Der Freundeskreis hat diesen und einen anderen Container im Frühjahr diesen Jahres auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft aufgestellt, damit die Flüchtlinge einen Rückzugs- und Lernort haben. Foto: Cedric Rehman

Der Freundeskreis Flüchtlinge wünscht sich mehr finanzielle Unterstützung für die Flüchtlingsunterkunft an der Gorch-Fock-Straße. Zwei gespendete Container benötigen laut Stadt einen Blitzschutz. Diesen soll aber der Freundeskreis selbst bezahlen.

Sillenbuch - Die Stimmung unter den Unterstützern sei schon mal besser gewesen, sagt Eva Dessecker, Sprecherin des Freundeskreises Flüchtlinge Gorch-Forck-Straße. „Wir schwimmen gerade ein bisschen“, meint sie. Dessecker spielt darauf an, dass es für die Mitglieder des Freundeskreises im Moment nicht so ganz klar ist, was die Stadt mit der Notunterkunft in einer ehemaligen Schulbaracke im Sinn hat. Außerdem stehen aus Sicht des Freundeskreises dringende Investitionen an, um die Flüchtlingsunterkunft sicherer und lebenswerter zu machen. Für diese muss aber zumindest zum Teil der Freundeskreis selbst aufkommen.

Einige Flüchtlinge blieben

Mitte vergangenen Monats konnten die Familien aus der Unterkunft an der Gorch-Fock-Straße in Systembauten an der Württembergstraße in Untertürkheim umziehen. „Wir hatten schon damit gerechnet, dass die Stadt den Standort wegen den gesunkenen Flüchtlingszahlen aufgeben wird“, meint Eva Dessecker. Dann äußerten einige alleinstehende Bewohner den Wunsch gegenüber der Verwaltung, in der Sillenbucher Unterkunft verbleiben zu dürfen. Sie verwiesen auf ihre gute Integration im Bezirk. Die Stadt gab dem Wunsch nach. Eine Einzelfalllösung sei dies gewesen, sagt eine Sprecherin der Stadt. Eine weitere Gruppe von Flüchtlingen verblieb gleichfalls in der Unterkunft. Bei ihnen handelt es sich um anerkannte Asylbewerber, die in den neuen Bundesländern gelebt haben und nun in Stuttgart auf Jobsuche gehen wollen. Vor einer gesetzlichen Änderung Anfang August war das dieser Gruppe von Flüchtlingen erlaubt. Für den Freundeskreis sieht es nun so aus, als würde die Stadt an der Unterkunft festhalten. Doch gleichzeitig sieht der Freundeskreis Anzeichen, dass die Stadt nicht all zu viel in die Unterkünfte investieren will. „Zwar sind die sanitären Anlagen saniert worden, aber als wir um Materialien gebeten haben, damit wir gemeinsam mit den Flüchtlingen die Unterkünfte frisch streichen können, wurde uns abgesagt“, sagt Dessecker. Ein Raum sei dann von der Stadt selbst gestrichen worden. „Es war aber ausgerechnet einer der beiden unbewohnten“, sagt sie. Die Stadt bestreitet eine solche Absage. Die Stadt habe bereits vor Wochen signalisiert, dass sie die Kosten für das Material übernehme, wenn der Freundeskreis sie anschaffe und dann die Rechnung für eine Erstattung vorlege, teilt die Sprecherin der Stadt mit. Stadt und Freundeskreis sind sich auch in einer anderen Kostenfrage nicht einig. Im Frühjahr hatten die Flüchtlingshelfer mithilfe von Privatspendern auf dem Gelände der Unterkunft zwei Container aufgestellt. Diese sollten als Rückzugs- und Lernräume dienen. In ihnen sollten die Flüchtlinge zum Beispiel für ihre Sprachprüfungen lernen können, ohne von anderen gestört zu werden. Die beiden Container benötigen aber noch einen Blitzschutz, damit sie den Sicherheitsstandards entsprechen. Erst nach einer Installation will die Stadt die Container abnehmen und auch die Haftung übernehmen, sollte einem Flüchtling in den Containern etwas zustoßen. Der Freundeskreis muss also erst Geld für den Blitzschutz ausgeben, um dem Risiko einer kostspieligen Haftung für Schäden zu entgehen. „Wir schätzen die Kosten für den Blitzschutz auf rund 3000 Euro“, sagt Dessecker. Eine Summe, die sich die Helfer nicht aus dem Ärmel schütteln könnten, meint sie. Wieder müssten also Spender gesucht werden. „Eigentlich sehen wir unsere Aufgabe ja in der Arbeit mit den Menschen, nicht in der Ausstattung der Unterkunft“, sagt Dessecker. Der Freundeskreis bittet die Flüchtlinge derweil, bei Gewitter die Container zu meiden. Der Herbst, in dem es eher selten blitzt und donnert, steht nun zumindest vor der Tür.