Bürgermeister Michael Lutz, Architekt Christian Wiegel, Marco Noller, Bauamt und Katharina Jacob vom Ordnungsamt (v.l.) informierten die Anlieger. Foto: Ursula Vollmer

Bei einem Infoabend lassen sich Anlieger und Mitglieder der Stadtkapelle über die Asylunterkunft beim Musikerheim im Aichgrund informieren.

Waldenbuch - Etwa 50 Anlieger und Mitglieder des Musikvereins Stadtkapelle Waldenbuch haben am Donnerstagabend die Gelegenheit genutzt und sich aus erster Hand zum geplanten Bauvorhaben Im Aichgrund informiert. Wie berichtet, soll dort eine Unterkunft für 48 Flüchtlinge geschaffen werden, die ein Bleiberecht haben und so lange auf die städtische Anschlussunterbringung angewiesen sind, bis privater Wohnraum (und ein Arbeitsplatz) gefunden werden konnte. 30 weitere Menschen mit demselben Status sind bereits untergebracht, insgesamt 114 sollen es bis Ende des kommenden Jahres sein. „Jedenfalls nach heutigem Stand“, sagte Bürgermeister Michael Lutz mit Blick auf die statistische Kurve, die fürs ganze Land steil nach oben strebt.

„Es geht um eine Mammutaufgabe“, sagte der Rathauschef deutlich – zumal für den Landkreis auch die vorläufige Unterbringung von fast 200 Menschen zu bewerkstelligen sei. „Das alles wird nicht ohne Versiegelung von Grünflächen gehen“, sagte Lutz, der einem Einwand gleich zu Beginn der Versammlung entschieden widersprach. „Die Verantwortlichen machen doch ohnehin, was sie wollen“, hatte ein Bürger die Einladung zur Anwohnerversammlung schriftlich kommentiert. Jedermann könne in öffentlichen Sitzungen die Entscheidungswege des Gemeinderates nachvollziehen, sagte der Verwaltungschef und verwies auf den einstimmigen Beschluss des Gremiums, einen Architekten mit dem Entwurf für das Gebäude Im Aichgrund zu beauftragen.

Eingeschossige Modulbauweise

Christian Wiegel vom Büro s3architekten stellte zwei versetzt angeordnete, asymmetrische Riegel vor, die durch einen gemeinsamen Bereich – etwa für die Sozialbetreuung – verbunden werden sollen. Um den Eindruck eines massiven Baukörpers am Ortseingang zu vermeiden, wurde die Unterkunft in eingeschossiger Modulbauweise mit Flachdach geplant. Die Kostenschätzung liegt bei gut einer Million Euro; im Juni 2016 soll bereits alles fertig sein.

Als Baustoff wurde Holz gewählt. „Wie sieht es bei diesem Material mit dem Brandschutz aus?“, erkundigte sich ein Gast, der im Ernstfall ein Übergreifen auf das direkt benachbarte Musikerheim befürchtete. Mehrfach hakten Zuhörer auch bei der dreijährigen Betriebsgenehmigung nach, die voraussichtlich um drei weitere Jahre verlängert werden wird. „Und dann?“, wollte eine Anliegerin wissen, „entsteht nach sechs Jahren hier ein Baufenster?“ Seriös könne kein Mensch die künftigen Rahmenbedingungen vorhersagen, betonte Lutz; fest stehe aber, dass es keinen Automatismus gebe, sondern rechtlich vorgegebene Planungsabläufe.

Standort am Ortsrand wird bemängelt

Ebenfalls bemängelt wurde der Standort am Ortsrand: „Das ist nicht Integration, sondern Ausgrenzung“, monierte ein Teilnehmer; für deutlich kommunikativer halte er das Gelände am Hallenbad. Für den Aichgrund spreche immerhin sowohl ein Bushalt als auch der bewegungsaktive Spielplatz und ein Supermarkt jenseits der Straße, sagte Lutz und brachte einen Zebrastreifen ins Gespräch. Für den Parkplatz am Hallenbad rege der Haushaltsantrag der CDU-Fraktion außerdem Seniorenwohnungen an.

Andere Vorbehalte äußerte eine Mutter, die sich um ihre „schönen Töchter“ sorge, wie sie sagte. Nicht weiter vertiefen wollte der Architekt seine Erfahrung: Er war im Vorfeld anonym angegangen worden. Zum Schluss der Diskussion dankte Bürgermeister Lutz aber für die insgesamt besonnene Tonlage des Abends und vor allem für die Hilfe jener 130 Engagierten des Flüchtlingskreises, die sich bereits intensiv um die Ankommenden bemühen. „Dieser Integrationsaufgabe müssen wir uns alle stellen“, forderte er.