An der Zumsteegstraße 2 und 4 in Botnang sind seit vergangenem Freitag 23 Flüchtlinge untergebracht. Sie stammen aus Syrien und aus dem Irak. Foto: Archiv Torsten Ströbele

15 Flüchtlinge sind von der Bubenhaldenstraße in Feuerbach an die Zumsteegstraße nach Botnang gezogen.

Feuerbach/Botnang - Für drei syrische Familien hat am vergangenen Freitag in Botnang ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Neun Kinder und Jugendliche sind mit ihren Eltern aus dem Systembau an der Feuerbacher Bubenhaldenstraße an die Zumsteegstraße gezogen. Raus aus der beengten Unterkunft mit Gemeinschaftsräumen, -dusche und -küche und rein in eine jeweils rund 60 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung.

Seit Mai waren die Syrer in Feuerbach untergebracht. Sie sind sogenannte Kontingentflüchtlinge. Das heißt, dass sie im Rahmen einer humanitären Hilfsaktion der UN in Deutschland aufgenommen wurden und kein Asyl- und auch kein sonstiges Anerkennungsverfahren durchlaufen mussten. Sie haben sofort eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Vor allem kinderreiche Familien, Verletzte und Kranke haben Chancen, den privilegierten Status eines Kontingentflüchtlings zu erhalten.

Auch um Kita-Plätze wird sich gekümmert

Alla Al Deen Bakhet ist glücklich und erleichtert, dass seine Familie ausgewählt wurde. 2014 floh der Vater von drei Kindern mit seiner Frau in den Libanon. Nun ist er froh, in Botnang angekommen zu sein. „Es ist schön, so viel Freiheit genießen zu können“, sagt der gelernte Koch. Nun möchte er so schnell wie möglich Deutsch lernen, um bald in seinem alten Beruf arbeiten zu können. Noch hilft der Feuerbacher Abd el Rahman Majsoub regelmäßig aus, wenn es ums Übersetzen geht. So auch am Freitag. Am Mittwoch wird er wieder mit von der Partie sein, wenn sich die älteren Kinder der drei Familien an der Franz-Schubert-Schule vorstellen, damit sie dort die internationale Klasse besuchen können. Die Mädchen und Buben der Familie Bakhet sind aber noch zu jung. Die Söhne sind drei und ein Jahr alt. Die fünfjährige Tochter ist von Geburt an blind. Sie wird am Dienstag zum ersten Mal in der Nikolauspflege betreut.

Um die Kita-Plätze kümmert sich Susanne Weimer-Aue. Die Sozialarbeiterin von der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt hat schon die Zusage aus der Einrichtung an der Griegstraße, dass ein Kind ab Oktober kommen kann. Weimer-Aue war auch am Freitag beim Umzug vor Ort, nahm sich für die Neuankömmlinge Zeit, zeigte ihnen das Gebäude, die Wohnungen und schaute, ob auch alles funktioniert. „Ich lasse Sie nun erst einmal ankommen und werde am Montag wieder reinschauen“, sagte sie nach getaner Arbeit bei einer Tasse Tee. Für die Brezeln und süßen Stückchen hatte Pater Gregor Kosielski gesorgt, der beim Botnanger Flüchtlingsfreundeskreis einer von drei offiziellen Ansprechpartnern ist. Noch hatte er als Ehrenamtlicher aus Botnang beim Umzug alleine anpacken müssen, da der Termin innerhalb des Freundeskreises nicht kommuniziert war. Aber kein Problem: Kurzerhand sprangen zwei Feuerbacher ein, um den syrischen Familien beim Tragen der Matratzen und Habseligkeiten zu helfen – der ehemalige SWR-Chefredakteur Fernsehen, Michael Zeiss, und der Sprecher des Freundeskreises, Wolf-Dieter Dorn. Letzterer gab Pater Gregor Kosielski auch noch ein paar Tipps mit auf den Weg, die der erst ins Leben gerufene Botnanger Freundeskreis sehr gut gebrauchen kann. Denn ab sofort sind die Ehrenamtlichen gefragt und gefordert. Nicht nur die drei syrischen Familien können Unterstützung gebrauchen, sondern auch die vier Kinder aus dem Irak, die mit ihren Eltern seit rund zwei Wochen an der Zumsteegstraße untergebracht sind.