Neben den Kindertagesstätten sollen die Unterkünfte (rot) gebaut werden. Foto: Stadt Stuttgart

Rund 100 Flüchtlinge werden derzeit in Stammheim betreut. Von 2016 an sollen bis zu 243 Flüchtlinge hinzukommen; in drei Unterkünften, sogenannten Systembauten, an der Ottmarsheimer Straße.

Stammheim - Rund 100 Flüchtlinge werden derzeit in Stammheim betreut. Etwa 70 an der Poppenweiler Straße, 30 weitere an der Asperger Straße. Von 2016 an sollen bis zu 243 Flüchtlinge hinzukommen; in drei Unterkünften, sogenannten Systembauten, an der Ottmarsheimer Straße. Axel Wolf vom Amt für Liegenschaften und Wohnen, Günter Gerstenberger vom Sozialamt und Solveigh Schuch von der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) stellten dem Stammheimer Bezirksbeirat am Dienstagabend die Pläne vor – und stießen dabei auch auf Kritik.

„Das ist kein optimaler Standort, direkt an den Kindertageseinrichtungen“, beklagte sich der Bezirksbeirat Stefan Kulle (CDU). „Klar haben wir eine besondere humanitäre Aufgabe, aber im Verhältnis zu den Einwohnern ergibt sich für Stammheim eine besondere Belastung.“ Sein Ratskollege Peter Dietz-Vowinkel (SPD) wünschte, dass „aus Gründen der Sozialverträglichkeit“ auf dem Grundstück nicht mehr als drei Unterkünfte gebaut würden. Wichtig sei die gute Betreuung der Flüchtlinge. Auch solle man einen freien Internetzugang im Haus schaffen. Petra Bonnet von den Grünen stellte das Positive an der neuen Situation heraus: „Ich hoffe auf den Zuzug von vielen Familien mit Kindern, wir sind ein integrativer Stadtteil.“

Gebäude sind an diesem Standort rechtlich zulässig

„Wir haben in Stuttgart hunderte Flächen geprüft, ob sie sich als Standort für Flüchtlingsunterkünfte eignen“, sagte Axel Wolf. Unter die Lupe genommen habe man auch Flächen im Gebiet Emerholz, doch die seien weniger geeignet, da sie sich zu weit von der nächsten Bushaltestelle und vom Ortskern befänden und nur Platz für zwei Systembauten böten. „Wir müssen Standorte bevorzugen, an denen eine maximale Zahl von Flüchtlingen möglich ist“, sagte Wolf. Das sei an der Ottmarsheimer Straße der Fall. Auch seien die Bauten dort rechtlich zulässig. „Dieser Standort ist zentraler gelegen, fußläufig kommt man in den Flecken, und es gibt doch eine gewisse Distanz zur Nachbarschaft“, sagte Günter Gerstenberger. „In Stammheim hat man Erfahrungen mit Flüchtlingen und kann die 243 Personen sozialverträglich integrieren.“ Er setze dabei unter anderem auf ehrenamtliche Helfer. Zur professionellen Betreuung seien drei Vollzeitstellen vorgesehen. Die Betreuung finde tagsüber statt, zu den üblichen Bürozeiten. Eine Anlaufstelle rund um die Uhr sei vor Ort nicht vorgesehen. Ebenso wenig gebe es von städtischer Seite einen freien Internetanschluss. „Wir legen Leitungen, aber Wifi gibt es grundsätzlich nicht, die Stadt haftet nicht für Internetnutzung“, sagte er. Dies müsse über einen Verein geregelt werden.

Ein Anwohner der Segelfalterstraße regte an, den Bolzplatz, der neben der Einrichtung liegt, zu verlegen, sodass die Systembauten näher an der Straße liegen und der Bereich um den Bolzplatz nicht kleiner werde. Axel Wolf sicherte zu, dass der Bolzplatz nicht verkleinert werde und er die Anregung mitnehme.

Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen

Solveigh Schuch erklärte, die Zufahrt zu den Unterkünften müsse verbreitert werden, damit auch Feuerwehr und Müllautos problemlos anfahren könnten. Ein erheblicher Mehrverkehr sei nicht zu befürchten. „Die Flüchtlinge haben keine Autos.“ Der Bau soll noch in diesem Jahr beginnen, 2016 soll die Belegung erfolgen. Laut Axel Wolf sollen die Einrichtungen für zunächst fünf Jahre genehmigt werden, gegebenenfalls beantrage man eine Verlängerung um weitere fünf Jahre. „Das Planungsrecht würde eine längerfristige Nutzung erlauben. Was nach zehn Jahren ist, muss man dann sehen“, sagte Wolf.

Ein Anwohner sagte, er fühle sich durch die neue Situation „bedroht“. Dem entgegnete Günter Gerstenberger: „Von den Flüchtlingsunterkünften geht kein besonderes Risiko aus. Eine Risiko ist statistisch nicht belegbar und entspricht auch nicht unserer Erfahrung.“