Tausende wollen in Flüchtlingsunterkünften helfen. Doch die Koordination der Ehrenamtlichen wird zur Herausforderung. Riaan Stipp will das Problem mit einer neuen Website lösen: Auf volunteer-planner.org sehen Helfer, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
Stuttgart/Berlin - An ehrenamtlichen Helfern mangelt es derzeit in vielen Flüchtlingsunterkünften kaum. Doch wie finden Angebot und Bedarf zueinander? Der 28-jährige Riaan Stipp hat dafür mit seinen Mitstreitern eine Website gebastelt: Helfer-Koordination im Internet. Wir haben bei Riaan Stipp nachgefragt.
Herr Stipp, auf Ihrer Webseite „volunteer-planner.org“ können sich Ehrenamtliche in digitale Schichtpläne für Flüchtlingsheime eintragen. Warum tut es nicht auch ein Zettel an der Wand?
Weil in vielen Unterkünften zurzeit so viele Menschen helfen wollen, dass die Koordination beinahe ein Ding der Unmöglichkeit wird. Die Idee entstand in einem Asylbewerberheim in Berlin-Wilmersdorf. Dort hatte bis vor kurzem eine einzige Person die Aufgabe, 200 Freiwillige zu koordinieren. Aber für die verschiedenen Aufgaben – zum Beispiel Essensausgabe, Kinderprogramm, Übersetzung, Spendenannahme – gibt es zig Schichten am Tag zu besetzen. Über das Internet kann das viel einfacher geregelt werden: Die Flüchtlingsheime geben an, wie viele Leute sie wann für welche Aufgaben benötigen. Freiwillige registrieren sich auf der Webseite und tragen sich dann für eine konkrete Schicht in einer Unterkunft in ihrer Nähe ein. Das dauert keine drei Minuten. Die Webseite ist seit rund fünf Wochen online, und mittlerweile haben sich fast 15 000 Helfer registriert.
Bis jetzt nutzen hauptsächlich Flüchtlingsheime in Berlin die Plattform. Ist die Website nur ein Angebot für die Hauptstadt?
Nein, ganz im Gegenteil. Gestartet haben wir mit Unterkünften in Berlin. Seitdem wir unsere Programmierung verändert haben, können aber alle Unterkünfte deutschlandweit die Plattform nutzen – seit neuestem ist zum Beispiel das Benjamin-Franklin-Village in Mannheim mit dabei. Bisher bekommen wir von den Unterkünften positive Rückmeldungen. Die Trägerverbände sind sehr erleichtert, dass sie sich über die Koordination der Helfer keine Gedanken mehr machen müssen. Stattdessen koordinieren sich die Helfer durch das Online-System selbst. Davor hatten nach unserer Erfahrung manche Unterkünfte Schwierigkeiten: Ohne klare Koordinierung kommen zum Beispiel nach Feierabend ganz viele Helfer, aber den Tag über nur wenige.
Bringt die Plattform nur denen etwas, die sich ohnehin schon engagieren?
Viele wollen helfen, wissen aber nicht, wie. Manche Menschen wollen sich nicht auf ein regelmäßiges Engagement festlegen oder einem Verein beitreten. Auf der Webseite hingegen können sich Nutzer für eine ganz konkrete Aufgabe an einem bestimmten Tag eintragen – da ist die Hemmschwelle viel geringer. Und aus unserer bisherigen Erfahrung werden viele dann zu Wiederholungstätern – weil ihnen die erste Schicht so gut gefallen hat.