Stadtdekan Hermes Foto: Peter Petsch

Christian Hermes, Repräsentant der Katholischen Kirche in Stuttgart, hat dem Chef der rechtspopulistischen AfD im Flüchtlingsstreit die Leviten gelesen. Das ist in Ordnung, meint Josef Schunder im Kommentar, aber er hat sich weiter vorgewagt, als es in der Sache unbedingt nötig war.

Stuttgart - Die Stimmung ist hitzig. Die Rechtspopulisten der AfD werfen dem katholischen Stadtdekan letzten Endes Amtsmissbrauch vor, weil er eisenhart den Jargon von AfD-Chef Klingler in der Flüchtlingsdebatte anprangerte. Das ist Unsinn.

Früher sind klare Stellungnahmen der Kirche immer wieder mal schmerzlich vermisst worden. Dass Hermes jetzt Klartext redet, ist im Prinzip zu begrüßen und nicht zu beanstanden. Allerdings hätte er sich einen guten Dienst erwiesen, wenn auch er bei der Wortwahl vorsichtiger gewesen wäre. Dass er Klingler einen Rassisten nannte, ist erklärungsbedürftig. Was Hermes sonst noch sagte, hätte ausgereicht. Ob man dafür Facebook nützt, ist eine Geschmacksfrage, aber nicht mehr.

Bei Klingler geht es um mehr. Er hat sich als gnadenloser Populist betätigt. Er dürfte ja kritisieren, dass Deutschland und Stuttgart zu viele Flüchtlinge aufnehmen müssen, obwohl das Land keine EU-Außengrenze hat und nicht in diesem Maß verpflichtet wäre. Die Sorgen der Bürger deswegen sind legitim. Statt die Suche nach Lösungen zu unterstützen, schürt Klingler aber Emotionen – mit unwägbaren Folgen. Das darf man brandstifterisch nennen. Und das verdient klare Worte.