Bereits Mitte Dezember sind im evangelischen Ferienwaldheim auf der Schlotwiese in Zuffenhausen 49 Flüchtlinge eingezogen. Foto: Bernd Zeyer

In Zuffenhausen und in Feuerbach sind weitere Flüchtlinge angekommen: Auf der Schlotwiese und in einem Bürogebäude auf dem früheren Hahn-und-Kolb-Areal haben sie kurz vor Weihnachten ihr Quartier bezogen.

Feuerbach/Zuffenhausen - Müde und erschöpft sieht die Familie aus Syrien aus. Sie sind einen Tag vor Heiligabend in dem neunstöckigen Bürogebäude an der Borsigstraße in Feuerbach-Ost angekommen und suchen nun ein Plätzchen für sich. Annamaria Simioli nimmt sie in Empfang. Die Frau mit der blauen Vliesjacke arbeitet beim Malteser Hilfsdienst. Sie ist eine der beiden Hausleiterinnen in der Notunterkunft im Gewerbegebiet. Neben den pädagogischen Fachkräften des Malteser Hilfsdienstes sind auch Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes 24 Stunden vor Ort.

„Die Flüchtlinge werden uns aus der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Karlsruhe zugewiesen“, sagt Klaus Weber, der Landesgeschäftsführer beim Malteser Hilfsdienst. Etwa 60 Menschen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan sind kurz vor den Feiertagen in das Gebäude auf dem ehemaligen Hahn-und-Kolb-Areal eingezogen, viele Familien sind darunter. Weitere werden folgen: „Etwa 250 Menschen werden wir hier bis Silvester unterbringen“, schätzt Weber. Insgesamt soll das bis Oktober des kommenden Jahres angemietete Hochhaus mit 420 Personen belegt werden. Die Unterbringung in einem Bürogebäude dieser Größenordnung sei zwar nicht ideal, „aber besser als in einer Turnhalle, und die Stadt unterstützt uns sehr“, betont Weber. Die Flüchtlinge essen in der ehemaligen Hahn-und-Kolb-Kantine. „Wir sind froh, dass wir die gut ausgestattete Küche nutzen können“, betont Weber.

Auch im Waldheim auf der Schlotwiese leben Flüchtlinge

Bereits Mitte Dezember sind im evangelischen Ferienwaldheim auf der Schlotwiese 49 Flüchtlinge eingezogen. Noch sind sie dabei, sich einzurichten und an die neue Umgebung zu gewöhnen. Einige von ihnen machen sich Sorgen um ihre Familien, die in Syrien, dem Irak oder anderswo zurückbleiben mussten. Eines ist ihnen allen wichtig: Sie sind dankbar dafür, dass sie in Zuffenhausen aufgenommen worden sind.

„Ich bin froh, in Deutschland in Sicherheit zu sein“, sagt Hoger Suliman. Der 24-jährige Syrer spricht gut Englisch und dolmetscht für einige der anderen Flüchtlinge. Viele junge Männer, die allein nach Deutschland gekommen sind, haben Angst um ihre in der Heimat zurückgebliebenen Familien. Sie haben mitbekommen, dass einige europäische Länder keine Flüchtlinge mehr aufnehmen wollen und sind nun ratlos, was mit ihren Angehörigen geschehen wird. Suliman kam mit einem kleinen Boot nach Griechenland und von dort über einige Umwege nach Deutschland. 1200 Dollar hat er Schleppern dafür bezahlt. In der Türkei wurden ihm von den Behörden Geld, Handy und Pass abgenommen. „Es ist okay hier, aber ich muss sehr lange auf einen neuen Ausweis warten“, sagt er. Er wundert sich, dass es keine Regeln zu geben scheint. Manche Fälle würden schnell bearbeitet, andere Flüchtlinge hingegen müssten sehr lange auf Ausweispapiere warten.

Die Ehrenamtlichen von den Flüchtlingsfreunden Schlotwiese tun alles, um die Situation zu verbessern. Aber auch sie stoßen an ihre Grenzen. „Es knirscht ordentlich im Gebälk“, umschreibt Martin Vohla, Sprecher der Flüchtlingsfreunde, die Situation. Zwar sei seitens der Behörden und der Verwaltung viel guter Wille und auch Engagement spürbar, es fehle aber an einer durchdachten Konzeption. Immer wieder würden bürokratische Hindernisse auftauchen. Diese Meinung teilt auch Jürgen Kühl. Der Ehrenamtliche möchte den Flüchtlingen gern Deutsch beibringen, doch auch hier fehle ein vernünftiges Konzept. Trotzdem lässt er sich nicht entmutigen. „Man muss Mensch bleiben“, beschreibt Kühl seine Motivation.

Gastfreundschaft auf engem Raum

Mit die jüngsten Bewohner der Unterkunft sind 16-monatige Drillinge aus dem Irak. Zwei von ihnen waren gerade wegen einer Bronchitis im Krankenhaus. Ihr Vater, Amir Hassan, hatte sich natürlich Sorgen gemacht, war aber froh, dass sie gut versorgt waren. Er und seine Familie stammen aus Mosul, das momentan von Kämpfern des Islamischen Staates besetzt ist. Über Bulgarien und Serbien brachten Schlepper die Familie nach Deutschland, 40 000 Dollar haben sie dafür verlangt.

Die Verhältnisse im Waldheim sind vor allem für die Familien sehr beengt. Sie leben in Kojen mit sechs Betten, ein erwachsener Mensch kann sich auf den wenigen Quadratmetern kaum umdrehen. Trotzdem, das betont Dorothee Fahrner von der evangelischen Kirchengemeinde, würden die Menschen harmonisch und respektvoll zusammenleben. Obwohl die Flüchtlinge selbst nur sehr wenig hätten, würde sie immer wieder zum Tee oder zum Essen eingeladen. „Von dieser Gastfreundschaft können wir lernen“, sagt Fahrner.