Flüchtlinge – hier auf einer Jobmesse – müssen schnellstmöglich in den Arbeitsmarkt integriert werden, um hohe Folgekosten zu vermeiden Foto: dpa

Experten rechnen damit, dass allein für die Bildung von Flüchtlingen in Zukunft 3,5 Milliarden Euro jährlich notwendig sind. Zudem werden immer mehr Asylsuchende als arbeitslos geführt.

Stuttgart - Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind künftig bundesweit 3,5 Milliarden Euro pro Jahr für die Bildung von Flüchtlingen notwendig. Dazu zählt die Studie Schulen, Kitas oder die Vorbereitung auf eine Berufsausbildung. Die Forscher gehen davon aus, dass allein 100 000 Kita-Plätze und 200 000 Schulplätze für Flüchtlingskinder benötigt werden könnten.

In Baden-Württemberg gibt 2016 allein das Kultusministerium 87,4 Millionen Euro für die Bildung von minderjährigen Geflüchteten aus. Zudem sind in den vergangenen zwei Jahren 1165 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen worden. In diesem Jahr haben bisher 40 000 Kinder und Jugendliche spezielle Vorbereitungsklassen besucht. Die meisten davon sind Flüchtlinge. Wie die Kosten sich entwickeln werden, könne man noch nicht sagen, so eine Sprecherin gegenüber unserer Zeitung: „Klar ist aber, dass wir erneut reagieren müssen, wenn die Zahl der Asylsuchenden weiter steigt.“ Beim Städtetag rechnet man mit bis zu 20 000 zusätzlich notwendigen Kitaplätzen im Land.

Sozialkassen könnten entlastet werden

Laut der IW-Experten könnten sich die hohen Ausgaben für die Bildung allerdings bezahlt machen. Denn durch eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt könnten in einigen Jahren die Sozialkassen entlastet werden. Auch hier rechnen Fachleute nämlich mit Kosten in Milliardenhöhe. Das liegt daran, dass immer mehr Asylbewerber nach der Anerkennung als arbeitslos gelten und als Hartz-IV-Empfänger geführt werden. Nach Prognosen der Bundesregierung könnte dadurch die Arbeitslosenzahl in Deutschland bis 2020 von derzeit rund 2,7 auf 3,1 Millionen ansteigen. Im Juli waren 141 000 geflüchtete Menschen bei den Jobcentern arbeitslos gemeldet. Die Zahl steigt derzeit um rund 10 000 pro Monat.