Engagiert ist in der Zehntscheuer über ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge diskutiert worden, die auf ein Grundstück an der Zazenhäuser Straße ziehen werden. Foto: Dario Nassal

Ein Freundeskreis für Flüchtlinge ist ins Leben gerufen worden. Bereits beim ersten Treffen ist der Andrang unerwartet hoch und die Zehntscheuer in Zuffenhausen proppenvoll.

Zuffenhausen - Bei 75 Besuchern hört Gerhard Hanus auf zu zählen. Die Zehntscheuer Zuffenhausen ist proppenvoll. Mit so viel Interessierten hat der Bezirksvorsteher nicht gerechnet, Stühle müssen hinzugestellt werden. Studenten, Rentner, Lehrer, Künstler, Sozialarbeiter und Pfarrer unterhalten sich angeregt, fragen nach und wollen helfen. Dienstag, 25. März, 18 Uhr – es ist das erste Treffen des Flüchtlingsfreundeskreises Zuffenhausen.

„Das größte Problem ist die Kommunikation“

Die circa 150 Flüchtlinge werden erst im September in die Unterkunft an der Zazenhäuser Straße 159 einziehen (wir berichteten). Aber Gerhard Bock vom Sozialamt weiß: „Frühzeitig Strukturen schaffen, Ängste abbauen und Hilfe koordinieren – das ist das wichtigste.“ Deshalb sind Bock, Hanus und Georg Ceschan von der Arbeiterwohlfahrt Stuttgart an diesem Abend in der Zehntscheuer. Ein Freundeskreis soll gegründet werden – so wie in einigen anderen Stuttgarter Stadtteilen zuvor.

„Das größte Problem ist die Kommunikation“, sagt Gerhard Bock vom Sozialamt. Denn: Die meisten Flüchtlinge sprechen kein Deutsch und oft auch kaum Englisch. „Gerade am Anfang sind Dolmetscher für die Integration unentbehrlich.“ Spanisch, Französisch, Arabisch und Persisch – wer sich vorstellen könne zu übersetzen, solle sich unbedingt auf die Listen eintragen. Im Publikum wird verständnisvoll genickt. Gerhard Hanus teilt Listen aus.

Angst vor den Neuankömmlingen aus fremden Kulturen

Außerdem sind da noch die Ängste: „Viele fürchten sich vor den Neuankömmlingen aus fremden Kulturen“, sagt Bock. „Jetzt kommen die Taliban nach Deutschland!“ „Die stehlen doch alle nur“ – das alles habe er schon gehört. Deshalb sei es wichtig, dass Ehrenamtliche als Brücke dienten zwischen den Neuankömmlingen und den Alteingesessenen. „Es hilft ungemein, wenn Bürger mit den Flüchtlingen Zeit verbringen und dann ihren Freunden und Nachbarn erzählen: Hör mal, ich kenne die. Die sind ganz normal.“ Mithelfen könne jeder. Aufgaben gebe es genug: Die Flüchtlinge bei Deutschkursen begleiten, den Schulkindern bei den Hausaufgaben helfen, ihnen erklären, wie man das Stuttgarter Straßenbahnnetz benutzt, Kleiderkammern organisieren und vieles mehr.

Die Listen, die Bezirksvorsteher Gerhard Hanus an diesem Abend in der Zehntscheuer herumgibt, füllen sich. Die Zuffenhäuser scheinen hoch motiviert. „Ich möchte gerne mit den Kindern Skulpturen aus Ton formen“, sagt Elfi Thoms, eine Kunsterziehern. „Wir als reiches Land sind doch verpflichtet diese Menschen bei uns aufzunehmen, sie willkommen zu heißen“, meint ihre Nebensitzerin Elisabeth Schneeweiss-Bauer. Nach Ende der Veranstaltung unterhalten sich einige Besucher noch angeregt und tauschen Telefonnummern aus. Gerhard Hanus freut sich: „Einfach klasse, dass so viele hier sind, um zu helfen!“ Obwohl an diesem ersten Abend noch kein Sprecher der Gruppe bestimmt wird, ist der wichtigste Schritt gemacht: Es gibt jetzt einen Freundeskreis.