Die Schülerzahlen steigen. Davon profitiert auch die Ernst-Klett-AG. Foto: Weccard

Der Umsatz mit den Bildungsverlagen entwickelt sich bei der Stuttgarter Klett-Gruppe positiv – auch weil die Flüchtlinge im Land Deutschkurse benötigen. Das Wachstum im Geschäft mit den Bildungseinrichtungen ist aber am höchsten.

Stuttgart - Es kommt nicht oft vor, dass der viel zitierte demografische Wandel den Bildungsverlagen der Klett-Gruppe Freude bereitet – doch zwei Nachrichten sorgen für mehr Zuversicht in der bisher von schwindenden Schülerzahlen geprägten Branche.

Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Schüler an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland dieses Schuljahr im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent auf rund elf Millionen gestiegen – und damit das erste Mal seit 16 Jahren. Dabei zeichnet sich auch eine Trendwende ab, denn auch die Geburtenrate erhöht sich seit 2009 kontinuierlich und liegt jetzt im Schnitt bei 1,5 Kindern je Frau. Damit steigt also der Bedarf an Lernmitteln wieder.

Auch die höhere Zahl von Flüchtlingen trägt zum höheren Umsatz bei

„Wir hoffen, dass das demografische Tal durchschritten ist“, sagt Philipp Haußmann, Vorstandssprecher der Ernst-Klett-AG. „Unsere Bildungsverlage konnten sich im Markt gut behaupten und weitere Marktanteile hinzugewinnen.“ Der Umsatz bei den Bildungsverlagen stieg im Vorjahresvergleich um rund 20 Millionen Euro auf rund 287 Millionen Euro und machte damit von den gesamten Erlösen 53,5 Prozent aus. Die Zahlen sind Näherungen, da die Klett-Gruppe nur die Prozentanteile am Gesamtumsatz angibt. Auch die höhere Zahl von Flüchtlingen seit einigen Jahren trägt zum höheren Umsatz bei, denn die Nachfrage nach Deutschbüchern ist gestiegen. „Der Effekt ist nicht riesig, aber er hilft“, sagt Haußmann.

Gut ein Drittel trug das Geschäft mit der Erwachsenen- und Weiterbildung bei, zu dem auch das Engagement in Kindertagesstätten und Hochschulen zählt. Vor allem der Hochschulmarkt entwickelt sich weiterhin dynamisch. So übernahm die Gruppe im vergangenen Jahr die Cologne Business School (CBS) und die Europäische Fachhochschule (EUFH). Vor allem deshalb stieg die Zahl der Mitarbeiter weltweit um rund 400 auf rund 3600. Mit dem Zukauf will die Klett-Gruppe ihre einstige Abhängigkeit vom Schulbuchgeschäft weiter reduzieren, so wie auch die beiden Hauptkonkurrenten – die Cornelsen-Bildungsgruppe und die Westermann-Gruppe – versuchen, ihre Abhängigkeiten zu verringern. In Bezug auf die Konkurrenz gibt sich Haußmann selbstbewusst: „Im Vergleich zu diesen investieren wir in Hochschulen, Fernhochschulen, Fernschulen, Schulen und Kindergärten und sind internationaler aufgestellt. Wir haben mehrere gleichwertige Standbeine. Unser Ziel, ein umfassendes europäisches Bildungsunternehmen zu sein, könnte in einigen Jahren erreicht sein“, sagt Haußmann.

„Alles was wir machen, machen wir auch digital“

Vor Kraft strotzt die Klett-Gruppe auch, was die zunehmende Digitalisierung der Bildung angeht. Man sei bereit, dass die Schüler die Lerninhalte auch mit Tablets und Smartphones lernen und Online-Angebote, Apps und digitale Unterrichtsassistenten nutzen können, betont Haußmann. Doch es gehe darum, dass die Bundesländer schnellere Breitbandverbindungen in die Schulen legten, es W-lan gebe und die Lehrer für den digitalen Unterricht besser geschult würden. „Die Materialien sind nicht das Problem, alles was wir machen, machen wir auch digital“, sagt Haußmann. „Wir stehen schon lange in den Startlöchern.“

Für die kommenden Jahre rechnet der Vorstandssprecher mit weiter steigenden Umsätzen – das Wachstum müsse nicht nur organisch sein. „Wir sind offen für Zukäufe. In fünf Jahren ist die Klett Gruppe wieder ein ganzes Stück europäischer.“