Die EU-Kommissare Dimitris Avramopoulos und Frans Timmermans besuchten am Freitag Kos. Foto: dpa

Die griechischen Inseln in der Ostägäis ächzen unter den steigenden Flüchtlingszahlen. Erneut kam es auf Kos zu Ausschreitungen. bei ihrem Besuch werden die EU-Kommissare nicht eben freundlich empfangen.

Athen/Kos/Lesbos - Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen auf griechischen Inseln hat die Europäische Union Hilfe versprochen. In der Hafenstadt Piräus soll bald ein sogenanntes Hotspot-Zentrum öffnen, um dort Flüchtlinge zu registrieren. Das kündigte am Freitag der für Migrationsfragen zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos auf der Insel Kos an. In dem Zentrum auf dem griechischen Festland soll festgestellt werden, wer das Recht auf Asyl hat und wer nicht.

Gemeinsam mit dem stellvertretenden EU-Kommissionspräsidenten Frans Timmermans bekam Avramopoulos einen Eindruck davon, wie explosiv die Lage auf Kos ist. Rechtsextremistisch gesinnte Demonstranten beschimpften die beiden hochrangigen EU-Vertreter als „Verräter“.

Flüchtlinge wollten Fähre stürmen

Auf den griechischen Inseln Lesbos und Kos, wo Tausende Migranten auf ihre Abreise warten, kam es am Freitag abermals zu Rangeleien und Schlägereien. Auf Lesbos setzte die Polizei am Freitagmorgen Blendgranaten ein, um rund 1000 aus Afghanistan stammende Flüchtlinge daran zu hindern, mit Gewalt auf die Fähre „Blue Star 1“ zu kommen, die nach Piräus auslaufen sollte. Das Schiff konnte rechtzeitig ablegen, wie Augenzeugen berichteten.

Die Registrierzentrale in Piräus soll dazu dienen, die Inseln der Ostägäis zu entlasten. Neben griechischen sollen auch Beamte aus anderen EU-Staaten in Piräus arbeiten, hieß es.

Timmermans verspricht Hilfe

Avramopoulos stellte klar: Die Flüchtlingskrise werde nicht über Nacht enden. „Es ist kein ungarisches, deutsches oder griechisches Problem. Wir brauchen Kooperation in der EU“, sagte Avramopoulos. Auch der stellvertretende Kommissionspräsident Frans Timmermans versprach Athen und den Einwohnern der Inseln finanzielle und technische Unterstützung. Die EU werde Kos „nicht im Stich lassen“, sagte Timmermans.

Es soll auf den Inseln eine erste unbürokratische Registrierung geben. Dazu sollen alte Kasernen wieder öffnen, um die Flüchtlinge vorübergehend aufzunehmen. Danach sollen diese Menschen nach Piräus gebracht werden, sagte Avramopoulos.

„Ihr habt unsere Insel zerstört“

Dutzende Bewohner der griechischen Insel Kos hatten zuvor Timmermans und Avramopoulos beschimpft. „Verräter! Raus Verräter! Ihr habt unsere Insel zerstört“, riefen die Versammelten am Freitag den beiden zu. Die EU könne ihre Außengrenzen nicht schützen, kritisierten die Demonstranten. Einige drohten damit, ihre Jagdflinten gegen die Migranten einzusetzen. Das ist in einem Video zu sehen, das im griechischen Fernsehen gezeigt wurde und im Internet abrufbar war. Wie Kenner der Verhältnisse auf Kos sagten, handelte es sich bei den Demonstranten um rechtsextremistisch gesinnte Bürger.

Am Donnerstagabend war es auf der Insel Kos zu Schlägereien zwischen Migranten und Einheimischen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Bei den Ausschreitungen wurden nach Berichten örtlicher Medien mehrere Menschen leicht verletzt.

Unterdessen trafen am Freitag rund 2500 Flüchtlinge in der Hafenstadt Piräus ein. Sie kamen an Bord der Fähre „Eleftherios Venizelos“. Die Fähre hatte die Menschen am Vortag von den Inseln Kos, Kalymnos, Leros und Lesbos abgeholt. Am Donnerstagabend war eine andere Fähre mit mehr als 1700 Migranten aus Lesbos in Piräus eingelaufen, wie ein Offizier der Küstenwache mitteilte. Die beiden Fähren sollten am Freitag erneut zu den Inseln der östlichen Ägäis fahren. Die Migranten wollen nach Westeuropa weiterfahren. Fast alle von den Medien befragten Flüchtlinge sagten, sie wollen nach Deutschland.