Im Schnitt werden pro Woche zurzeit 20 Flüchtlinge in den Rems-Murr-Kreis geschickt. Foto: dpa

Die Flüchtlingszahlen sind in den vergangenen Monaten im Rems-Murr-Kreis stark zurückgegangen. Dennoch will das Landratsamt an dem Plan festhalten, bis zum Jahresende Unterkünfte für rund 9900 Personen zu schaffen.

Rems-Murr-Kreis - Wie im gesamten Land hat sich in den vergangenen Monaten auch im Rems-Murr-Kreis die Flüchtlingslage deutlich entspannt. Dennoch will das Landratsamt an dem Plan festhalten, bis zum Jahresende im großen Stil weitere Unterkünfte zu schaffen. Man rechnet mit zusätzlichen Kapazitäten für gut 4500 Menschen.

20 Personen sind es zurzeit, die dem Kreis pro Woche zugewiesen werden. Eigentlich wären es nur noch vier, denn der Rest ist die Aufarbeitung von Rückständen. 154 Asylsuchende hätten schon in früheren Monaten aufgenommen werden sollen. Vom Land zugewiesen würden nun nur noch Personen, die bereits einen Asylantrag gestellt hätten.

Türkeiabkommen „auf unsicherem Fundament“

Im Koordinierungsstab Flüchtlinge des Landratsamts spricht man von einer „Verschnaufpause“. Ob aber eine dauerhafte Entlastung daraus werde, sei noch offen. „Die Zukunft des Abkommens mit der Türkei steht nach Einschätzung der Kreisverwaltung auf unsicherem Fundament“, heißt es in einem aktuellen Lagebericht. Weil zudem damit zu rechnen sei, dass sich die Flüchtlinge Alternativrouten auf dem Landweg und über das Mittelmeer suchten, sei es notwendig, bei der bisher verfolgten Strategie zu bleiben. Diese sieht vor, bis zum Jahresende 9900 Plätze zu schaffen.

5231 Flüchtlinge sind es zurzeit, die an Rems und Murr in 66 Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind. Bei dem künftigen Ausbau will der Landkreis verstärkt auf Wohncontainer-Lösungen setzen. Das erste Containerdorf, das von der örtlichen Firma Kärcher Futuretech bereitgestellt wurde, ist im April in Fellbach bezogen worden. Es war das Erste seiner Art im ganzen Land. Weitere Standorte in Fellbach, Leutenbach und Allmersbach sollen folgen. Insgesamt 540 Unterbringungsplätze sollen in der modularen, flexiblen Bauweise geschaffen werden.

Die weitere Schaffung neuer Wohnplätze und die aktuell vergleichsweise niedrige Zuweisungsrate ermöglichten nun, die Belegungszahl in manch anderen Unterkünften zu reduzieren, heißt es seitens des Koordinierungsstabs. Außerdem könnten nach Sport- und Gemeindehallen in Schorndorf, Fellbach, Backnang und Rudersberg weitere Notunterkünfte geräumt werden. Aktuell sind noch rund 700 Flüchtlinge in sieben provisorisch hergerichteten Hallen untergebracht. Als Nächstes sollen die Turnhalle im Beruflichen Schulzentrum in Schorndorf und eine Unterkunft auf dem Weinstädter Birkel-Areal frei gemacht werden.

Noch nicht alle Notunterkünfte geräumt

Für die Räumung sämtlicher Notunterkünfte indes sei die Schaffung neuer Gemeinschaftswohnplätze nötig. Zudem sieht sich das Landratsamt bei dem Umzug der Flüchtlinge vor weitere Herausforderungen gestellt: Viele der Flüchtlinge hätten in den vergangenen Monaten begonnen, sich in das Gemeinwesen zu integrieren. Sie besuchten Kurse, die Kinder gingen vor Ort in den Kindergarten oder die Schule, die jeweiligen Asyl-Arbeitskreise hätten gute Kontakte geknüpft. Das Ziel sei deshalb, dass die Asylsuchenden auch bei einem Umzug möglichst in der näheren Umgebung bleiben könnten.

Integration und Arbeit

Anlaufstelle
Die Waiblinger Arbeitsagentur und das Jobcenter wollen eine zentrale Anlaufstelle für geflüchtete Menschen mit „Bleibeperspektive“ und Wohnsitz im Rems-Murr-Kreis einrichten. Das gemeinsame Beratungs- und Vermittlungsteam soll Ansprechpartner bei allen Fragen rund um die Arbeitsmarktintegration sein.

Kontakt
Der Leiter und Ansprechpartner des sogenannten IBA-Teams (Integration, Beratung, Arbeit) ist Robert Steinbock. E-Mail: waiblingen.IBA-Team@arbeitsagentur.de, Telefon 0 71 51 / 9 51 94 33.