Schulbildung für Flüchtlingskinder – in der Türkei eher die Ausnahme. Foto: dpa

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnt vor den verheerenden Folgen mangelnder Schulbildung: In der Türkei besuchen zwei Drittel der syrischen Flüchtlingskinder keine Schule.

Istanbul - Zwei Drittel der syrischen Flüchtlingskinder in der Türkei gehen nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch (HRW) nicht zur Schule. Von den mehr als 700 000 syrischen Kindern im Schulalter seien im vergangenen Schuljahr nur rund 200 000 in den Genuss von Unterricht gekommen, hieß es in dem am Montag in Istanbul veröffentlichten Bericht. Grund seien unter anderem Sprachbarrieren und die schlechte finanzielle Situation vieler Flüchtlingsfamilien.

Der Mangel an Schulbildung könnte verheerende Auswirkungen auf eine ganze Generation haben, warnte HRW. „Sie (die Kinder) werden auf der Straße landen oder zurück nach Syrien gehen, um zu kämpfen; sie werden zu Extremisten radikalisiert oder sie sterben auf dem Weg nach Europa im Meer“, hieß es in dem Bericht. Die Türkei und die internationale Gemeinschaft müsse Schulunterricht für syrische Kinder in der Türkei sicherstellen, forderte die Organisation.

Nach einer Richtlinie des türkischen Bildungsministeriums könnten syrischen Kinder seit September 2014 zwar staatliche Schulen besuchen, teilte HRW weiter mit. In der Praxis erhielten Nicht-Muttersprachler aber kaum Unterstützung. Der Zugang zu Bildungszentren in arabischer Sprache wiederum sei begrenzt. Viele Kinder müssten zudem arbeiten, um zum Familienunterhalt beizutragen. Freie Schulen werden nach Angaben syrischer Aktivisten von türkischen Behörden in ihrer Arbeit behindert.