Die CDU äußerte im Degerlocher Bezirksbeirat die Sorge, dass die Situation in der Flüchtlingsunterkunft eskalieren könnte. Foto: Tilman Baur

Wie auch in anderen Unterkünften üblich, wird im Flüchtlingsheim in Degerloch nach sechs Monaten der Wachdienst abgezogen. Der CDU im Bezirksbeirat bereitet dies dennoch Unbehagen.

Degerloch - Die CDU-Fraktion im Degerlocher Bezirksbeirat sorgt sich um die Sicherheitslage in der Flüchtlingsunterkunft am Guts-Muths-Weg. 300 Flüchtlinge sind derzeit auf der Waldau untergebracht. In letzter Zeit höre sie immer öfter, dass dort die ohnehin schon angespannte Stimmung kippe, sagte Elfriede Grunow-Oßwald (CDU) jüngst im Bezirksbeirat. „Es gibt Gruppierungen, die gegeneinander arbeiten. Die Stimmung ist explosiv.“ Ihre Einschätzung stützt sie auf eigene Beobachtungen als Aktive im Freundeskreis Degerlocher Flüchtlinge, aber auch auf Aussagen anderer. Verschärft werde die Lage nun dadurch, dass der Wachdienst abgeschafft werden solle. „Einige befürchten, dass die Situation nun eskaliert“, sagte Grunow-Oßwald. Auch Drogen seien im Spiel, die Sache insgesamt brenzlig.

Auf Anfrage bestätigt das Sozialamt die Informationen der CDU-Fraktion. Der Sicherheitsdienst am Standort Guts-Muths-Weg werde zum 12. Dezember beendet, so Marco-Oliver Luz, Leiter der Abteilung Flüchtlinge beim Sozialamt. Das ist aber nichts Besonderes. Der Sicherheitsdienst, so Luz, werde in der Regel nach sechs Monaten abgezogen. So laute die allgemeine Empfehlung des Innenministeriums für Flüchtlingsunterkünfte mit mehr als 300 Plätzen. „Nach sechs Monaten, so unsere Erfahrung, hat sich bei den Anwohnern die Unsicherheit in Normalität, zumeist freundschaftliche Nachbarschaft gewandelt“, sagt Luz. Auch seien die Bewohner durch hauptamtliche Mitarbeiter sowie die Freundeskreise im Normalfall zu diesem Zeitpunkt so gut betreut, dass sie selbstständig und umsichtig reagieren könnten, so der Abteilungsleiter weiter.

Allgemeine Empfehlung des Innenministeriums

Elfriede Grunow-Oßwald überzeugt das indes nicht. „Es ist vor allem das ständige Kommen und Gehen, das für Unruhe sorgt“, sagt sie. Die Konflikte seien ganz unterschiedlich: kulturell, ethnisch, aber auch zwischen jüngeren und älteren Bewohnern. Im Sommer sei die Lage bereits einmal eskaliert, als mitten in der Nacht die Polizei gerufen werden musste, so Grunow-Oßwald.

Präventive Aktionen sind schwierig

Deshalb sähe es die CDU-Bezirksbeirätin gern, wenn der Wachdienst über die übliche Frist hinaus in der Unterkunft stationiert bliebe. „Auch wenn nicht oft etwas passiert, so hat der Wachdienst doch eine abschreckende Wirkung“, argumentiert sie. Ob die Chance darauf besteht, wollte Marco-Oliver Luz nicht kommentieren. Auch nicht, ob der Wachdienst in anderen Unterkünften schon länger als sechs Monate eingesetzt worden ist. Mit Rücksicht auf die Sicherheitslage der anderen Unterkünfte wolle man keine Details kommentieren, so der Mann vom Sozialamt.

Der Polizei jedenfalls sind zunächst die Hände gebunden, wie der bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats anwesende Filder-Revierleiter Martin Rathgeb eingestand. Solche Probleme, so Rathgeb, seien immanent in Flüchtlingsunterkünften. „Wir können natürlich nicht einfach eine Razzia im Asylbewerberheim machen“, so der Revierleiter. Präventive Aktionen seien generell schwierig. „Ich kann mit dem Sozialamt und mit der Heimleitung sprechen“, so Rathgeb, Konkretes könne er aber nicht zusagen.