So sieht die Flüchtlingsaufnahme in einer Leichtbauhalle in München aus. Foto: Haltec/Mahlmann

Die Landeshauptstadt rechnet damit, in den nächsten beiden Monaten bis zu 2400 zusätzliche Flüchtlinge unterbringen zu müssen. Dazu will sie Leichtbauhallen aufstellen. Deren Kauf soll kurzfristig erfolgen.

Stuttgart - Systembauten, Container, Turnhallen, und nun Leichtbauhallen: Die Stadtverwaltung ist bei der Unterbringung von Flüchtlingen nicht mehr wählerisch. Die Zuweisungszahlen des Landes lassen auch kaum noch Zeit für gut ins Umfeld eingepasste Bauten. Stuttgart muss 6,24 Prozent der Flüchtlinge im Land aufnehmen. Die Flächenverfügbarkeit spielt keine Rolle.

Am Freitag hat die Verwaltung geprüft, ob sie den Kauf von Leichtbauhallen ausschreiben muss. Ergebnis: Da entsprechende Wertgrenzen nicht überschritten werden, soll die Bestellung als Direktvergabe erfolgen. Das spart an die acht Wochen Ausschreibungs- und Einspruchsfrist. Acht Wochen, die die Stadt nicht hat.

Anfang Oktober hatten OB Fritz Kuhn (Grüne) und die Bürgermeister Michael Föll (CDU) und Isabel Fezer (FDP) bekannt gegeben, dass sie im Stadtgebiet nur noch sechs Standorte für Systembauten in Reserve haben. Diese ortsfesten Bauwerke sind für eine wenigstens zehnjährige Nutzungsdauer gedacht. Sollte die Flüchtlingswelle abebben, könnten auch Studenten in die Wohnräume und Gemeinschaftsküchen einziehen.

Leichtbauhallen können versetzt werden

Leichtbauhallen haben den Vorteil, dass sie grundsätzlich versetzt werden können. Damit gewinnt die schnelle Eingreiftruppe im Rathaus für die Flüchtlingsunterbringung Flexibilität. Denn es gibt städtische Grundstücke, die zwar nicht zehn oder fünf, aber zwei oder drei Jahre genutzt werden können. „Man kann damit Flächen in Anspruch nehmen, die in wenigen Jahren anders genutzt werden sollen“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. Das Liegenschaftsamt prüft, welche das sind.

Die Hallen, die in ihrer äußeren Anmutung einem Zeltbau ähneln, müssen das gleiche Genehmigungsverfahren durchlaufen wie feste Unterkünfte. Vergabe und Aufbau dauern aber nicht Monate, sondern einige Wochen. Matis korrigierte am Freitag die maximale Flüchtlingszahl bis Jahresende nach unten. Nicht 9200, sondern rund 8200 seien mit der Zuweisung bis Dezember möglich. Die höher, am Vortag bekannt gegebene Zahl, entspringe einem Rechenfehler.

München hat sein neues Ankunftszentrum im August in Leichtbauhallen verlegt. Für das System, das meist aus Aluminiumprofilen und gedämmten Wänden mit einem Sandwichaufbau besteht, gibt es einige Hersteller. In München lieferte Haltec, ein Mittelständler mit Sitz in Hemer in Nordrhein-Westfalen. „Die Situation in der Branche ist angespannt, wir wollen zusätzliche Kapazitäten durch einen Dreischichtbetrieb schaffen“, sagt Aristotelis Kitsakis, der für den süddeutschen Raum zuständige Haltec-Vertriebsleiter. Die Kommunen wollten die Hallen sofort, die übliche Lieferzeit betrage aber inzwischen zwei bis vier Wochen.