Kein Tag ohne neue Nachrichten zum Thema Flüchtlinge. Am Dienstag sich die Polizeigewerkschaft erneut zu Wort gemeldet. Die Belastung durch Überstunden sei für die betroffenen Beamten kaum noch zumutbar.
Stuttgart - Der Flüchtlingsstrom nach Baden-Württemberg reißt nicht ab. Wie das Integrationsministerium am Dienstag in Stuttgart mitteilte, sind seit Jahresbeginn 51 000 Flüchtlinge in den Südwesten gekommen. Bis Jahresende rechnet Grün-Rot mit bis zu 100 000 Asylbewerbern.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Landkreise und Kommunen bereits am Montag über die neuen Trends informiert. Demnach müssen künftig pro Woche 4500 statt bislang 3500 Flüchtlinge aus den Erstaufnahmestellen des Landes auf die Kreise und in die Städte verteilt werden. „Damit werden wir vor neue Herausforderungen gestellt“, sagte Landkreistags-Präsident Joachim Walter (Tübingen). Roger Kehle, Präsident des Gemeindetags, sagte am Dienstag: „Die Probleme, die wir ohnehin schon haben, werden nun noch größer. Es wird immer schwieriger, die Unterbringung zu organisieren.“
Sieben Wochen im Dienst – inklusive Wochenende
Die Gewerkschaft der Polizei klagt derweil über massive Arbeitsbelastung. „Es klemmt vorne und hinten beim Personal. Wir haben schon jetzt Hunderte von Überstunden angesammelt“, sagte der Landesvorsitzende Rüdiger Seidenspinner unserer Zeitung. Die Polizisten der Bereitschaftspolizei aus Göppingen, Bruchsal und Lahr, aber auch viele Einsatzzüge der Polizeipräsidien würden „am Rad drehen und an der absoluten Oberkante“ arbeiten. Manche Beamte seien „seit sieben Wochen inklusive Wochenenden pausenlos im Dienst“. Seidenspinner forderte Innenminister Reinhold Gall (SPD) auf, baldmöglichst eine Lösung anzubieten – ob in Form eines Freizeitausgleichs oder der Auszahlung der Mehrarbeit.
Die Konflikte in Flüchtlingsunterkünften nehmen derweil weiter zu. Sowohl in Donaueschingen als auch in Ellwangen musste die Polizei bei Schlägereien einschreiten, in Rottenburg wurden sechs Menschen beim Brand einer Asylunterkunft verletzt.