Der Abriss der ehemaligen Vereinsgaststätte stößt nicht bei allen Bezirksbeiräten auf Gegenliebe. Foto: Torsten Ströbele

Der Bezirksbeirat akzeptiert den Vorschlag, das Vereinsheim abzureißen und dort Flüchtlinge unterzubringen.

Weilimdorf - Die Zuschauerreihen im Sitzungssaal des Bezirksamts waren am Mittwochabend ungewöhnlich voll besetzt. Das Interesse der Besucher galt der geplanten Flüchtlingsunterkunft im Ort. Die Stadt möchte das ehemalige Vereinsheim der Sportgemeinde (SG) Weilimdorf „Blick Solitude“ abreißen und an jener Stelle zwei Systembauten errichten. In ihnen sollen maximal 156 Asylsuchende untergebracht werden. Das Vereinsheim ist seit knapp zwei Jahren in städtischem Besitz.

„Wir sehen die Unterbringung von Flüchtlingen als Aufgabe, die man lösen kann“, sagte Stefan Spatz vom Sozialamt. „Wir können das stemmen.“ Er betonte aber auch, dass keine der geplanten Unterkünfte wegfallen könne, ohne dafür eine Alternative zu haben. Laut Axel Wolf vom Amt für Liegenschaften und Wohnen würden Abbruch und Bau der Unterkünfte an der Solitudestraße 121 rund vier Millionen Euro kosten. Planungs- und Bauzeit lägen bei acht Monaten.

Acht Ja-, sieben Nein-Stimmen und eine Enthaltung

Im Gremium stieß das Vorhaben auf geteilte Meinungen. Bei acht Ja-, sieben Nein-Stimmen und einer Enthaltung wurde die Vorlage beschlossen. CDU-Sprecher Marc W. Benzinger betonte, seine Fraktion sei mit der Vorlage grundsätzlich einverstanden, lehne aber den Standort ab. Vielmehr solle dort Raum fürs Gemeinwesen geschaffen werden. Als Alternative schlug er vor, eine brachliegende Sportfläche in Hausen, das Gewerbegebiet sowie erneut das Walz-Areal zu prüfen. Der Bezirksbeirat stellte einen entsprechenden Antrag.

Peter Hanle (Die Linke) merkte an, das Vorhaben löse bei ihm Bauchweh aus. „Für das Gelände war was anderes vorgesehen.“ Ihm sei immer wichtig gewesen, den Blick Solitude als „Traditionsgebäude“ zu erhalten. Hanle kritisierte, dass die Stadt von der Flüchtlingswelle überrumpelt werde. „Man sollte dauerhaft für Flüchtlinge vorsorgen und auf eine solche Situation vorbereitet sein.“ Dem widersprach Stefan Spatz. Flüchtlinge ließen sich nicht planen. Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ergänzte, dass nicht rechtfertigt werden könne, Wohnraum einfach leer stehen zu lassen.

Gelände hat einige Vorteile

Annekathrin Essig (Grüne) sagte, ihre Fraktion halte das geplante Gelände für geeignet, da es der Stadt gehöre, zügig das Baurecht geschaffen werden könne, der öffentliche Nahverkehr und auch das Weilimdorfer Zentrum gut zu erreichen seien. Was den „Blick Solitude“ betreffe, so habe es nie ein richtiges Konzept dafür gegeben. Essig plädierte dafür, nun keine Suche nach einer anderen Fläche zu starten. „Die Menschen sind da und haben das Schlimmste erlebt. Wir müssen so schnell wie möglich Unterkünfte schaffen.“ Einige Zuhörer applaudierten. Auch die SPD-Fraktion stimmte den Plänen zu. „Wir haben keine andere Fläche“, sagte Dieter Benz. Ein Bürgerhaus könne auch in einigen Jahren errichtet werden, wenn die Asylunterkunft wieder abgebaut sei. Die Planung und Bewilligung des Geldes würden sich ohnehin lange hinziehen.

Michael Schrade (Freie Wähler) bedauerte, dass das Walz-Areal nicht berücksichtigt werden könne. Seine Fraktion wolle dennoch der Vorlage zustimmen, da es keine Alternative gebe. Auf seine Nachfrage, ob die Unterkunft wirklich nur fünf Jahre stehen bleibe, erklärte Wolf, dass es dann erneut ein Verfahren gebe. Die Verlängerung gehe nicht automatisch vonstatten.

Flächennutzungsplan schließt Walz-Areal aus

Auch Stefan Gromer (AfD) merkte an, es sei eine gesellschaftliche Aufgabe, Flüchtlinge aufzunehmen. Auch er hielt am Walz-Areal fest. „Wenn es einen politischen Willen gäbe, könnte man das Baurecht sicher hinbekommen.“ Dies ließ Wolf nicht gelten. Der Flächennutzungsplan lasse dort keine Asylunterkunft zu. „So groß die Not auch ist, wir müssen uns daran halten.“

Zich gab zu bedenken, die Idee eines Bürgerforums sei nie wirklich ausgereift, sondern vielmehr „ein Luftschloss“ gewesen. Daher schlug sie vor, sich nun konkret Gedanken zu machen, sowohl zum Standort als auch zum Betrieb.

Abschließend stimmte das Gremium geschlossen dem CDU-Antrag zu, ein Bürgerhaus zu errichten, sobald die Flüchtlingsunterkunft nicht mehr gebraucht wird.