Kochen in der Umkleidekabine: in viele Sporthallen in der Region muss wegen ihrer Nutzung als Notunterkunft für Flüchtlinge investiert werden. Foto: factum/ Archiv

Die Landkreise räumen die Notunterkünfte für Flüchtlinge schneller als bislang angenommen. Doch nun kommen weitere Kosten hinzu: Viele Sporthallen sind ramponiert.

Kreis Ludwigsburg - Die drei Sporthallen im Landkreis Ludwigsburg, in denen noch Flüchtlinge wohnen, werden schneller frei als ursprünglich prognostiziert. Nach Auskunft des Landratsamts wurden die Bewohner der Halle der Carl-Schäfer-Schule in Ludwigsburg im Laufe des Donnerstags umquartiert, die Halle am Römerhügel soll bis Mitte Dezember geräumt sein. Einige Wochen früher, bereits Mitte November, sollen die letzten Bewohner aus der Sportstätte am Beruflichen Schulzentrum in Bietigheim-Bissingen ausziehen. Zurzeit leben dort noch 40 Personen, am Römerhügel sind noch 114 Menschen untergebracht. Bisher hatte die Kreisverwaltung stets davon gesprochen, sämtliche Bewohner der Hallen bis zum Ende des Jahres in andere Unterkünfte zu bringen. Nun gelingt das deutlich früher.

Der Grund für das beschleunigte Prozedere liegt auf der Hand: Die Zugangszahlen von Flüchtlingen sind in diesem Jahr bundesweit gesunken und pendeln sich derzeit auf einem im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich geringeren Level ein. Auch in den Kreisen der Region Stuttgart kommen deutlich weniger Menschen an als noch vor einem Jahr. Außerdem sind viele Asylverfahren inzwischen bearbeitet und die Flüchtlinge längere Zeit im Land. Für die sogenannte Anschlussunterbringung sind nun die Kommunen zuständig.

Andere Kreise, gleiche Probleme

In den Notunterkünften andernorts in der Region Stuttgart sieht es daher ähnlich aus wie im Kreis Ludwigsburg: Der Rems-Murr-Kreis will alle Quartiere bis Ende November geräumt haben, bereits in diesen Tagen sollen die letzten Bewohner der Sporthalle am Berufsschulzentrum in Waiblingen ausziehen. Alle für den Schulsport benötigten Gebäude seien dann frei, heißt es aus dem Waiblinger Landratsamt.

Etwas länger dauert es wohl im Kreis Esslingen. Dort gibt es laut Peter Keck, dem Sprecher des Landrats, noch etwa 2200 Plätze in Notunterkünften. Auch zwei Hallen, eine in Kirchheim und eine am beruflichen Schulzentrum in Esslingen-Zell, sind noch bewohnt. Möglicherweise bis Ende November, auf jeden Fall aber noch in diesem Jahr wolle das Landratsamt die Bewohner umquartieren, sagt Keck.

Der Kreis Böblingen hat das bereits geschafft. Dort seien alle Notunterkünfte leer, erklärt Dusan Minic, der Sprecher der Kreisbehörde. Sechs Hallen des Landkreises und drei kommunale Sportstätten hatte das Landratsamt seit Mitte 2015 mit Flüchtlingen belegt, bereits im Sommer dieses Jahres konnten aber viele provisorische Unterkünfte wieder geräumt werden. Sportunterricht kann in den Hallen derzeit aber trotzdem nicht stattfinden.

Denn nun kommt auf die Kreise eine neue Herausforderung zu: Viele der zeitweise bewohnten Sportstätten müssen saniert werden, weil sie nicht als dauerhafte Schlafstätte für Hunderte Menschen gedacht waren. Teilweise muss in den Hallen der Boden erneuert werden, teilweise müssen provisorische Trennwände, die den Bewohnern mehr Privatsphäre bieten sollten, herausgebrochen werden.

Auch viele sanitäre Einrichtungen werden ausgebessert. So wurden in Umkleidekabinen beispielsweise Leitungen für Herde, Waschmaschinen und andere Geräte verlegt. Die montieren Arbeiter nun wieder ab. „Mehrere Hunderttausend Euro“, schätzt Dusan Minic, braucht allein der Kreis Böblingen für die Arbeiten. Er sagt aber auch: „Wir hätten ohnehin einige Dinge machen lassen müssen.“

Mehrere Hunderttausend Euro muss der Kreis Böblingen aufbringen

Im Kreis Ludwigsburg müsse erst noch untersucht werden, was genau zu tun ist, sagt Andreas Fritz, der Sprecher des Landrats. Eine Kostenschätzung könne man erst nach der Räumung abgeben. Derzeit geht der Kreis davon aus, dass in den Hallen der Carl-Schäfer-Schule und der des Bietigheimer Schulzentrums von Januar an wieder Sport gemacht werden kann. Am Römerhügel dagegen erst im Herbst 2017.

Die Kosten für die Sanierung tragen zunächst die Landkreise. Doch sie wollen sich das Geld vom Land zurückholen – darin sind sie sich einig. „Wir werden das auf jeden anmelden“, sagt Peter Keck.