An der Straße Am Klingenbach direkt neben der Grünanlage haben vor wenigen Tagen die Arbeiten für die neue Systemunterkunft begonnen. Foto: Jürgen Brand

Im Spätsommer sollen gut 40 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einen System-Neubau im Stadtteil Gaisburg einziehen. Mit den Bauarbeiten auf zwei Grundstücken neben der Klingenbach-Grünanlage ist vor wenigen Tagen begonnen worden.

S-Ost - In den vergangenen Tagen haben direkt neben der oberen Klingenbachanlage im Stadtteil Gaisburg die Bauarbeiten für eine neue Systemunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge begonnen. In dem neuen Gebäude sollen 40 bis 50 junge Flüchtlinge wohnen und betreut werden. Der Neubau soll im Spätsommer 2016 bezugsfertig sein.

Die Nachricht von einer geplanten Flüchtlingsunterkunft direkt vor ihrer Haustüre hatte im vergangenen Jahr unter den Anwohnern in den relativ neuen Eigentumswohnungen an der Straße Am Klingenbach für Unruhe und für großen Andrang zu einer Sitzung des Bezirksbeirats gesorgt. Die Menschen dort waren vor allem auch deswegen verärgert, weil sie die Nachricht aus der Zeitung erfahren hatten und die Stadt sie nicht vorher direkt informiert hatte. Das wurde in der Bezirksbeiratssitzung im Oktober vergangenen Jahres nachgeholt.

Zahl der Flüchtlinge hat sich vervielfacht

Zum Hintergrund: mit der Zuspitzung der Flüchtlingskrise im vergangenen Jahr kamen auch immer mehr Kinder und Jugendliche nach Deutschland, die den gefährlichen und strapaziösen Weg alleine oder in Gruppen, in jedem Fall aber ohne die Begleitung ihrer Eltern oder anderer Erwachsener überstanden hatten. Im Jahr 2014 waren insgesamt 260 dieser sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Stuttgart aufgenommen worden. Die Zahl vervierfachte sich im vergangenen Jahr, als mehr als 1000 dieser Kinder und Jugendlichen in der Landeshauptstadt ankamen. Die Folge waren überfüllte Notaufnahme-Unterkünfte und viel zu wenig Personal für die Betreuung der jungen Menschen.

Die meisten der jungen Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und afrikanischen Staaten. Die wenigsten haben Papiere bei sich. Deswegen muss erst einmal herausgefunden werden, wie alt die Neuankömmlinge tatsächlich sind. Nach Angaben des Jugendamtes vom vergangenen Jahr ist etwa die Hälfte der jungen Flüchtlinge tatsächlich minderjährig, die meisten davon sind zwischen 15 und knapp 18 Jahre alt. Allerdings kamen zuletzt auch immer mehr viel jüngere Minderjährige alleine in Stuttgart an. Der jüngste unbegleitete Minderjährige, der im vergangenen Jahr aufgenommen wurde, war gerade einmal zehn Jahre alt.

Schulbesuch so schnell wie möglich

Um die minderjährigen Flüchtlinge entsprechend den Vorgaben unterbringen und betreuen zu können, braucht die Stadt dringend weitere Unterkünfte. Der neue Systembau an der Klingenbachanlage soll dazu beitragen, die Situation deutlich zu entspannen. Das Gebäude entsteht auf einer bisher als Parkplatz genutzten Fläche und auf einer Wiese, beide Grundstücke gehören der Stadt und sind mittelfristig als Schulstandort vorgesehen. Sie liegen zwischen der städtischen Kindertagesstätte und der dortigen Außenstelle der Grund- und Werkrealschule Gablenberg (GWRS). Der Neubau soll 41 Meter lang, 13 Meter breit und 5,80 Meter hoch werden. Wie viele Jugendliche genau dort wohnen werden, ist noch nicht ganz klar. Während zunächst von 78 Bewohnern die Rede war, sprach das Jugendamt im Bezirksbeirat von höchstens 40. Neuere Informationen hat auch die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Ost, Tatjana Strohmaier, nicht. Die Jugendlichen werden rund um die Uhr betreut und verpflegt. Ein pädagogisches Team kümmert sich von Anfang an um sie. Wenn die jungen Menschen in Sprachkursen ausreichend Deutsch gelernt haben, sollen sie so schnell wie möglich Schulen besuchen. Ein Wachdienst wird für Sicherheit sorgen.

Mit Beginn der Bauarbeiten vor wenigen Tagen wurden die bisher vor allem von Lehrern genutzten Parkplätze zur Schule hin verlegt. Die Unterkunft, mit dessen Bau die Stadt die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) beauftragt hat, soll bis zum Spätsommer bezugsfertig sein.