Plieningen beherbergt seit dem Sommer Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wie Syrien in Systembauten. Ein Heim im Bezirk Degerloch wird es mittelfristig nicht geben. Foto: Judith A. Sägesser

Die Degerlocher Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold ist sich sicher, dass Asylbewerber in Degerloch willkommen wären. Doch die Stadt sieht keinen ausreichenden Platz, um Systembauten für Flüchtlinge wie in Plieningen zu errichten.

Degerloch - Die Stadt sucht nach Flächen für Flüchtlingsunterkünfte, wird aber in Degerloch nicht fündig. In einer dritten Tranche will die Stadt im kommenden Jahr laut einer Beschlussvorlage an den Gemeinderat an vier Standorten Systembauten für Flüchtlinge errichten.

Bestehende Containersiedlungen in Feuerbach und Möhringen werden dabei erweitert. In Botnang und Weilimdorf entstehen dagegen neue Bauten für Asylbewerber. Insgesamt will die Stadt 561 weitere Unterkunftsplätze schaffen. Doch der Bedarf dürfte weit darüber liegen. Denn die Stadt rechnet mit über 4000 Flüchtlingen, die bis Ende 2015 in Stuttgart eine Unterkunft benötigen werden.

Die Stadt hat sich umgesehen im Bezirk

Während es in den Bezirken Sillenbuch und Plieningen bereits Asylbewerberunterkünfte gibt, wird auch in kommenden Jahr kein neues Heim in Degerloch errichtet. Die Bezirkschefin Brigitte Kunath-Schefold berichtet, dass die Stadt sich durchaus umgesehen hat im Bezirk, bevor die Planungen für das kommende Jahr in die nun vorliegende Beschlussvorlage gegossen worden sind. Nur seien die vorhandenen Flächen alle als zu klein befunden worden, um dort Systembauten zu errichten und Flüchtlinge unterzubringen. Kunath-Scheffold bedauert dies. Die Bezirksvorsteherin beschreibt die Haltung der Menschen im Bezirk zu einer möglichen Aufnahme von Menschen aus den Kriegs-und Krisenregionen der Welt als offen. Die Degerlocher seien Asylbewerbern positiv zugewandt, sagt Kunath-Scheffold. „Einen Freundeskreis für Flüchtlinge ließe sich sofort organisieren in Degerloch“, sagt die Bezirkschefin. Brigitte Kunath-Scheffold selbst macht keinen Hehl daraus, dass sie eine Asylunterkunft im Bezirk befürworten würde. „Der Umgang mit Flüchtlingen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Da kann sich niemand verschließen,“ sagt die Bezirksvorsteherin.

Kunath-Scheffold erinnert auch daran, dass im Bezirk über viele Jahre Flüchtlinge gelebt haben. „16 Jahre lang gab es ja eine Asylunterkunft bei uns in Degerloch. Da haben wir doch schon Verantwortung bewiesen“, sagt Brigitte Kunath-Scheffold. Sie verweist dabei auf die ehemalige Asylunterkunft an der Hohen Eiche. 2009 bezog die Freie Aktive Schule (FAS) das Gebäude. Das war zu Zeiten, in denen die Asylbewerberzahlen immer weiter sanken und die Kommunen sich Gedanken machten, was sie mit einem Bestand an überflüssigen Asylheimen tun können. Nur wenige Jahre später ist die Lage eine ganz andere. Doch die Freie Aktive Schule hat einen Mietvertrag für das Gebäude. Er wurde 2012 bis zum Jahr 2023 verlängert. Diese Entscheidung fiel damals sehr zur Freude der Schule, denn sie fürchtete lange Zeit einen erzwungenen Umzug.

Kunath-Scheffold will aber dennoch nicht ausschließen, dass mittelfristig Flüchtlinge in Degerloch leben werden. „Wir werden weiter nachdenken“, sagt sie.