An der Köpfertstraße parken vermehrt Autos mit auswärtigen Kennzeichen. Die Anwohner, die keinen privaten Stellplatz haben, beschweren sich darüber. Foto: Cedric Rehman

Die Anwohner der Köpfertstraße in Plieningen leiden unter Urlaubern, die ihnen die Straße zuparken. Die Leute sparen sich so die Parkgebühr am Flughafen und der Messe. Die Stadt weiß um dieses Problem, doch es gibt angeblich keine Handhabe.

Plieningen - Die voll bepackten Einkaufstaschen hebt sie eine nach der anderen aus ihrem Kofferraum. Die Frau hat das Auto an der Köpfertstraße geparkt. Dort wohnt sie. Einen eigenen Stellplatz habe sie aber nicht, und das sei genau ihr Problem, sagt sie. Es käme häufig vor, dass sie keinen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zu ihrer Wohnung findet, berichtet die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Dann müsse sie länger schleppen, wenn sie ihre Einkäufe vom Auto zum Haus transportiert. „Seit dem Sommer ist es besonders schlimm, im September war die Köpfertstraße voll mit Autos, die auswärtige Kennzeichen haben“, sagt sie. Einmal sei ein solcher Wagen zwei Wochen lang an der Straße gestanden. Nach ein paar Tagen sei die Stoßstange beschädigt worden. „Da hat der Besitzer wohl eine böse Überraschung erlebt, als er aus dem Urlaub zurückgekommen ist“, sagt sie.

Urlauber sparen sich die Parkgebühr

Sie spricht aus, was viele Menschen an der Köpfertstraße denken: Urlauber, die sich Gebühren für das Parken am Flughafen sparen wollen, würden die Straßen Plieningens als kostenlose Alternative nutzen, um ihr Fahrzeug während ihrer Reise abzustellen, vermuten viele in Plieningen. „An der Echterdinger Straße ist ja die Bushaltestelle. Da können die Leute dann bequem einsteigen und mit der 122 zum Flughafen fahren“, sagt die Frau.

Tipps, wo in Plieningen öffentlich geparkt werden kann, finden sich zuhauf im Internet. Da die Köpfertstraße keine Anliegerstraße ist, müssen die Autofahrer zudem keine Konsequenzen fürchten. Die Anwohner ohne eigenen Stellplatz müssen sich den Parkraum mit anderen teilen, woher sie auch immer kommen. Die Stadt kontrolliere zwar verstärkt in Plieningen, sagt Thomas Grab, stellvertretender Leiter der Stuttgarter Verkehrsüberwachung. „Wir können aber nur Verstöße gegen die Parkordnung ahnden. Dazu gehört das Abstellen eines Fahrzeuges im öffentlichen Parkraum nicht“, sagt er.

Auch die Messe ist für den Parktourismus verantwortlich

Thomas Grab spricht von einem Verdrängungswettbewerb, der die Parkraumsuche im Bezirk bisweilen zu einem schwierigen Unterfangen mache. Nicht nur der Flughafen und die Messe in unmittelbarer Nähe seien dafür verantwortlich, sondern auch die Universität. „Viele Studenten kommen zum Semesterbeginn nach Plieningen und suchen eine Wohnung. Dabei sind viele eben mit dem Auto ihrer Eltern unterwegs“, sagt er. Grab vermutet, dass auch deshalb die Parkraumsituation sich im September akut verschärft hat, da im Oktober das Semester an der Uni Hohenheim begonnen hat. „Es dürfte wieder besser werden, wenn alle Studenten eine Bleibe gefunden haben“, sagt er.

Ihm fällt die Beschwerde eines Vaters ein, der sich jüngst bei ihm beklagt hat. Seine Tochter, die ihr Studium in Hohenheim beginnt und ein Zimmer sucht, musste wegen eines Parkverstoßes in Plieningen eine Geldbuße zahlen. „Der Vater hat mir gegenüber gesagt, dass er seiner Tochter ein Klappfahrrad kaufen wird und sie dann eben in weniger zentralen Straßen in Plieningen ihr Auto abstellen wird, um mit dem Fahrrad im Bezirk unterwegs zu sein“, sagt Grab. Das Beispiel erkläre, warum sich das Problem des knappen Parkraums von den Hauptverkehrsstraßen in Plieningen zunehmend auf Nebenstraßen verschiebe. „Die Leute suchen sich einfach Straßen, die weiter weg sind vom Zentrum“, sagt Grab.

Parkraummanagement ist nicht vorgesehen

Einen Weg, die Straße für die Anwohner freizuhalten, sieht Grab nicht. Eine Anliegerstraße würde wenig helfen. „Da müsste ein Polizist am Eingang der Straße jeden Einzelnen überprüfen, ob der Fahrer Anwohner ist oder nicht“, sagt er. Bei einem Bewohnerparken wiederum dürfe nur die Hälfte der vorhandenen Parkfläche für die Anwohner reserviert werden. Ein Parkraummanagement wie im Stuttgarter Westen, bei dem die Anwohner einen kostenpflichtigen Bewohnerpass bekommen, während der Rest einen Parkschein lösen muss, sei für Plieningen im Moment nicht angedacht, sagt Grab. „Das müsste der Gemeinderat entscheiden.“ Er verweist stattdessen auf Flughafen, Messe und Universität und nennt es wünschenswert, dass diese ihre Parkplatzkapazitäten ausweiten.

Der Sprecher des Flughafens, Volkmar Krämer, verweist dagegen darauf, dass es am Flughafen genügend Parkplätze gäbe. Dennoch könne der Flughafen seine Gäste nicht dazu zwingen, sie zu benutzen. „Das muss ordnungspolitisch geregelt werden“, sagt er. Anders ausgedrückt sieht er die Verantwortung für eine Lösung der Parkplatzsituation in Plieningen bei der Stadt. Auch die Anwohner scheinen es ähnlich zu sehen wie der Flughafensprecher. Ein Mann, der gleichfalls an der Köpfertstraße wohnt, berichtet, dass sogar sein privater Stellplatz einmal von einem anderen Auto besetzt war. „Der war nach ein paar Stunden wieder weg, sonst hätte ich die Polizei gerufen“, sagt er. Auch er ist der Meinung, dass die Stadt handeln müsste. „Das Verhalten ist einfach zu dreist“, sagt er.