Fingerabdrücke nehmen, Personalien erfassen - 121 Flüchtlinge kamen bis zum Dienstagnachmittag nach Stuttgart. Foto: www.7aktuell.de | Andreas Friedrichs

Am Dienstagnachmittag ebbt der Zustrom von Flüchtlingen nach Stuttgart ab. Die Bundespolizei hatte jedoch mit der Registrierung der Angekommenen alle Hände voll zu tun.

Stuttgart - Nachdem in der Nacht zum Dienstag 101 Flüchtlinge nach Stuttgart gekommen sind, ist der Zustrom bis zum Nachmittag abgeebbt.

"Es waren vor allem kleinere Gruppen, die gekommen sind", sagte ein Sprecher der Bundespolizei über die Entwicklung. Zählten die Beamten bis zum Morgen 101 Asylsuchende, kamen bis zum Mittag 13 dazu, gegen 16 Uhr waren es sieben Flüchtlinge mehr. Insgesamt waren 19 Kinder darunter.

Personelle Engpässe bei der Polizei

121 Asylsuchende innerhalb so kurzer Zeit - das stellt die Bundespolizei vor Probleme. Die Beamten sprachen von einem "Kraftakt". Das Personal wurde aus ganz Baden-Württemberg zusammengezogen, um den Zustrom zu bewältigen. "Die Bundespolizeireviere Heilbronn und Tübingen mussten wir ab dem Mittag schließen", sagte der Polizeisprecher. Insgesamt sind laut eines Sprechers des Integrationsministeriums Baden-Württemberg im August 15.000 Asylsuchende nach Stuttgart gekommen.

Die Bundespolizei richtete am Hauptbahnhof in Stuttgart ein Notzentrum für eine erste Erfassung der Flüchtlinge ein. Die Menschen erhielten zu trinken und zu essen, wurden medizinisch versorgt, mussten ihre Pässe abgeben und erhielten ein Armband mit einer Nummer. Ahmad und seine drei Freunde sind aus Syrien geflohen und am Morgen in Stuttgart angekommen. „Ich wünsche mir, dass meine ganze Familie kommen könnte, aber da ist nicht genug Geld da“, sagte der 21-Jährige auf Englisch. Rund 2500 Euro habe jeder für die Flucht mit Bus, Boot und Zug bezahlt.

Über Budapest gekommen

Die vier jungen Männer kamen über Budapest - konnten aber direkt weiterfahren. Die Syrerin Nour, 30, und ihr Bruder Nail, 25, mussten dagegen vier Tage in Budapest warten, bis es für sie weiterging, erzählen sie. In der ehemaligen Post im Hauptbahnhof Stuttgart warteten zeitweise rund 50 Flüchtlinge, bis die Polizei ihre Fingerabdrücke abnehmen konnte. Die Behörde prüft, ob einer der Flüchtlinge bereits eine Straftat begangen hat und eventuell von den Behörden gesucht wird. Vor allem junge Männer lagen und schliefen auf Feldbetten, Bierbänken und auf dem Boden, aber auch eine schwangere Frau und mehrere Kleinkinder.

Die Erfahrung der Bundespolizei in Stuttgart habe gezeigt, dass Asylsuchende - sei es via Zug oder auf anderem Wege - eher nicht in den Abendstunden in die Landeshauptstadt kommen, sondern meistens in den frühen Morgenstunden. Wie sich die Lage am Dienstagabend noch entwickeln wird, konnte der Polizeisprecher nicht sagen.