In die Container neben der Gemeinschaftsschule Sachsenheim sollen Flüchtlinge vorübergehend einziehen. Dagegen protestieren besorgte Eltern. Foto: factum/Granville

Der Umbau an der Gemeinschaftsschule in Sachsenheim sollte bald beginnen. Doch nun ziehen Flüchtlinge in die Container, in denen die Kinder während des Umbaus unterrichtet werden sollten.

Sachsenheim - Eigentlich war alles geplant: Die Schüler werden ab dem kommenden Schuljahr in Containern unterrichtet, während ihre Gemeinschaftsschule in Sachsenheim umgebaut wird. Bereits vor den Sommerferien haben die Schüler in Sachsenheim etliche Schulbücher und Unterrichtsmaterialien in die Container neben dem Schulgebäude gebracht.

Nun werden aber Ende August dort erst einmal Flüchtlinge einziehen. Zunächst 15 von insgesamt etwa 100. „Wir sind entsetzt über diese Entwicklung“, sagt Ludger Ignaszak, der Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative „Schulumbau Gemeinschaftsschule Sachsenheim“. Dass die Flüchtlinge irgendwo unterkommen und integriert werden müssten, sei zwar klar. Und er wolle auf keinen Fall als ausländerfeindlich gelten, betont Ignaszak.

Ihn und die anderen Eltern störten aber vor allem zwei Dinge: zum einen ist dies der Standort direkt neben der Schule, zum anderen die „schlechte Planung und mangelhafte Kommunikation“ durch die Stadtverwaltung, wie sie erklären.

Sensibler Platz

Der Ort, an dem die Container stehen, sei seiner Ansicht nach ein sehr „sensibler Platz“. Die Schulkinder müssten direkt daran vorbeilaufen, zudem befänden sich dort die Sportplätze sowie ein Fitnessstudio, in dem junge Damen täglich ein- und ausgingen. Er selbst mache sich große Sorgen um seine Frau und habe sie daher kurzfristig vom Studio abgemeldet. Eine Sicherheitsgarantie für die Kinder und Erwachsenen habe ihm von der Stadt niemand geben können: „Das einzige, was man uns versprochen hat, sind Trennwände und Scheinwerfer.“ Wenn doch etwas passiere, sei die nächstgelegene Polizeistation mit gerade einmal sechs Beamten viel zu weit weg, um schnell eingreifen zu können.

Es gab bereits eine Demonstration der Eltern gegen den Standort der Flüchtlingsunterbringung. Sie werfen der Stadt vor, zu spät das Heft in die Hand genommen zu haben: „Es stand nicht erst jetzt fest, dass Sachsenheim noch Flüchtlinge aufnehmen muss. Da hätte man im Vorfeld reagieren und nach Alternativen wie anderen Standorten schauen müssen.“

Die Werkplanung des Architekten fehlt noch

Das sieht die Sprecherin der Stadtverwaltung etwas anders. „Das Landratsamt kam erst sehr kurzfristig mit dieser Hiobsbotschaft auf uns zu“, sagt Nicole Raichle. Der Einzug der zumeist männlichen Flüchtlinge in die Container sei nun eine „Verquickung unglücklicher Umstände.“

Denn die Flüchtlingsunterbringung ist nur eine Übergangslösung, weil der geplante Schulumbau um einige Monate nach hinten verschoben werden muss. Denn die Detailplanung des damit beauftragten Architekturbüros liegt noch nicht vor. Daher könne man weder Ausschreibungen verschicken, noch Aufträge vergeben oder weiter planen, so Nicole Raichle.

Derzeit würden zwar schon erste Arbeiten am Gebäude vorgenommen. „Wann es letztlich aber mit den großen Arbeiten weitergehen kann, wissen wir auch noch nicht“, sagt die Pressesprecherin.

Der Sicherheitsdienst kommt nun öfter vorbei

Die Sorgen der Eltern kann sie zwar nachvollziehen. Auch habe vor kurzem ein „sehr konstruktives Gespräch“ der Stadt mit der Bürgerinitiative stattgefunden. Allerdings habe es in der Vergangenheit noch nie Probleme mit den bereits in Sachsenheim lebenden Asylbewerbern gegeben: „Flüchtlinge sind ja keine potenzielle Gefahrenquelle, außerdem haben wir auch mit randalierenden oder pöbelnden Jugendlichen durchaus unsere Probleme.“ Künftig werde der ohnehin regelmäßig patrouillierende Sicherheitsdienst noch öfter am Schulgelände vorbeischauen. Ob die Polizei mit einer eigenen Wache vor Ort sei, liege nicht im Ermessen Stadt.

Die Stadt gehe trotz der veränderten Sachlage davon aus, dass der große Teil des Schulumbaus etwa von Ostern 2018 an starten könnte. Dann könnten die Schüler auch wie jetzt schon für September geplant in die Container ziehen. Auch die Stadtverwaltung zeigt sich nicht zufrieden mit den Vorgängen. Nun müsse man aber das Beste daraus machen, betont Nicole Raichle: „Diese Kröte müssen wir nun alle schlucken, ob wir wollen oder nicht.“