Geplante Flüchtlingsunterkunft in Harthausen löst bei Bprgern Ängste aus Foto: ddp

Die geplante Flüchtlingsunterkunft am Rand von Harthausen löst in der Bevölkerung des Filderstädter Stadtteils große Ängste aus. Befürchtet wird, dass mit der Unterbringung von bis zu 100 Asylbewerbern an der Robert-Bosch-Straße ein sozialer Brennpunkt entsteht.

Filderstadt - Die geplante Flüchtlingsunterkunft am Rand von Harthausen löst in der Bevölkerung des Filderstädter Stadtteils große Ängste aus. Befürchtet wird, dass mit der Unterbringung von bis zu 100 Asylbewerbern an der Robert-Bosch-Straße ein sozialer Brennpunkt entsteht. „Bei einer so geballten Ansammlung können sich Frauen nicht mehr auf die Straße trauen“, bringt ein Anwohner die Sorgen in der Nachbarschaft auf den Punkt.

Die Verunsicherung der Bürger ist mit Händen zu greifen. „Wer hilft uns, wenn es zu Übergriffen kommt?“, fragt eine Anwohnerin. Längst ist durchgesickert, dass der Landkreis Esslingen die Fühler nach Filderstadt-Harthausen ausgestreckt hat. Eine nach einem gerichtlich erzwungenen Baustopp vor sieben Jahren unvollendet vor sich hin gammelnde Bauruine soll bis zum Jahresende zu einem Flüchtlingsheim umgewandelt werden. Geplant ist eine Modulbauweise, spätestens im kommenden Jahr sollen zwischen 80 und 100 Flüchtlinge in der neuen Unterkunft eine vorübergehende Bleibe finden.

Gegen die Pläne erhebt sich vor Ort eine Welle des Protests. Von „Ghettobildung im Gewerbegebiet“ ist die Rede, betroffene Bürger wollen sich notfalls juristisch gegen die Gemeinschaftsunterkunft zur Wehr setzen. „Wir haben massive Bedenken, wie es mit unserem Umfeld und unserer Lebensqualität weitergeht“, betont Werner Arnold. Der Chef einer 350 Mitarbeiter starken Isoliertechnik-Firma stört sich wie seine Mitstreiter am Standort und der Größe der geplanten Unterkunft. „Asylbewerber gehören nicht in ein Gewerbegebiet am Ortsrand. Wie soll Integration denn gelingen, wenn die Menschen ins letzte Eck abgeschoben werden?“ fragt er.

Schon Wochen vor dem für den 11. Mai in der Jahnhalle geplanten Informationsabend hat sich eine Interessengruppe gegen das geplante Flüchtlingsheim gebildet. „Mündige Bürger“ nennt sich die Initiative aus der Nachbarschaft. Sie trägt die Bedenken der Anwohner zusammen und will auf dem Wochenmarkt künftig auch Unterschriften gegen das geplante Bauprojekt sammeln. Die Auflistung schriftlicher Stellungnahmen umfasst inzwischen Dutzende von Seiten: Der Landwirt Peter Schweizer hält es für undenkbar, den Bauernhof der Familie gegen unbefugtes Eindringen zu sichern, sein Nachbar Helmut Vogel fürchtet, dass es bei Obst und Gemüse nichts mehr zu ernten gibt.

Existenzsorgen treiben auch Karin und Albrecht Letterer um, die eine Fahrschule betreiben. „Wir machen uns große Sorgen, dass sich keine minderjährigen Schüler mehr zu uns trauen“, heißt es in ihrer Stellungnahme. Der Fahrradhändler Jörg Roßricker beklagt schon jetzt die hohe Zahl von Diebstählen und fürchtet, dass seine bisherige Kundschaft lieber einen Bogen um seinen Laden macht.

Ähnlich kritisch äußern sich die Gelenkwellenfirma Klein mit 110 Mitarbeitern und der Metallveredler Thegis. Für Werner Arnold wirken sich die Gedankenspiele um das Flüchtlingsheim direkt auf seine Firmenpläne aus. „Eigentlich wollten wir hier am Standort erweitern und zwischen 30 und 50 neue Arbeitsplätze schaffen. Aber das Vorhaben verwerfen wir wieder, wenn das Flüchtlingsheim kommt. Kein Mensch kann garantieren, dass vor allem unseren weiblichen Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit nichts passiert“, sagt er.

Allerdings: in die „braune Ecke“ wollen sich die Gegner des Flüchtlingsheims nicht stellen lassen. „Mit Fremdenfeindlichkeit haben wir nichts zu tun“, heißt es. Die Bürger vermissen vielmehr ein schlüssiges Konzept, wie die Flüchtlinge dezentral im Stadtgebiet aufgenommen werden können. „Ausgerechnet die beiden kleinsten Stadtteile von Filderstadt sollen die Hauptlast bei der Unterbringung der Asylbewerber tragen“, beklagt Werner Arnold. Dabei sei gerade die mit 160 Flüchtlingen belegte Unterkunft in Sielmingen ein Beispiel dafür, „wie die Unterbringung von Flüchtlingen nicht gut funktioniert“.