Nach dem Umbau des Hotels Nödinger Hof in Stetten soll das Grundstück teilweise zur Nachbarschaft hin durch einen Zaun abgegrenzt werden. Das ist ein Ergebnis der Angrenzeranhörung. Foto: Natalie Kanter

Der Umbau des Hotels Nödinger Hofs zur Sammelunterkunft für Flüchtlinge soll im Juni beginnen. Der Kreis muss sich dabei an einige Auflagen halten.

Leinfelden-Echterdingen - Das Einzelzimmer kostet 69 Euro, das Doppelzimmer ist für 89 Euro zu haben – zumindest außerhalb von Messezeiten. Die Betreiber des Nödinger Hofs in Stetten preisen im Internet noch immer die Vorzüge ihres Beherbergungs- und Gastronomiebetriebs an.

Auch vor Ort gibt es bisher keinerlei Hinweise darauf, dass das Gebäude schon bald zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut wird. Kraftbrühe mit Flädle und griechische Spezialitäten stehen auf der am Eingang ausgehängten Speisekarte. Die Parkplätze des Hotels sind belegt. Ein Getränkelieferant parkt am Donnerstagvormittag vor dem Haus und lädt Kisten ein und aus.

Unterkunft für 160 Menschen

Doch der Schein trügt. Denn lange werden Messebesucher und andere Reisende in dem Drei-Sterne-Haus nicht mehr ein- und auschecken können. Der Landkreis steht in den Startlöchern. Mitte bis Ende Juni soll mit dem Umbau begonnen werden, teilt Pressesprecher Peter Keck auf Nachfrage mit. Ende des Jahres wird sich das bisherige Hotel in eine Sammelunterkunft für bis zu 160 Menschen in Not verwandelt haben. Die Baugenehmigung der Großen Kreisstadt liegt vor. „Die Ausschreibungen laufen“, sagt Keck.

Der Kreis nimmt allein für den Umbau, nach Angaben des Sprechers, einen „niedrigen Millionenbetrag“ in die Hand. Und muss sich an einige Auflagen halten. Um den Brandschutzvorschriften gerecht zu werden, werden zwei Treppen an das bestehende Gebäude angebaut – eine wird in Richtung des bestehenden Wendehammers, die andere in den Garten des Hauses führen. Ein zweiter Fluchtweg wird auf diesem Weg für die künftigen Bewohner geschaffen.

„Wir halten uns an Vorschriften“

Braucht ein Asylantenheim einen besseren Brandschutz als ein Hotel? Dazu sagt Keck: „Die Räume werden umgewidmet.“ Das Gebäude musste deshalb von einem Brandschutzbeauftragten neu unter die Lupe genommen werden. Und: „Wenn in einem Haus mehr als zwölf Flüchtlinge untergebracht werden sollen, gelten eben bestimmte Vorschriften“, sagt der Sprecher. „Und an die halten wir uns.“

Arbeiter werden zudem Zäune in die Höhe ziehen. Sie sollen das Gelände des künftigen Flüchtlingsheims in Teilbereichen von den Nachbargrundstücken abgrenzen. Eine Abtrennung wird im Garten des bisherigen Hotels stehen, die andere auf dem Wendehammer. Diese Maßnahme ist ein Resultat aus der Angrenzeranhörung, die die Stadtverwaltung in die Wege geleitet hatte. „Die Anwohner haben Wünsche geäußert. Wir haben mit dem Landkreis darüber gesprochen“, war dazu aus der städtischen Bauverwaltung zu hören. Allen Wünschen aber könne man sicherlich nicht gerecht werden.

Anwohner äußern Ängste

Wer mit Bewohnern der direkt angrenzenden Mietwohnanlage spricht, erfährt von deren Ärger über die Pläne. Auch dar-über, dass der Infotermin der Angrenzeranhörung offenbar für mitten am Tag anberaumt und damit für Berufstätige nicht zu besuchen gewesen sein soll. Diese Darstellung weist das zuständige Baurechtsamt zurück. Die Veranstaltung habe am frühen Abend begonnen.

Man wünscht sich auch, dass das bisher gute nachbarschaftliche Verhältnis am Unteren Kasparswald nicht gestört wird. Man hat Angst um sein Hab und Gut. Die Lage des Heims wird in Frage gestellt. Schließlich sei der nächste Lebensmittelladen fern. Eine Frau äußert immerhin Verständnis für die Situation der Flüchtlinge. „Das sind auch nur Menschen“, sagt sie. Sie wurden schließlich in ihrer Heimat verfolgt und müssen nun irgendwo unterkommen. Sie macht aber darauf aufmerksam, dass das Gebäude direkt an einer viel befahrenen Straße liege. Ein Zebrastreifen fehle.

Probleme gibt es überall

Den Befürchtungen der Bürger steht die Not des Landkreises gegenüber. Dieser hat jeden Monat aufs Neue bis zu 240 frisch eingereisten Asylbewerbern ein Dach über dem Kopf zu bieten. Etwa 1800 Plätze sind derzeit in Planung, bis Jahresende müssen 2400 geschaffen werden. „Wir müssen die Menschen einfach unterbringen“, sagt Keck. Damit mache sich der Landkreis freilich alles andere als beliebt. Denn Probleme mit den Nachbarn gebe es überall.