Die floralen Meisterwerke von Saskia Höhenberger (l.) und Annekatrin Wannenmacher sind bis zum 21. Februar in der Vaihinger Schwabengalerie zu sehen. Weitere Bilder gibt es in unserer Fotostrecke. Foto: Lisa Wazulin

Sie sind auf dem Weg zum Meistertitel, die zehn Floristinnen aus Hohenheim. Die Schwabengalerie in Vaihingen haben sie in eine Meer aus Blüten verwandelt. Wer sich für Blumen interessiert, kann noch bis zum 21. Februar schauen gehen.

Hohenheim/Vaihingen - Eine gelbe Blüte ziert ihr Haar. Die junge Frau hält den Blumenstrauß in ihrer Hand ein Stück weit von sich. Konzentriert schaut sie den Strauß immer wieder von allen Seiten an; ihr Blick ist kritisch, aber auf ihren Lippen liegt ein Lächeln. Ihre Kolleginnen neben ihr tun es ihr gleich. Jede der jungen Floristinnen hat sich einen Handwerksgürtel locker um die Hüften gebunden. „Blumen sind die Boten der Lebendigkeit. Damit machen wir die Menschen glücklich“, sagt Meisterschülerin Saskia Höhenberger.

Aber es sind nicht die Blumen allein, mit denen die junge Frau ihre Kunden glücklich macht. Zuvor hat sie einer alten Dame geduldig die Beschaffenheit der Pflanzen erklärt. Für ihre verständnisvolle und freundliche Art ist die junge Blumenfreundin unter ihren Mitschülern bekannt. „Man muss eben mit dem Herzen dabei sein“, sagt Höhenberger, „das sind wir alle“.

Eine Flut von Blüten

Mit ihrer Ausstellung „Blütenkunst“ haben zehn Meisterschüler der Floristmeisterschule Hohenheim – es sind diesmal nur Frauen – eine Flut von Blüten in das Einkaufszentrum der Schwabengalerie in Vaihingen gebracht. Sie präsentieren noch bis zum 21. Februar ihre ausgefallenen Meisterwerke. Was es beim Binden eines Blumenstraußes zu beachten gilt, konnten Besucher der Ausstellung am vergangen Freitag, 13. Februar, in dem Einkaufszentrum miterleben. Die künftigen Meister demonstrierten vor dem Publikum ihre Flechtkünste.

Die Floristinnen sind so unterschiedlich wie ihre Blumen selbst. Das fängt schon beim Alter an. „Bei uns spielt es keine Rolle, wie alt jemand ist. Ob 22 oder 44 Jahre, manche von uns stehen in der Blüte ihres Lebens, andere sind einfach Dauerblüher“, scherzt die 32-jährige Rahel Plieninger und wirft einer fast zehn Jahre jüngeren Klassenkameradin einen verschmitzten Blick zu. Einem kleinen Mädchen, das sie scheu von den Armen ihrer Mutter aus beobachtet, streckt Plieninger eine Blume entgegen. Das unerwartete Geschenk zaubert ein Lächeln auf das Gesicht des Kindes. „Wir sind die Vermittler zwischen Blumen und Menschen. Wir berühren sie damit. Genau deshalb haben wir den schönsten Beruf der Welt“, sagt Plieninger.

Als eine von zehn Meisterschülerinnen ist sie bereits ausgebildete Floristin. Voraussetzung für die Aufnahme an der Schule sind mindestens drei Jahre Berufserfahrung. „In anderen Schulen schaut man den Blumen einfach nur beim Wachsen zu. Hier veranstalten wir Messen, nehmen echte Aufträge an oder gestalten eine Ausstellung“, erklärt Plieninger und klingt selbstbewusst. Jeder der Schüler hat für die Ausstellung gleich zwei Kunstwerke aus Blüten gestaltet. „Die Ausstellung gibt uns die Chance, uns ohne Druck kreativ austoben zu können“, so Plieninger. Das Schaubinden soll den Schülern auch die Angst vor öffentlichen Auftritten nehmen.

Jasmin Belz ist eine der Jüngsten in der Klasse. Die 23-Jährige wollte sich beruflich verändern. Ihre schwarze Brille mit den orangefarbenen Seiten ist optisch abgestimmt auf ihre langen roten Locken. Perfektionistisch, so beschreiben die anderen Schüler die Arbeiten von Belz. Bei ihr muss jede Blume sitzen; am liebsten bindet sie filigrane Sträuße. „Man braucht dafür ein geschultes Auge. Zuerst schaut man der Blume ins Gesicht, man beobachtet sie, dann fängt sie an zu sprechen“, erklärt die Floristin. Jede Blume habe ihre eigenen Ansprüche. „Steckt man zum Beispiel eine Gerbera mit ihren großen und zahlreichen Blüten in eine tiefe Vase, schreit sie förmlich nach Freiheit“, sagt Belz.

Flechttechniken vertiefen

An der Floristmeisterschule in Hohenheim können sich die Schüler frei entfalten. Zu der einjährigen Ausbildung gehören auch die Themen Management, Organisation und Planung. „Wir möchten Profis ausbilden“, sagt der Lehrmeister Jürgen Strohmeier. Der Großteil der Schüler möchte seine Flechttechniken und die Gestaltungskunst vertiefen und erhofft sich von der Zusatzausbildung, endlich einen Weg in die Selbstständigkeit zu finden.

Ob der eigene Blumenladen oder Großaufträge von internationalen Firmen – nach ihrem erfolgreichen Abschluss stehen den Meisterschülerinnen alle Türen offen. Nicht nur die Schüler spüren freilich die Liebe zur Blüte, sondern auch ihr Lehrer. Mit einem Funkeln in den Augen schwärmt Strohmeier von seinem Beruf. „Im Blumenladen ist man den ganzen Tag von Schönheit umgeben“, sagt er. „Jeder der Kunden verlässt den Laden glücklicher als beim Eintreten. Für mich ist jede Stunde in diesem Job wie Wellness.“ Diese Zufriedenheit, sagt er, könne man nicht mit Geld bezahlen.