Die A-380 von Emirates landet bald in Frankfurt Foto: Emirates

Die Fluggesellschaft Emirates mit Sitz in Dubai wächst rasant. Deutschland habe in den vergangenen Jahren allerdings kaum davon profitiert, erklärt der Vizepräsident und Vertriebsvorstand der Airline, Thierry Antinori im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.

Die Fluggesellschaft Emirates mit Sitz in Dubai wächst rasant. Deutschland habe in den vergangenen Jahren allerdings kaum davon profitiert, erklärt der Vizepräsident und Vertriebsvorstand der Airline, Thierry Antinori im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.

Herr Antinori, neuerdings bedienen Sie die Strecke Dubai–Frankfurt mit einem Airbus A380. Kann man daraus die große Bedeutung von Deutschland als Markt für Emirates ableiten?
Deutschland ist weltweit einer der wichtigsten Märkte für uns. Wir fliegen neunmal pro Tag nonstop von Deutschland nach Dubai, jetzt dreimal pro Tag mit dem A380 – zweimal von München und seit dem 1. September auch einmal von Frankfurt. Damit ist Deutschland unter den Top Fünf unserer Märkte.
Dass Sie mit Ihrem Flugzeug-Flaggschiff ausgerechnet zum deutschen Drehkreuz nach Frankfurt kommen, wirkt wie eine Provokation gegenüber Ihrem früheren Arbeitgeber, der Lufthansa.
Für uns steht der Kunde im Mittelpunkt. Die Entscheidung, diese Strecke mit der A380 zu bedienen, ist nur getroffen worden anhand von Kundenanalysen. Wir haben jetzt 165 Sitzplätze mehr pro Tag. Wie die anderen Fluggesellschaften darauf reagieren, müssen sie selbst entscheiden.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Bedeutet die neue A380-Verbindung, dass die Preise für den Kunden fallen werden?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Aber ich kann Ihnen versichern: Es wird auch in Zukunft ab Frankfurt attraktive Tarife von Emirates geben.
Wohin fliegen denn die meisten Emirates-Passagiere aus Deutschland?
In Richtung Osten. Derzeit sind etwa 25 bis 30 Prozent unseres Geschäfts direkt Dubai. Sonst fliegen die Kunden nach Australien, Ostafrika, China, Südostasien oder Indien. Das ist sehr gut verteilt.
Emirates verzeichnet seit 26 Jahren in Folge Gewinne. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Einer der zentralen Erfolgsfaktoren ist, dass wir an unserem Flughafen-Drehkreuz in Dubai rund um die Uhr operieren können. Außerdem müssen wir in Dubai nicht viele Steuern bezahlen. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber den Fluggesellschaften in Europa.
Derzeit steuert Emirates von Dubai aus vier deutsche Flughäfen an. Gibt es Pläne, Ihr Streckennetz auf noch mehr Städte hierzulande auszuweiten?
Wir sind bereit, mehr zu tun. Wir würden sehr gern nach Stuttgart und Berlin fliegen und die Touristen dorthin bringen. Ich bin mir sicher, das würde sich für beide Seiten lohnen.
Was hindert Sie?
Es gibt das bilaterale Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten aus dem Jahr 1975, wonach wir nur vier Landeerlaubnisse auf deutschem Boden haben.
Das bedeutet, Ihr Kontingent ist vorerst erschöpft.
Richtig – seit wir 2006 Hamburg als vierte deutsche Stadt aufgenommen haben. Danach haben wir unser weltweites Netz noch um 60 weitere neue Strecken erweitert, unter anderem geht es nun von Dubai nach Newcastle, nach Madrid und Barcelona, Venedig, Lyon sowie mehrere Städte in den USA, in China und in Australien. Eines der wenigen Länder, das seit 2006 nicht an diesem Wachstum von Emirates partizipiert hat, ist Deutschland. Aber wir respektieren das Abkommen.
Das heißt, Sie sind nicht sauer?
Nein. Sehen Sie, wir haben in der ersten Septemberwoche zwei neue Strecken in Europa eröffnet: Dubai–Oslo und Dubai–Brüssel. Es hätten auch die deutsche Hauptstadt Berlin oder der starke Wirtschaftsstandort Stuttgart sein können – es war nicht so. Wir haben Geduld. Wir wissen, es wird eines Tages klappen mit der Lockerung der Regelung.
Was macht Sie so zuversichtlich?
Die Bundesregierung vertritt die Interessen der deutschen Bürger. Und wir wollen nur, dass die Auswahl für den deutschen Bürger noch größer wird, wenn er fliegt. Ich finde, das ist schön. Das ist Marktwirtschaft.
Glauben Sie denn, dass die Strecken von Dubai nach Berlin oder Stuttgart auch ausgelastet sein würden?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Verbindungen für Menschen auf beiden Kontinenten attraktiv sind. Die Araber mögen Deutschland. Es ist grün, es ist gut organisiert, es gibt eine gute Infrastruktur, und es gibt eine gute medizinische Versorgung. Außerdem lieben und kaufen Araber deutsche Produkte. Der Emirates-Fuhrpark ist voll von deutschen Autos. Unser Chairman, Seine Hoheit Ahmed bin Saeed Al-Maktoum, fährt zum Beispiel Porsche Cayenne.
Abgesehen vom Streckenausbau – wie wollen Sie es schaffen, dass das Wachstum von Emirates auch künftig anhält?
Eine Marke ist ein Hauptentscheidungsfaktor für den Kunden. Deshalb wollen wir die Marke weiter aufbauen. Und da gibt es nichts Besseres als Sport – weil Sport die Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Deshalb investieren wir bewusst in Sport, vor allem in Fußball.
Sie sind unter anderem einer von sieben Exklusivpartnern des Fußball-Weltverbands Fifa. Der Vertrag läuft allerdings zum Jahresende aus. Sind Sie daran interessiert, Ihr Engagement zu verlängern?
Wir sind in Diskussionen. Wir haben noch ein bisschen Zeit, um das zu entscheiden. Aber wir sind zufrieden. Wir haben eine sehr gute Präsenz bei der WM 2014 vor wenigen Wochen in Brasilien gehabt.
Zuletzt ist die Fifa aber auch wegen Korruptionsvorwürfen in die Kritik geraten . . .
Ich bin Airliner, nicht Fußball-Funktionär. Grundsätzlich wünschen wir aber uns einen fairen Sport – auf und neben dem Spielfeld.
In Deutschland sind Sie Partner des Hamburger SV. Sind Sie zufrieden mit diesem Engagement?
Der HSV ist Gründungsmitglied der Bundesliga und eine sehr starke Marke in einer der wichtigsten Städte in Deutschland. Wir haben einen Vertrag, der noch bis Juni 2015 läuft. Und wir haben keine Absicht, uns zu verabschieden.
Trotz der sportlichen Misere? In der vergangenen Saison wendete der HSV den drohenden Abstieg in die zweite Liga erst in der Relegation ab.
Natürlich brauchen wir auch Leistung. Zweite Liga ist nicht das, was wir mit unserer Marke verbinden.
Können Sie sich auch vorstellen, bei einem anderen deutschen Club – etwa dem VfB Stuttgart – einzusteigen?
Prinzipiell ja, aber wir werden nicht zwei Vereine zur selben Zeit sponsern. Wenn es aus irgendeinem Grund mit dem HSV nicht weitergehen sollte, sind wir offen für einen anderen Club – warum nicht? Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für uns.
Partnerschaften mit Vereinen kosten inzwischen viel Geld. Könnte es auch sein, dass Ihnen das Engagement im Fußball irgendwann zu teuer wird?
Wir kennen unsere Grenzen. Wir schauen deshalb auch nicht, was andere Unternehmen machen, sondern konzentrieren uns auf unser eigenes Sponsoring-Portfolio.
Wo liegt Ihr finanzielles Limit?
Jeder Vertrag ist unterschiedlich. Bei gewissen Vereinen wie Real Madrid oder dem FC Arsenal liegt das Limit zwischen 25 und 30 Millionen Pfund pro Jahr (zwischen 32 und 38 Millionen Euro, d. Red.).
Und diese Summen werden Sie in Zukunft auch nicht erhöhen?
Wir werden schauen, wie sich der Markt entwickelt. Aber momentan planen wir das nicht.