Eva Horn mag es, wenn sie über Twitter humorvolle Flirt-Botschaften bekommt Foto: 7d7c.de

Zweisam twittern: Die Stuttgarterin Eva Horn weiß, wie man mit 140 Zeichen flirtet.

Stuttgart - Liebe kann so einfach sein. Während man sich früher seitenweise Briefe schrieb oder stundenlang am Telefon hing, haben sich Partnersuche und das Flirten verändert. Manchmal reichen sogar 140 Zeichen: wenn man sein Glück bei Twitter versucht.

Im Mittelalter sang man sich stundenlang Lieder von der Minne. In der Romantik schickte man sich Liebesbriefe, die über viele Seiten gingen und dem oder der Angebeteten das Herz erwärmen sollten. Heute ist die Gesellschaft schnelllebig geworden. Viele Menschen suchen und finden den Lebenspartner im Internet.

Für Eva Horn ist das viel zu umständlich. Die 27-jährige Stuttgarterin hat eine neue Möglichkeit entdeckt zu flirten: über Twitter. Bei dem Kurznachrichtendienst im Internet hat eine Nachricht nur 140 Zeichen. Und doch reichen die wenigen Zeilen oft, um einen eindeutigen Eindruck zu hinterlassen. Eva Horn hat selbst schon Erfahrungen mit dem "Flittern", wie sie es nennt, gemacht. "Flittern ist ein Wortspiel aus Flirten und Twittern. Und das Spiel mit der Sprache ist gerade das, was das Ganze so interessant macht", sagt sie. "Das muss man dann auch nicht immer so ernst nehmen wie bei einer Online-Partnerbörse."

Der schönste Flitter-Tweet, sprich der schönste Beitrag, den sie selbst bekommen hat, war dieser: "Du hast grüne Haare? Ich habe nur deine Augen beachtet!" Damit hat der Twitter-Partner ihren Nerv getroffen, denn Komplimente seien immer ein guter Anfang, sagt sie: "Besser flittern geht da einfach nicht."

Für Horn sind Stilmittel wie Ironie und Wortwitz wichtig. "Wenn ich merke, dass jemand, der mir schreibt, humorvoll und auch mal zynisch sein kann, dann hat man im Zweifelsfall zumindest einen netten Menschen getroffen." Ein weiterer Vorteil bei Twitter: Man komme leichter auf einen Nenner, weil man sich über banale Dinge unterhalten könne. "Man kann auch mal jammern", sagt Eva Horn und erzählt davon, wie sie einmal, als gebürtige Bremerin, kein Lakritz in Süddeutschland fand. "Das habe ich bei Twitter geschrieben - und dann ein Paket mit Lakritz an meinen Arbeitsplatz geliefert bekommen", freut sie sich. Auch ein kleines Fass Bier hat ihr mal einer ihrer Twitter-Verehrer geschickt.

Die große Liebe hat sie selbst noch nicht gefunden. Ihre Freundinnen Teresa Bücker und Nadine Lantzsch allerdings, die sie auch über Twitter kennengelernt hat, haben ihre Lebensgefährten aber über den Kurznachrichtendienst kennengelernt - und sie sind schon allein deshalb Flirt- Expertinnen bei Twitter. Die drei jungen Frauen haben vor kurzem in Berlin auf der Internet-Konferenz Republica von ihren Erfahrungen berichtet und Anleitungen fürs Flittern gegeben.

Dafür gibt es sogar eine eigene Sprache. Das Hashtag #hach oder die Zeichenfolge <3, die ein Herz symbolisieren soll. Wer sich nach einigen Nachrichten sympathisch findet, kann den nächsten Schritt gehen und sich mit Direktnachrichten näher kennenlernen. Der nächste mögliche Schritt ist ein Treffen im echten Leben.

Für alle, die das Flittern mal ausprobieren wollen, hat Eva Horn einen Tipp parat: „Wichtig ist Mut zum Risiko, denn es schadet nichts“, sagt sie. „Und in der Regel lernt man eigentlich ganz nette Leute kennen.“ Verlieren kann man bei einem Twitter-Flirt nicht viel: „Außer seinem Herz natürlich“, sagt Eva Horn.

Eva Horn twittert unter dem Namen "habichthorn".