Die für Freitag angesetzte Haushaltsdebatte wird die vorläufig letzte Sitzung des Kreistags im Hohenstaufensaal sein. Foto: Landratsamt

Der Göppinger Kreistag räumt vorerst seinen Sitzungssaal. Er soll als Notunterkunft für rund 50 Flüchtlinge dienen.

Göppingen - Der Landkreis Göppingen greift nach jedem Strohhalm, wenn es darum geht, den ihm zur Unterbringung zugewiesenen Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. In der Not wird nun der Große Sitzungssaal im Göppinger Landratsamt zur provisorischen Flüchtlingsunterkunft. „Angesichts der akuten Engpässe haben wir auch im eigenen Haus nach Möglichkeiten gesucht“, sagt der Göppinger Landrat, Edgar Wolff. Dabei sei man auf die ungewöhnliche Lösung gestoßen. Seines Wissens ist der Hohenstaufensaal nun der landesweit erste kommunale Sitzungssaal, in dem Flüchtlingsbetten aufgeschlagen werden.

Der Kreischef geht davon aus, dass in dem weiträumigen Saal bis zu 50 Personen unterkommen. Um deren Bedürfnissen gerecht zu werden, sollen feuerfeste Plastikplanen so gespannt werden, dass für jeweils vier Personen ein geschützter Bereich entsteht. „Wir werden auch Sanitäreinlagen einbauen“, sagt Wolff. Das Ziel sei es, den Hohenstaufensaal so herzurichten, dass die Menschen dort leben könnten, ohne den Betrieb im Landratsamt zu stören.

Kreistag sucht für Beratungen Asyl

Die zweite Lesung des Kreishaushalts 2016, die am Freitag, 13. November, angesetzt ist, wird auf unbestimmte Zeit die letzte Zusammenkunft des Kreisparlaments im Landratsamt sein. „Für die weiteren Sitzungen ist der Kreistag selbst auf Asyl angewiesen“, sagt Wolff, der dabei auf die Hilfsbereitschaft der Kreisgemeinden setzt. Wie lange die Verbannung der 63 Kreistagsmitglieder dauert, ist laut Wolff derzeit noch nicht abzusehen.

Bis Anfang Dezember soll der Umbau des Landratsamts zum Flüchtlingsheim über die Bühne gegangen sein wird. „Angesichts der 140 Menschen, die wir jede Woche im Landkreis aufnehmen müssen, gibt uns die Unterbringung im Sitzungssaal einen kleinen Puffer“, sagt Wolff. Zudem werde das Gebäude für die in der Regel freitags eintreffenden Flüchtlingskontigente als zentrales Verteilungszentrum in die anderen Unterkünfte des Landkreises dienen. Ein Teil der Flüchtlinge wird dann eine weitere Notunterkunft bequem zu Fuß erreichen können. Nicht nur im Landratsamt, sondern auch vor dem Landratsamt wird derzeit Platz für Asylbewerber geschaffen. Noch im Laufe dieser Woche sollen auf dem Parkplatz vor dem Gebäude winterfeste Zelte aufgebaut werden. Für den Aufbau zeichnen die Hilfsorganisationen des Katastrophenschutzes verantwortlich. „In dem Zeltlager können wir 80 Flüchtlinge unterbringen“, sagt Wolff.

Auch eine Turnhallen des Kreises wird belegt

Bereits Anfang der Woche hat der Landkreis entschieden, dass eine der beiden kreiseigenen Schulturnhallen am Beruflichen Schulzentrum Göppingen In der Öde mit Flüchtlingen belegt wird. Die Vorbereitungen sind laut Wolff angelaufen. Voraussichtlich in zwei Wochen sollen dort 200 Menschen ein Dach über dem Kopf erhalten. Am Donnerstag, 12. November, trifft sich der Landrat mit den Schulleitungen, um Ausweichmöglichkeiten für den Sportunterricht abzustimmen.

Der anhaltende Druck hat zuletzt auch die Hoffnungen der Stadt Geislingen zunichte gemacht, die mit Asylbewerbern belegte Wölkhalle wieder frei zu bekommen. Ursprünglich war geplant gewesen, in der Halle Ende November wieder Sporttraining und -unterricht stattfinden zu lassen. Vorbehaltlich von noch ausstehenden Bürgerversammlungen und Gemeinderatsentscheidungen haben die 38 Städte und Gemeinden des Landkreises rund 1000 Plätze benannt, die bis Ende des Jahres noch kurzfristig belegt werden könnten. „Das verteilt sich auf 13 Objekte, wobei auch eine weitere Zeltlösung geprüft wird“, sagt Jochen Heinz, der Erster Landesbeamte im Landratsamt. Derzeit haben seinen Worten zufolge im Landkreis, Stand Mittwoch, 1537 Menschen eine Unterkunft gefunden. Im Landratsamt geht man davon aus, dass diese Zahl bis Ende des kommenden Jahres auf 4200 steigen wird.