An dieser Stelle soll in Birkach die neue Flüchtlingsunterkunft entstehen. Sie soll Platz bieten für 156 Asylsuchende. Foto: z

An neun weiteren Standorten in Stuttgart sollen Asylsuchende in Systembauten oder Containern Obdach finden. Hunderte werden auch in Birkach, Degerloch und Sillenbuch wohnen. Lokalpolitiker sehen Diskussionsbedarf.

Filder - Nein, ein Paukenschlag war es nicht. Als der Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck bei der Sitzung des Bezirksbeirats verkündete, dass die Stadt in Sillenbuch 108 Flüchtlinge in Containern im Unteren Hasenwedel und 80 Asylsuchende von November an vorübergehend im ehemaligen Heidehof-Gymnasium an der Gorch-Fock-Straße unterbringen will, hob kein Lokalpolitiker die Augenbrauen. Mittags hatte Oberbürgermeister Fritz Kuhn zu einer Pressekonferenz geladen. Darin wurde bekannt gegeben, wie die Stadt Platz zu schaffen gedenkt für 6500 Flüchtlinge, die sie bis zum Jahresende erwartet. An neun neuen Standorten sollen sie in Systembauten und Containern Obdach finden. Darunter sind auch Sillenbuch, Birkach und Degerloch.

In Sillenbuch soll in zwei Wochen auf einer Sondersitzung des Bezirksbeirats über die neue Situation beraten werden. Philipp Kordowich, Sprecher der CDU im Bezirksbeirat, hält den Standort Unterer Hasenwedel für eher unproblematisch.

Bedenken gegen Provisorium

Er äußert aber Bedenken angesichts einer vorübergehenden Nutzung des ehemaligen Heidehof-Gymnasiums als Flüchtlingsunterkunft. „Jeder, der das Gebäude kennt weiß, wie zugig es ist. Wir müssen schon drauf achten, dass das im Winter noch eine menschenwürdige Unterbringung ist“, sagt Kordowich. Die Not der Kommunen rechtfertige nicht, dass alle Standards außer Acht gelassen werden, mahnt der CDU-Politiker. Außerdem liege das Gebäude mitten in einem Wohngebiet. „Da sehe ich mehr Konfliktpotenzial als im Unteren Hasenwedel auf der Wiese“, sagt Kordowich.

Anlass für Spannungen in der Bürgerschaft sieht auch die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel angesichts des neuen Birkacher Standorts. An der Grüninger Straße sind zwei Systembauten geplant, in denen 156 Flüchtlinge Platz finden sollen. Die Bauten werden aus Sicht Lindels bedenklich in Richtung Birkacher Feld gebaut. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt das Birkacher Feld als Baugebiet aufmachen will“, sagt die Bezirkschefin.

Bezirkschefin will nachhaken

Vorstellen kann sie sich dagegen, dass in der Bürgerschaft genau dieser Eindruck entstehen könnte. Lindel will deshalb noch einmal nachhaken, warum die Stadt für diesen Standort grünes Licht gegeben hat. Die Tatsache, dass Flüchtlinge nun nicht nur in Plieningen, sondern auch in Birkach leben sollen, sieht sie dagegen gelassen. „Jede neue Unterkunft ist zunächst eine Herausforderung und erregt auch Widerstände in der Bevölkerung“, sagt Lindel.

Sie verweist auf den großen Plieninger Freundeskreis für Flüchtlinge und bewertet die Akzeptanz des Heims Im Wolfer als insgesamt gegeben an. Nun stelle sich die Frage, ob der Plieninger Freundeskreis sich auch der neuen Unterkunft annehmen wird, oder ob es einen eigenen Birkacher Freundeskreis geben wird.

In Degerloch wird sich im Oktober ein Freundeskreis für Flüchtlinge konstituieren. Der SPD-Bezirksbeirat Ulrich-Michael Weiß geht davon aus, dass die Bürgerschaft den Bau von Containern am Georgiiweg wohlwollend begleiten wird. Er bedauert, dass die Flüchtlingsunterkunft wohl den Bau einer Sporthalle verzögern wird. „Es ist eine gesetzliche Verpflichtung, die gewisse Einschränkungen bedingt“, sagt er.