Platz für 120 Flüchtlinge: Die Modulbauten an der Ludwigsburger Reuteallee können bezogen werden. Foto: factum/Weise

Auch wenn niemand weiß, wie sich die Flüchtlingskrise weiterhin entwickeln wird: für die Kreisbehörden hat sich die Lage entspannt. Zum einen, weil der Zuwanderung geringer ist, und zum anderen, weil neue Unterkünfte bezugsfertig sind. Mit dem Umzug der Flüchtling werden die Sporthallen wieder frei. Doch vielen Kommunalpolitikern geht es nicht schnell genug.

Ludwigsburg - Auch wenn niemand weiß, wie sich die Flüchtlingskrise weiterhin entwickeln wird, in den für die Erstunterbringung zuständigen Kreisbehörden in der Region hat sich die Lage entspannt. Zum einen, weil der Zuwanderung geringer ist, und zum anderen, weil 2015 geplante Unterkünfte inzwischen bezugsfertig sind. So etwa die Holzmodulbauten in Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg. Bis zum Jahresende sollen auch die drei letzten mit Flüchtlingen belegten Sporthallen im Landkreis – eine in Bietigheim und zwei in Ludwigsburg – wieder den Vereinen und Schulen zur Verfügung stehen.

Sozialarbeiter vor Ort

Den Bietigheimern geht es jedoch nicht schnell genug. So verlangt etwa der SPD-Stadtrat Günter Krähling, die Kreisbehörde müsse mehr Tempo machen: „So wird es eher Ostern, bis unsere Sporthalle wieder regulär genutzt werden kann.“ Auch in Ludwigsburg wird immer lauter gemurrt: In der Sporthalle der Carl-Schaefer-Schule leben noch 35, in der im Schulzentrum am Römerhügel noch 140 Personen. Unzufrieden sind auch die Ditzinger: Sie haben den Parkplatz an der Sporthalle gesperrt, weil er als möglicher Standort für eine Notunterkunft ausgewählt wurde. Angesichts sinkender Flüchtlingszahlen drängen CDU und Unabhängige Bürger darauf, die Fläche wieder für Autos frei zu geben.

Mit Beginn des Monats Oktober soll die neue Wohnanlage an der Reuteallee bezogen werden: Die Unterkunft sei wichtig, versichert der Landratsamtssprecher Andreas Fritz. Hier werde ein großer Teil der Flüchtlinge unterkommen, die noch in Sporthallen wohnen. Als die Pläne für den Bau im April 2015 bekannt geworden waren, gab es heftige Proteste im Stadtteil Eglosheim. Vor allem die Nachbarn gegenüber beklagten einen Wertverfall ihrer neu erworbenen Immobilien. Statt freie Sicht auf viel Grün, bliebe ihnen nur noch der Anblick eines Flüchtlingsquartiers.

Da das Grundstück dem Land gehört und der Kreis dort baue, könne die Stadt nur vermittelnd eingreifen, sagte damals der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Die Stadt setzte durch, statt der ursprünglich vorgesehenen 150 nun nur höchstens 120 Asylbewerber dort unterzubringen. Außerdem sei sichergestellt, dass stets Sozialarbeiter anzutreffen seien.

Später einmal Wohnheim für Studenten?

In zehnmonatiger Bauzeit sind acht doppelstöckige Holzmodule aufgebaut worden. Die 42 Wohneinheiten werden über Laubengänge erschlossen. Innenhöfe bieten sowohl Aufenthaltsmöglichkeiten für die Erwachsenen als auch Spielflächen für Kinder. 25 Apartments sind für Paare oder kleine Familien, während 17 jeweils Platz für bis zu fünf Personen bieten. Jedes Apartment verfügt über eine Kochnische und ein kleines Bad. Dank bodentiefer Fenster kann viel Tageslicht genutzt werden. Ein kleines Blockheizkraftwerk versorgt die Wohnungen mit Energie.

Die Kosten von 5,6 Millionen Euro seien auch deshalb gerechtfertigt, weil eine Anschlussnutzung möglich ist, versicherte der im Landratsamt für die Unterbringung zuständige Dezernent Jürgen Vogt. Später einmal könnten die acht Gebäude als Wohnheim für die Studenten der Hochschule für Verwaltung und der Pädagogischen Hochschule genutzt werden.