Lehrerin Petra Hanser-Cichos und Metzgereichef Sebastian Schrotter sind fassungslos – wegen eines Verbots vom Regierungspräsidium Karlsruhe darf ein Flüchtling seine Ausbildung nicht fortsetzen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Flüchtlinge, die sich in Ausbildung befinden, und Betriebe, die diese Aufgabe übernehmen, dürfen nicht unnötig von der Bürokratie ausgebremst werden.

Stuttgart - Die Anfangseuphorie der Wirtschaft, was die große Flüchtlingswelle betrifft, ist heimlich, still und leise verebbt. Zu viele der Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, bringen nämlich weder einen brauchbaren Abschluss noch ausreichende Sprachkenntnisse mit, um hier schnell dem Arbeitsmarkt zu nutzen. Es kostet Schulen und Betriebe Zeit, Geld und viel Mühe, sie auf ein Berufsleben vorzubereiten. Und doch tun sie es, jede Erfolgsmeldung dabei wird gefeiert. Denn eines zumindest bringen viele Flüchtlinge mit: den Willen, für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Und dabei sind sie häufig nicht so wählerisch wie die einheimische Bevölkerung.

Davon könnten Branchen profitieren, denen der Nachwuchs nicht gerade in Scharen zuläuft: Bäcker, Metzger und andere Handwerksbetriebe. Sie benötigen dringend Personal und sind deshalb oft bereit, trotz aller Schwierigkeiten auch Flüchtlinge auszubilden. Umso schlimmer, wenn dann die Bürokratie allen einen Strich durch die Rechnung macht: Immer wieder sorgen Behörden durch zu hohe Auflagen oder eine Ablehnung des Asylantrags während der Ausbildung dafür, dass die Tätigkeit sofort beendet werden muss. Menschen, die dann geduldet in Deutschland bleiben, leben vom Steuerzahler statt von der eigenen Hände Arbeit. Eine Regelung im neuen Integrationsgesetz soll so etwas zwar vermeiden, aber in der Praxis klappt das offensichtlich häufig nicht.

Das ist gleich dreifach sinnlos. Zum einen für die Flüchtlinge, die arbeiten wollen, aber nicht dürfen; zum zweiten für die Betriebe, denen nach großer Mühe plötzlich der Lehrling fehlt; und zum dritten für die beruflichen Schulen, die Praktika und Ausbildungsplätze vermitteln. Es wird Zeit, sich ans Gesetz zu halten und diesen Unsinn zu beenden.

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