Flüchtlinge laufen von der mazedonischen Grenze nach Serbien. Foto: AP

Über den westlichen Balkan strömen derzeit Tausende Flüchtlinge nach Norden. Diejenigen, die über die mazedonische Grenze kamen, haben jetzt teilweise Serbien erreicht.

Miratovac - Tausende erschöpfte Flüchtlinge haben zu Fuß die Grenze zwischen Mazedonien und Serbien überquert. Über das Wochenende bis Montagmorgen waren es etwa 7000 Menschen, unter ihnen Frauen, Säuglinge und Kleinkinder. Einige gingen an Krücken, andere wurden in Rollstühlen nach Serbien geschoben. Gleichzeitig kamen Hunderte neue Flüchtlinge aus Griechenland in Mazedonien an. Vor der griechischen Insel Lesbos ertranken zwei Flüchtlinge, deren Boot gekentert war.

„Ich will nach Deutschland“

„Ich bin aus dem Irak. Ich will nach Deutschland“, sagte der erschöpfte Ali, der nur seinen Vornamen nennen wollte und auf einem staubigen Feld vor dem Asylzentrum der serbischen Grenzstadt Presevo Schlange stand. Wenn die Ankömmlinge einen formalen Asylantrag stellen, haben sie drei Tage Zeit, Serbien über die ungarische Grenze wieder zu verlassen.

Die meisten Flüchtlinge kommen aus dem Nahen Osten, Afrika und Asien und wollen weder in Griechenland noch in Mazedonien oder Serbien bleiben. Sie möchten ins EU-Mitgliedsland Ungarn und von dort weiter in wohlhabende Staaten wie Deutschland und Schweden.

In Österreich wurden beim Zusammenstoß zweier überfüllter Kleinbusse 37 Menschen verletzt, sieben von ihnen schwer. Dutzende weitere flohen, unter ihnen die mutmaßlichen Schleuser, wie die Polizei mitteilte.

Humanitäre Katastrophe

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz reiste am Montag nach Mazedonien, wo er mit Flüchtlingen zusammentraf. Er bezeichnete die Lage als humanitäre Katastrophe für die gesamte EU. Das Problem müsse dringend angegangen werden, nicht nur in Italien, sondern auch auf der westlichen Balkanhalbinsel.

Mazedonien hatte seine Grenze zu Griechenland in der vergangenen Woche geschlossen. Doch Tausende Flüchtlinge durchbrachen die Stacheldrahtsperren und ließen sich auch durch Blendgranaten nicht aufhalten. Dabei gab es mindestens zehn Verletzte. Am Wochenende öffnete Mazedonien die Übergänge wieder. Am Montag kam es allerdings erneut zu Rangeleien. Die Polizei ließ nur kleine Gruppen durch, um einen Massenansturm wie am Wochenende zu verhindern. Eine Schwangere wurde leicht verletzt.

Im Schlauchboot nach Griechenland

Vor Lesbos nahmen am Morgen Fischer einen schiffbrüchigen Flüchtling an Bord. Er berichtete, er habe mit etwa 15 Personen in einem Schlauchboot nach Griechenland übersetzen wollen. Das Boot sei umgekippt. Die Fischer alarmierten die Küstenwache, die zwei Tote barg und sechs Flüchtlinge lebend aus dem Wasser holte. Nach mindestens fünf Vermissten wurde noch gesucht. Einem Flüchtling gelang es, aus eigener Kraft nach Lesbos zu schwimmen.

Die Küstenwache teilte mit, sie habe allein von Freitagmorgen bis Montagmorgen bei Rettungsaktionen vor den Inseln Lesbos, Chios, Samos und Kos 877 Menschen aufgegriffen. Darüber hinaus seien Hunderte von der Türkei über die Ägäis nach Griechenland gekommen, die meisten in Schlauchbooten. Auf diesem Weg haben in diesem Jahr bereits mehr als 160 000 Flüchtlinge Griechenland erreicht.