Eine Maschine von Air Berlin am Manfred-Rommel-Flughafen Stuttgart: Wie lange es nach dem 15. Januar noch Starts nach Abu Dhabi geben wird, ist ungewiss Foto: Flughafen Stuttgart GmbH

Der Flughafen Stuttgart peilt im Jahr 2016 einen neuen Rekord mit elf Millionen Passagieren an. Er ist im Aufwind. Alles wäre für die Verantwortlichen wunderschön, gäbe es da nicht einen Wermutstropfen: Die Tage des Linienflugs nach Abu Dhabi könnten gezählt sein. Selbst der grüne Verkehrsminister stemmt sich dagegen.

Stuttgart - Am 15. Januar wird der Linienverkehr zwischen Stuttgart und Abu Dhabi möglicherweise letztmals in Zusammenarbeit von Air Berlin und Etihad stattfinden – und bald vielleicht gar nicht mehr. Zur Monatsmitte soll die Genehmigung des Luftfahrtbundesamts für die Kooperation bei dem täglichen Flugpaar auslaufen. Die deutsche Airline und ihre arabische Geldgeberin forderten die Fortsetzung. Das Verwaltungsgericht Braunschweig gab ihnen einen Korb – nun gingen die Airlines in Berufung.

Die Flughafendirektoren Georg Fundel und Walter Schoefer befürchten seit Monaten das Ende. Das ärgert sie, denn in dem Abu-Dhabi-Flug sehen sie eine Verbindung, die Passagiere aus Stuttgart schnell zu einem Drehkreuz am Persischen Golf bringt, wo sie auf viele Flüge umsteigen können. Fundel und Schoefer bangen um momentan 70 000 Fluggäste, darunter solche vom Golf, die viel Geld in der Region ließen.

Minister redet Bundesregierung ins Gewissen

Gäbe das Oberverwaltungsgericht Lüneburg den Braunschweiger Richtern bei der Auslegung der komplizierten Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten Recht, müsste das nicht zwingend das Aus für die täglichen Flüge der Air-Berlin-Maschine zwischen Stuttgart und dem Golf sein. Air Berlin würde den Flugplan vorerst auf jeden Fall aufrecht erhalten. Aber die Gefahr ist groß, wenn auch das übergeordnete Gericht der gemeinsamen Vermarktung dieses Fluges und 28 anderer Strecken durch die beiden Airlines einen Riegel vorschieben sollte. In diesem Fall steht bei Air Berlin die Wirtschaftlichkeit auf dem Prüfstand. Rund die Hälfte der Buchungen führt Air Berlin auf die Vermarktungsschiene von Etihad zurück. Die Araber bieten den Flug wie Air Berlin unter einer eigenen Flugnummer an. Das bringt in der Regel mehr Passagiere.

Das Luftfahrtbundesamt erlaubt unbefristet aber nur eine bestimmte Zahl von Flügen zwischen Deutschland und den Emiraten – und auch nur zu manchen Flughäfen, darunter München. Das lässt nicht nur Fundel klagen. Auch Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) redete am Donnerstag vor 280 Gästen beim Neujahrsempfang am Flughafen Tacheles. Der Bund müsse für fairen Wettbewerb sorgen und dürfe Lufthansa-Drehkreuze wie München nicht anders behandeln als Flughäfen wie Stuttgart. Die Landesregierung werde alles tun, damit man ab Stuttgart einen besseren Direktzugang zu anderen Regionen der Welt erhalte. In Stuttgart geht der Verdacht aber dahin, dass der Bund und die Lufthansa etwaige Konkurrenz vom Golf zu Lufthansa-Bastionen wie München oder Frankfurt lenken, von Flughäfen ohne Fernverbindungen der Lufthansa aber fernhalten wollen.

2015 ist die Fluggastzahl enorm gewachsen

Davon abgesehen sind die Flughafenchefs zufrieden. 2015 seien mit 10 526 920 Passagieren gut 800 000 Reisende oder 8,2 Prozent mehr gekommen als 2014. Die Zahl der Starts und Landungen stieg um 4,9 Prozent auf 130 485. Für 2016 rechne man erneut mit drei Prozent mehr Passagieren. Bleibe die Nachfrage stabil, komme „die 11-Millionen-Marke in Reichweite“. Der wirtschaftliche Erfolg sei schön, sagte der Minister. Die Rückkehr zum Wachstum im Luftverkehr stelle für die Klimapolitik aber ein Problem dar. Die Luftfahrtbranche müsse entschiedener das „elektrische Fliegen“ oder zumindest das Fliegen mit weniger klimaschädlichem Treibstoff vorantreiben.