmen, zumindest bis 2012, weiterhin betrieben werden können", sagt die Sprecherin.