Kisten, Kartons und Tüten: Foto: Weingärtner

Drei Männer aus dem Stuttgarter Norden rufen über soziale Netzwerke zu Spenden für Flüchtlinge auf und sind vom großen Zuspruch überrascht.

Stuttgarter Norden - Gerade einmal drei Wochen alt ist die Initiative „Flüchtlingshilfe Stuttgart“ und hat schon mehr als 5500 „Gefällt mir“-Angaben in dem sozialen Netzwerk Facebook. Die Gründer, Charalambos Maragos, Eyüp Ensar Eksioglu und Heinz Opoku-Baah, hatten gehofft, so viele Leute wie möglich zu mobilisieren. Die Idee war spontan entstanden, einfach weil die drei jungen Männer helfen wollten.

Eine Fülle von Gütern kam zusammen

Wie groß die Reichweite im Internet tatsächlich war, haben sie nach zwei Tagen im positiven Sinne zu spüren bekommen. „Wir haben uns vorgenommen, eine Woche lang alle Sachspenden zu sammeln, die uns die Leute bringen“, sagt Charalambos Maragos. So kam eine Fülle aus Gütern zusammen. Von Hygieneartikeln über Spielzeug bis hin zu Kleidung findet sich in dem Spendenberg alles, was Bedürftige brauchen können.

Allerdings sei den drei schon nach zwei Tagen der Lagerplatz ausgegangen. „Zuerst haben wir die Spenden bei uns daheim gesammelt, in der Wohnung, in der Garage und in der Gaststätte meiner Eltern“, sagt Charalambos Maragos. „Bei uns allen sah es allerdings schnell aus wie in einer Lagerhalle.“

Vor allem der Lagerplatz hat gefehlt

Eine weitere Möglichkeit tat sich bei Heinz Opoku-Baahs Arbeitsplatz auf und eine Spedition in Ditzingen sponserte der Aktion zwei Container. „Ohne diese Hilfe hätten wir keine Chance gehabt, die Sachen unterzubringen. Die Spender dürfen ihre Güter bei uns daheim, in der Spedition, oder in dem Laden, in dem Heinz arbeitet, abgeben.“

Der nächste Schritt war es, ein Netzwerk aufzubauen. „Wir haben bei Asylheimen und Sozialarbeitern gefragt, was gebraucht wird“, erläuterte Eyüp Ensar Eksioglu die Vorgehensweise der Gruppe. „Das war stellenweise gar nicht so einfach“, ergänzt Heinz Opoku-Baah. Bei manchen Heimen und Unterkünften sei es sehr schwer, herauszufinden, was gebraucht werde. Auch beim Verteilen der Güter musste die Gruppe einige Erfahrungen machen. „Das war in den Heimen, in denen kein Ansprechpartner vor Ort war, ziemlich chaotisch. Wir mussten sehr aufmerksam sein, damit wir alles gleichmäßig verteilen“, erinnert sich Opoku-Baah. Nach einer Woche stand das Netzwerk der Gruppe, auch die Anzahl der aktiven Helfer vergrößerte sich. „Ein Freund von uns, Tanju Sahin, arbeitet bei einem Paketdienst. Deren Transporter dürfen wir zum Beispiel umsonst benutzen, um die Güter zu verteilen“, lobt Maragos das Engagement seiner Helfer. Mittlerweile nimmt die Initiative nur noch Spenden an, wenn Flüchtlingsheime melden, dass etwas fehlt. „Es ist der Wahnsinn, wie schnell die Leute reagieren.

Das Netzwerk muss weiter ausgebaut werden

Wir posten auf Facebook, was gebraucht wird, und können das dann am Tag danach abliefern“, sagt Maragos. „Wir versuchen, so schnell wie möglich zur Stelle zu sein. Wir wollen unser Netzwerk ausbauen, bis wir Anfragen bekommen und nur noch reagieren müssen“, erläutert Opoku-Baah das weitere Vorgehen der Gruppe. „Da wir alle berufstätig sind und das ganze hier ehrenamtlich machen, kümmern wir uns als nächstes um die feste Aufgabenverteilung“, sagt er. Die Gruppe sei auch schon kritisiert worden, sagt Eksioglu. „Leute haben uns vorgeworfen, wir würden die Sachen in den Heimen verkaufen. Das stimmt nicht. Mit Geld wollen wir bei der Aktion nichts zu tun haben, um Missverständnisse zu vermeiden. Deshalb nehmen wir auch keine Geldspenden an“, betont er.

Die Gründer der „Flüchtlingshilfe Stuttgart“ wissen natürlich, dass es auch sein kann, dass die gut gemeinte Hilfe von manch einem ausgenutzt wird „Aber es wird viel mehr Menschen geholfen. Da nehmen wir die schwarzen Schafe in Kauf. Diese können wir ohnehin nicht identifizieren,“ sagt Opoku-Baah .