Monika Althoff hat alle Unterlagen gesammelt. Foto: Eileen Breuer

Monika Althoff engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Nun wurde sie von der Kanzlerin persönlich gewürdigt. Das Treffen bringt im Vergleich zu anderen Städten Interessantes über die Arbeit in Stuttgart ans Licht.

Möhringen - Wenn sie über ihre ehrenamtliche Arbeit im Freundeskreis Flüchtlinge Stuttgart-Möhringen und Fasanenhof redet, strahlt Monika Althoff. Viele der Erzählungen sind Parabeln sehr ähnlich und enden mit einer Lehre. „Man muss die Flüchtlinge auch an das normale Leben gewöhnen“, sagt sie. Seit zweieinhalb Jahren engagiert sich die Rentnerin inzwischen in der Flüchtlingshilfe. Vergangenen Freitag, 7. April, würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich ihre Arbeit. 150 Helfer aus ganz Deutschland konnten bei dem Treffen im Bundeskanzleramt Fragen stellen und mit der Regierungschefin diskutieren.

Sie sei selbst überrascht gewesen über die Post aus Berlin, sagt Althoff. Mit dem Brief lud das Bundeskanzleramt ein Mitglied des Freundeskreises zu einer Podiumsdiskussion in die Hauptstadt ein. Sie erwarte keinen Dank für die Arbeit, die sie tue, sagt Althoff. „Wenn man als Rentner aber nebenher einen Minijob hat, verdient man 450 Euro. Als Flüchtlingshelfer verdient man nichts. Es ist schön, dass diese Arbeit gewürdigt wird“, sagt sie.

Die eigene Lebenserfahrung hilft beim Umgang mit Flüchtlingen

Die Ehrenamtliche begleitet die Flüchtlinge aus den Unterkünften in Möhringen und im Fasanenhof in alltäglichen Lebenssituationen. Gemeinsame Ausflüge ins Kino oder Theater stehen ebenso auf der Tagesordnung wie der Besuch beim Arzt oder beim Gesundheitsamt. Ihr liegt insbesondere am Herzen, den Asylbewerbern den Alltag in Deutschland näher zu bringen. Ziel ist es, dass die Menschen die Aufgaben letztlich selbstständig erledigen können. Die eigene Lebenserfahrung helfe ihr dabei sehr, betont Althoff. Sie kam vor mehr als 30 Jahren aus der ehemaligen DDR in den Westen. Vor der Ausreise hatte sich die Lage damals zugespitzt. „Mir wurde sogar Haft angedroht“, sagt Althoff. Letztlich durfte sie jedoch dank der Hilfe aus dem Westen ausreisen. „Wir hatten damals nichts und wussten zuerst nicht, wohin. Es gab keine Wohnungen, aber Arbeit“, berichtet sie über die Zeit nach der Ankunft in Westdeutschland.

Für Flüchtlinge heute sei die Lage schwieriger. Diese könnten sich zusätzlich kaum verständigen. Althoff verbrachte zwei Jahre mit ihrem Mann im Vietnam. Dort lernte sie einiges über das Leben in fremden Ländern. Auf ihren Erfahrungen basierend nennt sie drei Kriterien für ihre Arbeit als Flüchtlingshelferin: „Offenheit, Freundlichkeit und wenn man die Sprache nicht versteht, sich mit Händen und Füßen verständigen.“

Stuttgarter Flüchtlingshilfe klappt im Vergleich zu anderen Städten gut

Zwischen den Flüchtlingshelfern und ihren Schützlingen bestehe meist eine enge Bindung, weiß sie zu berichten. „Wenn ich ins Flüchtlingsheim komme, hängt vorne und hinten jeweils eine Traube von Kindern an mir“, sagt sie. Auch Angela Merkel habe dies angesprochen, als Abschiebungen in der Podiumsdiskussion am Freitag thematisiert wurden.

„Sie war sehr menschlich“, beschreibt Althoff das Auftreten der Kanzlerin. „Viele von sagten, wir hätten sie zuvor nie lachen sehen. Dort war sie abgesehen von den ernsten Themen sehr humorvoll.“ Weiter sagt die ehrenamtlich Tätige: „Sie musste sich dort nicht verteidigen. Es waren ja nur Menschen anwesend, die was von ihr wissen wollten.“

Neben der Diskussion und der Führung durch das Bundeskanzleramt hatten die Helfer am Freitag auch Zeit, sich über die Arbeit in ihren Städten auszutauschen. „Wir haben gemerkt, dass die Flüchtlingshilfe in Stuttgart im Vergleich sehr gut klappt“, sagt sie. Konsens sei gewesen, dass es wichtig sei, die Flüchtlinge aus den Heimen und zum Beispiel in Vereine zu locken.

Ihr Mann Peter Althoff unterstützt die Flüchtlingshelferin bei ihrer Arbeit. Er selbst ist Mitglied bei dem Verein Elektriker ohne Grenzen und bringt den Strom zum Beispiel in entlegene Gebiete im Vietnam. „Ich kümmere mich hier um die Flüchtlinge und er kümmert sich darum, dass sie erst gar nicht kommen müssen“, sagt Monika Althoff lachend.