Im Flüchtlingsheim in der Böblinger Straße sind seit September vorigen Jahres rund 160 Flüchtlinge, zum Beispiel aus Syrien, untergebracht. Foto: Achim Zweygarth

Im Bezirksbeirat sind offene Fragen zur neuen Unterkunft in der Böblinger Straße besprochen worden. Günter Gerstenberger vom Sozialamt hat einen Überblick über die aktuelle Flüchtlingssituation im Süden gegeben.

S-Süd - Der Bezirksbeirat Süd hat sich in seiner Sitzung am Dienstag mit der aktuellen Situation im Flüchtlingsheim in der Böblinger Straße 18 befasst. Günter Gerstenberger vom Sozialamt gab als Verantwortlicher einen bebilderten Überblick über die Räumlichkeiten und organisatorischen Fortschritte im Haus.

Der Großteil kommt aus den Balkanstaaten

Auf einer Gesamtfläche von 2662 Quadratmetern erstreckt sich die im September vergangenen Jahres eröffnete Unterkunft in der Böblinger Straße mit ihren fünf Etagen. Gut 160 Menschen aus elf unterschiedlichen Herkunftsländern leben derzeit in der Unterkunft im dicht besiedelten Wohngebiet. Den Großteil bilden Geflohene aus den Balkan-Staaten, Eritrea und Syrien. Etwa 46 Plätze pro Etage bietet die Unterkunft, im Dachgeschoss befinden sich die Büros der Angestellten und ein Mehrzweckraum, der eigens für die Nutzung als Gemeinschaftsraum für beispielsweise Deutschkurse umgebaut wurde.

Besonders hoch ist die Anzahl der Kinder im Flüchtlingsheim: 40 der Bewohner, also knapp ein Viertel, sind zwischen 3 und 14 Jahren alt. „Ab dem 15. Februar werden zwei der bisher bewohnten Räume freigemacht und für die Kinderbetreuung und andere Freizeitaktivitäten freigemacht“, sagt Günter Gerstenberger. Damit wolle man einen Ausgleich schaffen, da der Innenhof nur sehr wenig Platz biete.

Auch die Dachterrasse der Unterkunft sei aus sicherheits- und baurechtlichen Gründen nicht als Aufenthaltsort für Kinder geeignet. Die Fraktionen im Bezirksamt begrüßten die Einrichtung der Kinderspielzimmer. Die bisherige Nutzung der Freifläche im Innenhof ist vielen dagegen bislang ein Dorn im Auge. Dort soll zwar die Anzahl der großen Müllbehälter von bislang 14 auf 7 reduziert und die verbliebenen eingefasst werden.

Christiane Speyer vom Bündnis 90/Die Grünen sieht aber vor allem in den im Hof geparkten Fahrzeugen derzeit noch ein Problem. Gerstenberger, der die Müllcontainer zum dringendsten Problem erklärt hat, sieht die Freichflächennutzung daher momentan als zweiten Schritt. Deswegen würden momentan auch die Fahrzeuge der Mitarbeiter im Innenhof geduldet.

Perspektive der Anwohner darf nicht zu kurz kommen

Auch Wolf-Dieter Wieland von der FDP sieht den Umbau der Freifläche als wichtiges Anliegen. Durch eine Behausung der Fläche könne man sowohl die Nachbarn vor Lärm schützen als auch den Platz bei schlechtem Wetter nutzen. Roland Petri von der CDU wünscht sich dagegen eine Balance der Interessen beim Flüchtlingsheim in der Böblinger Straße. „Ich habe wenig über die Belange der Anwohner gehört“, sagt er in der Sitzung des Bezirksbeirats. Es gelte, auch die Perspektive der Anwohner in dieser Sache mehr zu berücksichtigen. Gleichzeitig lobte er aber den bisherigen Dialog als eine „sehr gute Sache“.

Für weitere Diskussionen sorgte der Zugang zum Internet für die Hausbewohner. Auf Nachfrage von Michael Knödler (SÖS-Linke-Plus), warum bisher kein Internetanschluss angeboten würden, erklärte Gerstenberger, dass bislang keine der 73 Unterkünfte in Stuttgart eine Genehmigung für freien Zugang zum Internet für die Flüchtlinge habe. „Die Versorgung darf für die Stadt Stuttgart keine rechtlichen Risiken bergen“, sagt Gerstenberger. Lediglich in Vaihingen laufe ein Pilotprojekt, welches zusammen mit dem Chaos Computer Club auf die Beine gestellt wurde.

Tobias Leicher, Anwohner und Mitglied im „Freundeskreis Böblinger Straße 18“ sieht im betreuten Surfen eine Möglichkeit, rechtliche Risiken auszuschließen. Auch äußerte er sich zum bisherigen Verhältnis mit den Bewohnern des Hauses: „Nach leichten Startschwierigkeiten stehen wir inzwischen in gutem Kontakt“, so Leicher. Auch Günter Gerstenberger beurteilte die Stimmung zwischen An- und Bewohnern. Man sei bei den Beschwerden „im grünen Bereich“. Die Nachbarn wüssten mittlerweile, an wen sie sich bei einer nächtlichen Ruhestörung zu wenden hätten. Auch, dass die Unterkunft Tag und Nacht durch Personal besetzt sei, sei hier ein Plus für das nachbarschaftliche Verhältnis. Betrieben wird die Unterkunft durch die Hostel GmbH, die soziale Betreuung leistet die Evangelische Gesellschaft.