Der Feldweg am Sonatenweg, mit dem die Flüchtlingsunterkunft erschlossen wird, bleibt einspurig. Foto: Archiv Lederer

In Stammheim wird eine Flüchtlingsunterkunft errichtet, die bis zu 243 Menschen Platz bietet. Bei einer Informationsveranstaltung über die geänderte Zufahrt zu den Häusern haben Anwohner ihren Unmut kundgetan.

Stammheim - Am 16. Juli dieses Jahres hat der Gemeinderat beschlossen, im Rahmen der sogenannten Tranche vier auch in Stammheim eine Flüchtlingsunterkunft zu errichten. Drei Systembauten an der Ottmarsheimer Straße sollen Platz für 243 Menschen bieten. Zunächst war die Zufahrt zu dem Gelände über die Ottmarsheimer Straße und damit an drei Kindertagesstätten vorbei geplant. Dies hatten Anwohner und Kommunalpolitiker kritisiert. Daraufhin wurden die Pläne geändert, das Gelände wird nun über die Segelfalterstraße und den Sonatenweg erschlossen.

Um die Bürger über diese geänderte Wegeführung zu informieren, fand am vergangenen Donnerstag, 29. Oktober, im Stammheimer Bezirksrathaus ein Informationsabend statt. Gleich zu Beginn wies die Bezirksvorsteherin Susanne Korge darauf hin, dass es sich um eine Informationsveranstaltung und nicht um eine ergebnisoffene Diskussion handele: „Es ist keine große Politik, ich bin nicht Frau Merkel – es geht heute um Stammheim und die Zufahrt zur Unterkunft“, sagte sie.

In einem anonymen Flugblatt wurden Ängste geschürt

Dass dann letztlich doch immer wieder auch grundsätzliche Dinge diskutiert wurden, lag vermutlich auch an einem anonymen Flugblatt, das in den Tagen zuvor in Stammheim verteilt wurde. Darin werden in Bezug auf die Flüchtlingsunterkunft Ängste geschürt und auch Unwahrheiten verbreitet, wie etwa dass dort mehr als 300 Menschen untergebracht werden sollen. Nicht zuletzt deshalb zeigte sich Korge gegenüber der Nord-Rundschau verärgert über das Schreiben, wollte es aber auch nicht überbewerten. Es spreche für sich, dass es anonym verfasst wurde, sagte sie: „Es ist doch bezeichnend, dass man nicht dazu steht, wenn man schon so Kritik äußert.“

Nachdem Ende September die Baugenehmigung erteilt und in der vergangenen Woche mit dem Bau begonnen wurde, hätte sie viele Anrufe und Mails bekommen, sagte die Bezirksvorsteherin beim Info-Abend. „Es ist eine rein landwirtschaftliche Fläche und kein Natur- oder Landschaftsschutzgebiet“, betonte sie daher gegenüber den Besucher des Info-Abends. Das Gelände sei auch keine Frischluftschneise, erklärte Korge – einige der mehr als 50 Anwesenden bezweifelten dies allerdings. Vereinzelt wurden auch Beschwerden laut, dass die Entscheidung für den Standort still und heimlich getroffen worden und deshalb undemokratisch sei. Diese Kritik ließ Korge aber nicht gelten. „Es gibt Fragen, Sorgen und Ängste, das verstehe ich“, sagte die Bezirksvorsteherin. Allerdings sei das Thema mehrfach in öffentlichen Sitzungen des Bezirks- und des Gemeinderats behandelt und letztlich auch im dafür zuständigen Gemeinderat öffentlich beschlossen worden. „Heute geht’s um die geänderte Zufahrt, und nicht darum, wo gebaut wird.“

Sie erklärte, dass durch die neue sechsgruppige Kita ohnehin schon mehr Verkehr durch die Ottmarsheimer Straße rolle. Zudem seien dort nicht nur die drei Kitas, sondern auch deutlich mehr Anwohner betroffen als bei einer Zufahrt über die Segelfalterstraße. Zudem gebe es entlang der neuen Wegeführung genug städtische Flächen, um den Feldweg auf die benötigten 3,50 Meter zu verbreitern. Der Weg bleibe aber einspurig, sagte Korge: „Die zweite Spur wurde nur für die Bauphase gebaut.“ Es werde lediglich einige Ausweichstellen für den Gegenverkehr geben. Dafür müssten keine Bäume gefällt werden, sagte Korge. Ebenso soll der benachbarte Bolzplatz nicht angetastet werden. Zudem solle durch einen Poller oder ähnliches die Durchfahrt auf die Ottmarsheimer Straße versperrt und damit Schleichverkehr verhindert werden – deswegen komme auch eine Einbahnstraße nicht in Frage.