Nächste Woche werden drei Gebäude in Hausen bezogen. Zwei zusätzliche Bauten sollen Ende 2016 eingeweiht werden. Foto: Stadt Stuttgart

In Hausen, Stammheim und Zuffenhausen soll Platz für rund 600 weitere Asylbewerber geschaffen werden. Allein auf der Schlotwiese sind fünf neue Unterkünfte für bis zu 396 Flüchtlinge geplant.

Stuttgarter Norden - Die Stadt geht davon aus, dass sie für das Jahr 2016 insgesamt 1500 neue Plätze für Flüchtlinge schaffen muss. Seit Mittwoch steht fest, wo die ersten 933 Betten bezogen werden sollen. Allein auf der Zuffenhäuser Schlotwiese ist geplant, fünf sogenannte Systembauten für bis zu 396 Asylbewerber bauen zu lassen. Auf einem etwa 7000 Quadratmeter großen städtischen Grundstück, das direkt an die Jugendfarm an der Hirschsprungallee grenzt, sollen die Gebäude bis Ende des Jahres fertiggestellt sein.

Der Vorsitzende des Jugendfarmvereins, Norbert Gassmann, weiß noch nicht so genau, was er von den Plänen der Stadt halten soll: „Es wird auf jeden Fall interessant. Ob ich das toll finden soll, weiß ich aber noch nicht.“ Fakt sei aber, dass die Jugendfarm eine offene Einrichtung und letztendlich auch dafür da sei, Kinder und Jugendliche zu betreuen. Ob das aber leistbar sei, was da bei rund 400 Bewohnern auf die Jugendfarm zukomme, könne er nicht vorhersagen. Derzeit habe er drei Mitarbeiter, die sich zwei Vollzeitstellen teilten. „Unser Personal ist auf 30 bis 40 Kinder am Tag ausgelegt“, sagt Gassmann.

Verwundert und erstaunt zeigte sich der Vorsitzende des SSV Zuffenhausen, Hans Heppner, als er von der Nord-Rundschau erfuhr, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Vereinsgelände fünf Flüchtlingsunterkünfte entstehen sollen: „Ich habe von nichts gewusst.“ Mehr wollte er zu diesem Thema derzeit nicht sagen. Am Dienstag, 26. Januar, wird sich der Bezirksbeirat mit dem neuen Standort beschäftigen. Einer der Sprecher der Flüchtlingsfreunde Zuffenhausen, Alexander Mak, betont, dass es einer riesigen Anstrengung bedarf, so viele weitere Menschen zu integrieren – das sei allein mit ehrenamtlicher Arbeit kaum leistbar. Es müsse mehr Fachpersonal her.

Auch in Stammheim ist ein weiteres Gebäude geplant

Mit den Einrichtungen an der Gottfried-Keller-Straße und Zazenhäuser Straße (jeweils 150 Personen), dem Interimsquartier an der Stammheimer Straße (bis zu 120 Personen), der schon beschlossenen Unterkunft an der Schwieberdinger Straße (rund 150 Personen), die im Sommer in Betrieb gehen soll, und den neuen Bauten auf der Schlotwiese werden Ende 2016 rund 1000 Flüchtlinge im Bezirk leben. „Die ehrenamtlichen Helfer bemühen sich nach besten Kräften“, sagt Mak. Durch den neuen Standort sei es aber noch wichtiger, dass sich weitere Bürger engagieren. Da passe es gut, dass an diesem Freitag ein Treffen der Flüchtlingsfreunde mit Vereinsvertretern stattfinde, um über weitere Kooperationsmöglichkeiten zu sprechen. „Es ist wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen. Nur so können wir die Aufgabe meistern.“

Das sieht auch Stammheims Bezirksvorsteherin Susanne Korge so. Im Mai sollen an der Ottmarsheimer Straße drei Systembauten für bis zu 243 Flüchtlinge eingeweiht werden. Die Stadtverwaltung möchte an diesem Standort nun noch ein weiteres Gebäude für bis zu 78 Personen erstellen, das Ende 2016 fertiggestellt sein soll. „Erfreut ist darüber sicherlich niemand, aber das sind die Fakten. Wir müssen schauen, wie wir darauf reagieren“, sagt Korge. Der rund 100 Mitglieder starke Freundeskreis sei aber gut aufgestellt. Das nächste Treffen der Ehrenamtlichen finde am 16. Februar statt. Dort soll wenn möglich auch ein Sprecher gewählt werden.

Die Standorte werden Thema im Bezirksbeirat sein

In Weilimdorf hat Werner Bossert diese Funktion schon seit einigen Monaten inne. Auch er steht vor neuen Herausforderungen. Bislang haben die rund 280 Mitglieder des Freundeskreises etwa 230 Flüchtlinge in der Spechtweghalle betreut. „Mein Sachstand ist, dass sie Anfang nächster Woche umziehen“, sagt Bossert. Bis auf ein bis drei Familien kämen alle Bewohner in den drei neuen Systembauten an der Steinröhre in Hausen unter, die für maximal 243 Flüchtlinge Platz bieten. Die dann leere Halle werde zwei Tage gereinigt und dann mit neuen Asylbewerbern belegt. Nun hat die Stadtverwaltung aber auch in Hausen vor, den Standort mit nochmals zwei Gebäuden zu erweitern, so dass bis Ende 2016 insgesamt bis zu 396 Flüchtlinge dort unterkommen könnten. „Der Platz, der jetzt überbaut werden soll, fehlt uns natürlich als Spielfläche für die Kinder. Aber wir werden auch damit umgehen“, sagt Bossert. „Wir sind auf jeden Fall sehr stolz, wie fantastisch wir die Aufgaben derzeit meistern können. Noch ist die Grenze des Leistbaren zum Glück nicht erreicht.“ Definitiv werde es aber noch Gespräche mit den Verantwortlichen der Stuttgarter Straßenbahnen geben müssen, um die Anbindung an die Unterkünfte zu verbessern.

Die neuen Pläne der Stadt werden am kommenden Mittwoch, 20. Januar, Thema im Weilimdorfer Bezirksbeirat sein. Die Kollegen aus Stammheim werden sich in ihrer Sitzung am 2. Februar mit den neuen Systembauten beschäftigen.