Vielen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft hätten Lust, sich in Birkach oder Plieningen ehrenamtlich zu engagieren. Foto: Archiv Heinz Heiss

In Plieningen wird ein Projekt vorbereitet, bei dem sich die Flüchtlinge aus dem Asylheim ehrenamtlich engagieren. Mögliche Kooperationspartner sind das Paracelsus-Gymnasium, das Jugendhaus Birkach und das Seniorenheim Schönberg.

Plieningen - Es ist als Experiment gedacht, das andere beflügeln soll. Die stellvertretende Bezirksvorsteherin von Plieningen und Birkach, Stephanie Reinhold, hat ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem sich Flüchtlinge aus der Unterkunft im Wolfer in den beiden Bezirken ehrenamtlich engagieren sollen. Die Erfahrungen, die dabei gemacht werden, wenn die Hilfsbedürftigen selbst zu Helfern werden, wird sie in ihrer Masterarbeit für das Fach Public Management auswerten. Reinhold studiert berufsbegleitend an der Hochschule für Finanzen und Verwaltung in Ludwigsburg und bereitet ihren Abschluss vor.

Aus den Ergebnissen ihrer Arbeit könnten Gemeinden dann Schlüsse ziehen, inwiefern ein ehrenamtliches Engagement von Asylbewerbern deren Akzeptanz in der Bevölkerung fördert und so zur Integration von Flüchtlingen beiträgt. Reinhold arbeitet seit Anfang des Jahres daran, Plieninger und Birkacher Einrichtungen, aber auch Asylbewerber für das Vorhaben zu gewinnen. Auf beiden Seiten sei sie auf eine positive Resonanz gestoßen, sagt sie. „15 Flüchtlinge wollen mitmachen, für die Hälfte von ihnen gibt es bereits ein passendes Angebot von einer Plieninger oder Birkacher Einrichtung“, sagt die stellvertretende Bezirkschefin.

Viele Einrichtungen haben Interesse

Sie nennt als Beispiele das Birkacher Jugendhaus, das Seniorenzentrum Schönberg und das Paracelsus-Gymnasium Hohenheim für Einrichtungen, die Interesse an einer freiwilligen Mitarbeit von Flüchtlingen geäußert haben.

Das Motiv liegt für Reinhold auf der Hand: „Personal ist knapp. Menschen, die mitarbeiten wollen, sind dringend gesucht“, sagt Reinhold. Die Flüchtlinge wiederum würden sich gleichfalls Positives von ihrem Engagement erwarten. „Da geht es in erster Linie um Kontakte zur einheimischen Bevölkerung“, sagt sie. Diese, so die Hoffnung, könnten den Asylbewerbern später bei der Wohnungs- und Jobsuche behilflich sein. „Wer schon einmal ehrenamtlich mitgearbeitet hat, steht womöglich besser da, wenn es irgendwann um Ausbildungs- oder Arbeitsplätze geht“, sagt die Stellvertreterin von Andrea Lindel.

Welche Tätigkeiten genau für die Flüchtlinge infrage kommen, will Stephanie Reinhold noch nicht verraten. „Da ist vieles im Gespräch“, sagt sie. Für einige Aufgaben könnte die Beherrschung der deutschen Sprache wichtig sein. Stephanie Reinhold ist aber zuversichtlich, dass sich genügend ehrenamtliche Jobs finden, die auch für Menschen geeignet sind, die gerade erst die Sprache lernen. Zwei konkrete Beispiele nennt sie dann doch. „Am Paracelsus-Gymnasium ist zum Beispiel eine Mitarbeit bei der Essensausgabe in der Mensa angedacht“, sagt sie. In der Schönberger Seniorenanlage könnten die Flüchtlinge gemeinsam mit den Bewohnern einen Garten anlegen. „Bei einer solchen Arbeit ergibt sich viel aus der Aktion, auch wenn manche vielleicht noch wenig Deutsch können“, sagt Stephanie Reinhold.

Die Flüchtlinge zeigen guten Willen

Wichtig sei bei dem Projekt auch die Wirkung auf die einheimische Gesellschaft. Diese würde den Willen der Flüchtlinge an erkennen, sich einzubringen, ist Reinhold überzeugt. „Es ist wichtig, dass wir angesichts der angespannten Lage die Aufnahmebereitschaft der Menschen in Deutschland erhalten“, sagt sie.

Für die Flüchtlinge würden sich wiederum Chancen ergeben, aus der Rolle des Empfängers von Unterstützung zu entkommen und stattdessen selbst der Gesellschaft etwas zu geben. „Aus einem solchen Engagement entsteht Wertschätzung und das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein“, sagt Reinhold. Elisa Schwegler, Betreuerin an der Flüchtlingsunterkunft fasst das Konzept von Stephanie Reinhold mit einem Wort zusammen: super! Ihr gefällt besonders der Gedanke, dass die Flüchtlinge nun selbst Hilfe geben können. „Bei unseren Bewohnern kommt das Projekt gut an“, sagt Schwegler.