Flüchtlinge in Deutschland (Archiv) Foto: dpa

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hatte seine Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, leerstehende Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Einige haben sich gemeldet.

Tübingen - Die Stadt Tübingen besichtigt leerstehende Wohnungen und Häuser für die Unterbringung von Flüchtlingen. Rund ein Dutzend Vermieter hätten sich bisher freiwillig bei der Stadt gemeldet und Wohnraum angeboten, bestätigte Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) am Dienstag. Manche der Wohnungen stehen laut Stadtsprecherin Sabine Schmincke schon längere Zeit leer. „Geklärt werden muss, in welchem Zustand die sind“, sagte sie.

„Sichten, bewerten, sortieren“

Palmer sagte, er habe am Dienstag in der Stadt eine gewerbliche Halle mit 1000 Quadratmetern besichtigt, deren Eigentümer gerade gewechselt hat. Sie erschien ihm nach eigenen Angaben geeignet für eine längere Zwischennutzung. Am Mittwoch werde er ein Haus mit 300 Quadratmetern begutachten. „Es geht um die, die über Jahre Wohnraum leer stehen lassen“, sagte er. Seine Devise lautet: „Sichten, bewerten, sortieren, und dann nutzen oder absagen.“

Die Stadt wolle prüfen, ob der Zuschnitt passe, handwerkliche Arbeiten nötig seien und wie lange die Wohnungen mietbar seien, sagte die Stadtsprecherin. Dann werde entschieden, ob und wie sie genutzt werden. Auch ein Kauf der Immobilien durch die Stadt werde in Betracht gezogen. „Wir wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Flüchtlingen zu helfen“, sagte Schmincke.

Palmer hatte Hausbesitzer aufgerufen, leerstehende Unterkünfte auf Kosten der Stadt zur Verfügung zu stellen. In den Briefen hatte er auch geschrieben, die Kommune könne leerstehenden Wohnraum beschlagnahmen. Das hatten unter anderem der Städtetag und Innenminister Reinhold Gall (SPD) kritisiert.

Niemandem gedroht

Er habe niemandem gedroht, sondern nur auf die Möglichkeit verwiesen, Wohnraum beschlagnahmen zu können, sagte Palmer. Noch in diesem Winter könne es aber dazu kommen. „Es entscheidet sich daran, ob alle Flüchtlinge im Stadtgebiet untergebracht werden können“, sagte der Grünen-Politiker.

Im vergangenen Jahr hatte der Main-Tauber-Kreis ein leerstehendes Kasernen-Gebäude in Tauberbischofsheim beschlagnahmt, das im städtischen Besitz war. Es war die deutschlandweit erste Aktion dieser Art.