Die Unterkunft am Bahnhof bietet Platz für bis zu 140 Personen. Foto: Werner Kuhnle

Die Unterkunft am Bahnhof wird vorerst nur von Männern bezogen. In der Bevölkerung gibt es deswegen aufheizende Gerüchte. Der Bürgermeister tritt den Befürchtungen offensiv entgegen.

Marbach - Die Asylunterkunft am Marbacher Bahnhof bietet Platz für bis zu 140 Personen. 16 Flüchtlingesind inzwischen eingezogen – ausschließlich Männer. Der Bürgermeister Jan Trost tritt offensiv damit verbundenen Ängsten und Befürchtungen entgegen. Trost kennt die aufheizenden Gerüchte, die auf die letzte Silvesternacht in Köln verweisen.

Umso wichtiger ist ihm, mit dem Thema offen umzugehen und um Gelassenheit zu werben. In der Tat würden zunächst nur Männer in dem Gebäude leben, wenngleich das Haus so konzipiert sei, dass dort auch Familien untergebracht werden können. Trotzdem bestehe kein Anlass, sich Sorgen zu machen. „Der Landrat hat versichert, dass es eine angemessene soziale Betreuung geben wird“, sagt Jan Trost.

Keine schlechten Erfahrungen mit Flüchtlingen

In der vom Kreis betriebenen Unterkunft werden demnach ein Hausmeister und ein Sozialarbeiter da sein und sich um die Leute kümmern. „Wir haben die Zusage, dass bei Bedarf nachjustiert wird“, sagt der Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Er verweist zudem auf das Beispiel anderer Heime, in denen ebenfalls nur Männer eine Bleibe gefunden haben. Von dort sei nichts von irgendwelchen Scherereien zu hören. Dazu komme, dass die Stadt mit den Flüchtlingen, die bereits da sind, keine schlechten Erfahrungen gemacht habe. Als „völlig unproblematisch“ bezeichnet Andreas Seiberling die Situation im Wilhelm-Schenk-Haus in der Heckenstraße und im Art-Hotel, wo die Kommune jeweils Flüchtlinge beherbergt.

Für 2017 rechnet Trost mit 100 weiteren Flüchtlingen

„Intern gibt es da natürlich auch mal Zoff. Aber das ist nichts, was über das hinausgeht, was sich in einem normalen Mietshaus abspielt“, sagt der Chef des Ordnungsamts. Wobei er nicht verhehlt, dass in diesen beiden Unterkünften derzeit nahezu ausschließlich „familienähnliche Strukturen“ anzutreffen seien. Dass sich das Bild nun am Bahnhof wandele, liege vor allem daran, dass momentan im Prinzip nur Männer nach Deutschland flüchteten, konstatiert der Bürgermeister.

Bis wann das neue Asylbewerberheim voll bewohnt sein wird, können Trost und Seiberling nur schwer abschätzen. Das Landratsamt hatte unlängst mitgeteilt, dass die 140 Plätze bis Februar oder März belegt sein werden. Andreas Seiberling geht aber davon aus, dass sich die Zahl der momentan 16 Bewohner in diesem Jahr nicht mehr großartig verändern wird.

Zu den Flüchtlingen am Bahnhof, für die das Ludwigsburger Landratsamt zuständig ist, kommen in Marbach 142 weitere, um die sich die Kommune kümmern muss. 100 von ihnen sind zurzeit in städtischen Gebäuden untergebracht, 42 in angemieteten Wohnungen.

Jan Trost rechnet für das neue Jahr mit weiteren 100 Personen, denen man ein Dach über dem Kopf bieten müsse. Weil die zur Verfügung stehenden Kapazitäten nicht reichten, „werden wir uns Gedanken machen, wo die Leute unterzubringen sind“, sagt der Bürgermeister.